Die Notwendigkeit von Strategie wie Handwerk

Egon W. Kreutzer, Wie der Phönix aus der Ampel. Modell Deutschland 2029

Man kann sich auf verschiedene Weise mit der uns dargebotenen Politik auseinandersetzen. Man kann ihr huldigen, was in großem Umfang von der veröffentlichten Meinung betrieben wird. Man kann sie in bestimmten Details kritisieren und gleich in eine sich im Spezialistentum einer Sparte verlierende Diskussion verfallen. Man kann sie in Gänze verurteilen und entweder in Zorn oder Lamento verharren. Auch von letzterem gibt es genügend Referenzen. Allen gemeinsam scheint zu sein, dass sie konstruktiv nichts von dem ändern, was allerdings als Defizit augenscheinlich ist. Egon W. Kreutzer gehört zu den Autoren, die in kein vorgeformtes Klischee passen, der sich immer mit dem Ganzen wie mit den Details befasst und dem nachgesagt werden kann, dass es ihm gelungen ist, seinen Blick nie durch die Irritationen einer überdimensionierten Ideologie trüben zu lassen.

Kreutzer nun hat in seiner neuesten Publikation, die den Titel trägt „Wie der Phönix aus der Ampel. Modell Deutschland 2029“ etwas getan, auf das die oben beschriebenen Kritiker bis dato nicht gekommen sind, aber eigentlich auf der Hand liegt. Er hat sich überlegt, wie eine jede Organisation, die im harten Konkurrenzkampf überleben muss, vorgehen würde, um sich zu wappnen und sich eine gute Zukunftsprognose zu verschaffen. Die Methoden und Werkzeuge, derer er sich bemächtigt, sind im tradierten Leben professionell betriebener Organisationen kein Hexenwerk, sondern tägliches Können und Anwenden.

So beginnt Kreutzer mit dem Umreißen einer Strategie für Deutschland und betrachtet, nachdem diese beschrieben ist, welche Schritte notwendig sind, um diese – Souveränität, Frieden, Wohlstand – zu erreichen. Dabei betrachtet er die einzelnen Sektoren nicht exklusiv als allein stehende Segmente, sondern in ihrer Wechselwirkung. Die großen Überschriften bilden Bevölkerung, Wirtschaft, Steuern (inklusive Staatsbudget, Staatskasse), Ausland und Geldwesen. In operativ nachvollziehbaren Schritten werden einzelne Maßnahmen entwickelt, die, setzte man sie direkt um, durchaus großes Lösungspotenzial für die momentan immer wieder als brennende Fragen betrachteten Problemstellungen beinhalteten. Ob es sich dabei um Wohnungsnot, um Fachkräftemangel, Bürokratie, Zu- und Abwanderung, Infrastruktur, Gesundheitswesen oder Verteidigung handelt. Alle Segmente, denen sich Kreutzer bei der Entwicklung konkreter Lösungsansätze widmet, dokumentieren eine große Sachkenntnis und lassen nie den Verdacht aufkommen, man hätte es mit einem Vertreter plakativ vermittelter Politikansätze zu tun.

Trotz der breitflächigen Konkretisierung der Lösungsfindung lässt Kreutzer in diesem wirklich bemerkenswerten Buch die Strategie nicht in ihrer Abstraktion alleine stehen. Ob es sich um EU- oder NATO-Mitgliedschaft oder die Beziehungen zu den USA, China, Russland und Vereinigungen wie den BRICS-Staaten handelt: Kreutzer lässt sich leiten von der Formulierung deutscher Interessen, die mal kongruent sind mit den genannten Bündnissen und Staaten und mal eben nicht. Der Grundgedanke, und so ist es auch in der Strategie formuliert, ist die Souveränität. Ist die nicht gegeben, so kann Politik nicht ohne gravierende Fehler einhergehen.

Der sachlich gehaltene Aufschlag dieses Buches lässt zwei Elemente der gegenwärtigen Politik ins Auge stechen, ohne dass Kreutzer explizit darauf hinweisen müsste: Wir haben es gegenwärtig mit einer Politik zu tun, die aufgrund mangelnder Souveränität in großem Maße dazu neigt, nationale Interessen zu vernachlässigen. Und: das handwerkliche Instrumentarium, wie Strategien zu entwickeln und die notwendigen taktischen Maßnahmen zu organisieren sind, ist nicht vorhanden.

Zwei Gründe mehr, dieses Buch zu lesen. Und es mit möglichst vielen Menschen, die an konstruktivem Gelingen interessiert sind, zu diskutieren.    

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