im Jahr 1944 legte der damalige US-Finanzminister Henry Morgenthau einen Plan vor, in dem beschrieben wurde, wie man nach dem gewonnen Krieg mit Deutschland umgehen wolle. Ziel war die Demontage aller Industrieanlagen, die Eintreibung astronomisch bezifferter Kriegsschulden und die Umwandlung des Landes in einen Agrarstaat, um ein mögliches Erstarken in der Zukunft zu verhindern. Präsident Franklin D. Roosevelt verwarf diesen Plan, der den Fehler des Versailler Friedens nach dem I. Weltkrieg zu wiederholen drohte. Auch dort hatte man auf Restriktion gesetzt, die Weimarer Republik wurde ein kurzes demokratisches Intermezzo und letztendlich folgten Faschismus und Krieg.
Die USA besannen sich auf eine andere Strategie, die Roosevelts Nachfolger Harry S. Truman später umsetzte. Sie folgte dem Plan des US-Außenministers George C. Marshall, der von der Vorstellung ausging, dass wirtschaftliche Prosperität die Voraussetzung für eine stabile demokratische Entwicklung sei. Mit einer bis dahin ungekannten Investitionssumme unterstützten die USA Sieger und Besiegte in Europa zugleich und das Ziel der demokratischen Konsolidierung hatte dadurch eine nachgewiesene Chance bekommen.
Seitdem gibt es in Finanzkrisen einen globalen Paradigmenstreit. Auf der einen Seite diejenigen, die der bis heute in den USA verbreiteten Philosophie folgen und in erster Linie auf Investitionsimpulse für die betroffenen Ökonomien setzen. Und auf der anderen Seite konservative Europäer und meistens die Weltbank, deren Maxime aus Schuldeneintreiben, Zucht und Ordnung besteht.
Im Nachgang zur Weltfinanzkrise und der aus ihr entstandenen des Euros gilt Bundeskanzlerin Merkel als die Eiserne Lady gegenüber den verschuldeten Ländern. Sie will die Demokratien Südeuropas in Haft nehmen für Spekulationsblasen und Exportgeschäfte des europäischen Nordens, was rein ökonomisch nicht nur unmöglich, sondern politisch hoch riskant ist. Mit der Autorisierung und Zentralisierung einer europäischen Fiskalpolizei kommt zu einer politischen Lehrstunde mit einer verheerenden Botschaft noch ein bürokratischer Knüppel, der das Desaster komplettiert.
Eine Währung besitzt bekanntlich dann eine Perspektive, wenn sie durch eine stabile Wirtschaft gedeckt wird. Eine Währung stabilisieren zu wollen, indem Investitionen in Infrastruktur, funktionierende Verwaltungen und Bildung unmöglich gemacht und damit die Voraussetzungen für wirtschaftliches Handeln unterbunden wird, weil EU-Kommissare mit schwarzen Armbinden noch den letzten Sack Naturalien eintreiben, entspricht ehemaligen osteuropäischen Fieberphantasien.
Die Vorstellungen der Kanzlerin, wie diese Krise zu managen ist, entspringen einerseits dem restriktiven Muster des Morgenthau-Plans, andererseits dem Allmachtszentralismus der ehemaligen UdSSR. Da hat Gestaltung keine Chance mehr und die Restriktion beherrscht den Kontinent! Es wird wirtschaftlich nicht funktionieren, es wird von einer verheerenden politischen Wirkung sein und es wird das psychologische Umfeld Deutschlands in einen arktischen Raum verwandeln.
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