Es gehört zu den wenigen kollektiven Ritualen der Menschheit, sich mit dem Lauf der Dinge zu beschäftigen. Dieses geschieht zumeist nach bestimmten Zyklen, die das Werden und Vergehen beschreiben. In Kulturen, die den Tod nicht ausklammern, werden diese Zyklen ganzheitlich beschrieben. In unserer, von der cartesianischen Logik geprägten Welt, nehmen wir schlicht das Maß des Kalenders und schließen das Jenseits aus unserer Betrachtung aus. Dieses ist festzustellen, nicht zu beklagen, auch wenn Kulturen, die auch das Jenseitige der Existenz reflektieren, letztendlich reicher zu sein scheinen.
Dennoch, zum Ende eines Jahres die vergangene Sequenz noch einmal Revue passieren zu lassen, ist eine gute Sache. Sie ermöglicht uns, vor allem bei der ungeheuren Geschwindigkeit des Alltäglichen, ein Bild davon zu bekommen, was tatsächlich zählte und wichtig war. Wenn wir uns dieser Auswahl hingeben, merken wir sehr schnell, dass unsere eigene Entscheidung sehr von dem abweicht, was die Medien zu solchen Anlässen für uns vorbereiten. Uns wird deutlich, wie sehr doch unser individuelles von dem täglich kollektiven Bewusstsein abweicht.
Da sind Menschen, mit denen wir viele Jahre zusammen durchs Leben geschritten sind, die nicht mehr bei uns weilen, da gibt es Lieder, deren Sänger nicht mehr sind und Bücher, deren Autoren endgültig die Feder zur Seite gelegt haben. Nachbarn sind umgezogen, Freunde sind in andere Länder gezogen. Andererseits sind neue Menschen hinzugekommen, deren Horizonte und Erfahrungen uns bereichern, Freundschaften, die aufgrund unterschiedlicher Lebensumstände viele Jahre ruhten, konnten reaktiviert werden, im Umfeld wurden neue Familien gegründet und das Viertel, in dem wir wohnen, erhielt durch Zuzug neue Impulse.
Was bleibt ist das große Spiel der Mächte, von Menschen gemacht, die irdischer und fehlbarer nicht sein könnten, die aber ihre Existenz mit Haut und Haaren diesem Spiel gewidmet haben und von dem profanen Lauf der Dinge nichts mehr erfahren. Und wie immer ärgern sich die meisten Zeitgenossen über die Mächtigen und Großen, wobei sie natürlich Recht und Unrecht zugleich haben. Denn unser aller Sein ist eine Verpflichtung. Jeder von uns trägt Verantwortung. Und alles, was wir in unserem kleinen Umfeld zum Guten zu bewegen vermögen, zählt mehr in der Bilanz als fallende Staaten oder gerettete Banken.
Es ist gut, zum Ende eines Jahres die Steinchen zu zählen. Wir sehen, was wichtig ist und bekommen einen schärferen Blick für die Zukunft. Und die sieht anders aus als beschworene Programme. Die Lebenspraxis zeigt, wie sinnvoll unser Dasein sein kann. Es nicht zu nutzen ist ein Vergehen. Uns muss bewusst sein, dass wir nur Gast sind auf dieser Erde. Unsere Zeit ist begrenzt, alles andere ist eine Fieberphantasie von Prothesengöttern.
Allen, die auch in Zukunft etwas bewirken wollen, Freiheit und Glück!
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