Dass der Fußball in Germanistan als eine Gefahr bezeichnet werden muss, liegt nicht an der Art des Sportes, sondern an seiner Faszination. Selten ist die hiesige Bevölkerung mit einem so positiven Lebensgefühl anzutreffen wie in Zeiten, in denen die Equipe in einem internationalen Turnier eine gute Figur abgibt. Dass das nun nicht mehr eine ausschließliche Männerdomäne ist, ist einerseits zu begrüßen, andererseits wird dadurch die Gefahr nicht kleiner. Denn der Fußball wirkt auf die Gesellschaft wie das sprichwörtliche Sandmännchen. Es trübt die Sinne für alles übrige.
Dass wissen unsere Politiker schon seit langem. Betrachtet man die Gesetze, die kurz vor oder während internationaler Fußballturniere verabschiedet wurden, wird sogleich klar, dass sich dahinter das Kalkül verbarg, zu erwartenden Protest mit der Euphorie für den Sport zu ertränken. Nun, kurz vor dem EM-Finale der Frauen, in dem die deutsche Elf wegen herausragender Leistungen zurecht steht, liegt zwar kein Gesetz auf dem Tisch, über das sich zu streiten lohnte, aber es ist eine Regierung am Werk, die in kurzer Zeit mehr zerstört hat, als Gesetze es vermögen. Noch schlimmeres abzuwenden und den Schaden zu korrigieren wird Jahre, wenn nicht Jahrzehnte erfordern und das können, was einen Ausgleich der Gefühle anbetrifft, keine Titel der Welt kompensieren. Aber selbst darum geht es nicht.
Nahezu unbemerkt, obwohl in den staatlichen Verlautbarungsmedien darüber berichtet wurde, allerdings mit einem vermeintlichen Stellenwert wie bei einem lokalen Unfall im kaum bewohnten Grenzgebiet, bahnt sich eine militärische Auseinandersetzung zwischen den USA und China an. Da plant die demokratische Politikerin Nancy Pelosi einen offiziellen Besuch in Taiwan und bricht damit alle Gesetze der eigenen Politik, China, dass Taiwan als eigenes nationales Territorium beansprucht und das seinerseits von lediglich 14 Staaten weltweit anerkannt ist. Taiwan offiziell zu besuchen war bis jetzt Tabu. Es nun zu tun und China damit zu verdeutlichen, was die USA davon halten, muss als Provokation verstanden werden. Die offizielle Reaktion Pekings darauf war nur ein Satz: Spielen Sie nicht mit dem Feuer!
Was als Initial für das Verlassen von Stellvertreterkriegen wie momentan in der Ukraine tatsächlich als Auftakt für einen dritten, heißen Weltkrieg aussieht, verursacht bei der hierzulande schnarchenden Entourage des us-demokratischen, völlig von der Rolle geratenen Imperialismus nicht das geringste Kopfzerbrechen. Da bleibt man doch im Urlaub und überlässt es den staatlich autorisierten Plappermäulern, entweder das Volk mit der ständigen Wiederholung von zunehmend nicht mehr funktionierenden Feindbildern und dem Austausch von Duschköpfen als Reaktion auf eine törichte Energiepolitik dermaßen zu nerven, dass die Flucht in ein ästhetisch attraktives Fußballmatch allemal die attraktivere Option ist.
Obwohl verständlich, helfen wird es nicht. Es sei denn, die ukrainische Schiedsrichterin benachteiligt das deutsche Team brachial, dann ist es, man Spaße nicht auf diesem Feld, am selben Abend vorbei mit aller Solidarität. Aber das steht auf einem anderen Blatt. Sollte jedoch Nancy Pelosi tatsächlich in den Flieger mit dem Ziel Taiwan steigen und dort nicht ankommen, dann beginnt der große Krieg im südchinesischen Meer, weil die demokratische Partei der USA, hierzulande von den Experten als die einzige Alternative zu Donald Trump so enthusiastisch gefeiert, in einem heißen Konflikt mit China die einzige Chance sieht, die Wahlen zum Repräsentantenhaus im November für sich zu entscheiden. Anscheinend, so muss man schlussfolgern, ist dort die strategische Kompetenz ebenso verkümmert wie in Germanistan. Die Welt steht am Abgrund. Wir warten auf Wembley. Die Cracker stehen schon bereit.
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