Archiv für den Monat Dezember 2018

Neue Medien braucht das Land!

Wenn ein Vorwurf im Raum steht, existieren unterschiedliche Möglichkeiten, damit umzugehen. Je nach dem, wer sich äußert, so die Einschränkung, über die auf jeden Fall nachgedacht werden muss, sollten sich die Beschuldigten gut überlegen, wie sie damit umgehen. Die gemachte Einschränkung beschränkt sich auf die unlautere Formulierung eines Vorwurfes, um etwas anderes zu erreichen als ein Klärung klärungsbedürftiger Verhältnisse. Haltet den Dieb!, gerufen von einem Dieb selbst, ist so ein Fall. Aber kommen wir zum Kern!

Da steht ein Vorwurf im Raum, der häufig und von unterschiedlichen Seiten mit unterschiedlicher Motivlage ausgesprochen wird. Da sollten die Beschuldigten sich gut überlegen, ob und wie sie darauf antworten. Ignorieren ist im hier beschriebenen Fall keine gut Option, da, wie gesagt, unterschiedliche Quellen, die nicht mit einem Schlag diskreditiert werden können, davon sprechen. Den Vorwurf lediglich zurückweisen ist eine ebenso dürftige Variante. Denn sie ist vom Charakter apologetisch, d.h. sie beharrt auf der eigenen Position, ohne zu argumentieren. Zumeist ist eben dieses Verhalten der Inhalt des Vorwurfs. 

Bleibt eigentlich nur noch der Versuch, durch das eigene Handeln zu überzeugen. Es hieße, so etwas wie eine Vivisektion vorzunehmen, am lebenden eigenen Beispiel zu demonstrieren, was Zweck der eigenen Bemühungen ist, welche Motive das eigene Treiben leiten und wie die einzelnen Schritte selbst verstanden werden. Auch wenn eine solche Vorgehensweise den Vorwurf nicht ausräumt, sie schüfe allerdings so etwas wie einen vertrauensvollen Boden, auf dem weitere notwendige Operationen durchgeführt werden können. Alles andere hinterlässt das, was als Metapher so treffend als zerschnittenes Tischtuch beschrieben wird.

Wenden wir uns einem praktischen Beispiel zu: Es geht um die Berichterstattung über die Ereignisse in der Welt. Es geht vor allem um die Institutionen und Medien, die in den Verfassungen der westlichen Demokratien eine besondere Rolle im Sinne der Kontrolle von Regierungsgewalt spielen sollen und die deshalb Privilegien genießen. Genau diese Organe sind es, die sich seit Jahren schwere Vorwürfe aus unterschiedlichen Lagern anhören müssen. In Deutschland taucht der, wegen der Begriffsentlehnung aus der Nazi-Sprache sehr problematischen Begriff der Lügenpresse ebenso häufig auf wie der der Gefälligkeitsmedien. 

In Frankreich, das hat nun das letzte Wochenende der Protest der Gelbwesten gezeigt, werden ebendiese Medien als Kollaborateure bezeichnet, bekanntlich die Bezeichnung aus der jüngeren Geschichte Frankreichs für die Franzosen, die mit den deutschen Besatzern gemeinsame Sache machten. Insofern ist der französische Reflex im Keim wieder einmal sympathischer, aber in der Sache geht es um einen analogen Vorwurf: die Medien machen ihren Job nicht, sondern sie sind ein Instrument der Herrschenden geworden. Sie sind das Gegenteil von dem, was sie verfassungstheoretisch sein sollen.

Reagiert wird westlich wie östlich des Rheins auf gleiche Weise. Die Kritiker werden allesamt als Populisten und Chaoten diskreditiert. Beispiele des eigenen Handelns zu liefern, um zu illustrieren, dass der Vorwurf nicht berechtigt ist, werden nahezu gar nicht geliefert. Es ist das Signal der Erhabenheit über die Kritik aus großen Teilen der Gesellschaft. Es ist die Mitteilung der Entscheidung, auf Seiten der Mächtigen bleiben zu wollen.

Ob sie nun lügen, gefällig sind oder mit dem Feind kollaborieren, die herrschenden Medien erfüllen nicht mehr den Auftrag, den sie haben. Sie liegen in den Händen von Mächtigen, die weit ab von der Öffentlichkeit agieren. Aus der Kraft der kritischen Bewegung müssen die Stimmen entwickelt werden, derer es bedarf, um die Verhältnisse zu ändern. Neue Medien braucht nicht nur ein Land!