Archiv für den Monat Juli 2023

Die Sieger bestimmen, was in den Büchern steht!

Das, was in den Geschichtsbüchern irgendwann einmal als große, heroische und historische Tat festgehalten wird, stellt sich nicht selten als eine maßlose Übertreibung heraus. Man denke nur an den Sturm auf das Winterpalais in Sankt Petersburg, der später als das Initial der großen und glorreichen Oktoberrevolution durch Berge von Literatur, durch Gemälde und Musikstücke glorifiziert wurde. Er war nichts anderes als die verwegene Tat einiger weniger zu allem entschlossenen Revolutionäre, die in einem schlecht bewachten Palast auf keinen nennenswerten Widerstand stießen.

Ähnliches wird vom Sturm auf die Bastille berichtet. Das Pariser Gefängnis war alles andere als der Gefangenenturm für die französischen Revolutionäre, sondern ein für die Zeit stink normaler Strafvollzug für Diebe, Betrüger und Prostituierte. Auch dieser Turm war schlecht bewacht und es reichten wenige Rebellen aus, um die Festung zu nehmen. Aus der Bastille ein Symbol des monarchistischen Despotismus zu machen, war ein grandioser propagandistischer Akt, mehr aber auch nicht.

Die Liste lässt sich bis in unsere Tage fortsetzen und sie betrifft auf keinen Fall nur Revolutionen. Wir kennen gerade die Schauergeschichten, mit denen in den letzten 30 Jahren Kriege begründet wurden und wissen eines sehr genau: Die Geschichte wird von den Siegern erzählt. Und selbstverständlich werden die Taten der Sieger groß geschrieben und glorifiziert und die Perspektive der Unterlegenen verschwindet. Man muss kein Pedant sein, um zu der Erkenntnis zu gelangen, dass vieles, was unseren eigenen Kulturkreis betrifft und folglich in unseren Geschichtsbüchern steht, aus der Feder der Sieger stammt. Nachfolgenden Generationen bleibt in der Regel nichts anderes übrig, als sich darauf zu verlassen, bis sie irgendwann beginnen, die Erzählungen zu hinterfragen und zu anderen Sichtweisen kommen.

Hoch aktuell in Bezug auf die Geschichtsschreibung ist die Darstellung des II. Weltkrieges. Ein wenig Recherche reicht, um herauszufinden, dass der Krieg gegen den Faschismus in Stalingrad entschieden wurde, die Rote Armee rückte nach dieser Schlacht nach Westen vor und erst danach traten die USA in den Krieg ein und die Landung in der Normandie folgte später. Dennoch wird letztere als Wendepunkt des Krieges in Geschichtsbüchern wie politischen Reden genannt und die 27 Millionen toten Menschen aus der Sowjetunion und die Schlacht bei Stalingrad, geschweige denn die Blockade von Leningrad mit ihren 2 Millionen Toten wie die Befreiung der KZ-Häftlinge durch die Rote Armee finden gar nicht mehr statt. 

So funktioniert das Gewerbe der Historiographie. Die Sieger bestimmen, was in den Büchern steht. Man sollte sich diese Erkenntnis nur ab und zu ins Gedächtnis rufen. Und es wird spannend sein, was nach dem Krieg in der Ukraine zu lesen sein wird. Eines zeichnet sich jedoch bereits ab: es werden nicht die Erzählungen sein, die man uns heute täglich präsentiert. Denn die, die sie verbreiten, werden nicht zu den Siegern gehören.

Ein anderer Aspekt sollte noch Erwähnung finden. Die Geschichte der Dekolonisierung ist ebenfalls eine Geschichte der Sieger. Es sind die Völker, die die europäischen Kolonialmächte aus ihren Ländern vertrieben haben und denen es gelungen ist, eine eigene Souveränität zu erlangen. Zu ihnen gehören heutige globale Riesen wie China, Indien, Indonesien und Brasilien, um nur die bevölkerungsreichsten zu nennen. Wer glaubt, dass in den Geschichtsbüchern dieser Länder die heutige Darstellung der ehemaligen Kolonisatoren steht, sollte sich schleunigst daran machen, sich Kenntnisse über die Sicht dieser Länder auf ihre eigene Geschichte und die Rolle des Westens zu verschaffen, um nicht in tödliche Irrtümer zu verfallen.  

Medien: auf den Kokslinien der ideologischen Bestechung

Schwarzweißmalerei kann aus pädagogischen Gründen in dem einen oder anderen Fall durchaus hilfreich sein. Als gängiges Mittel für Kritik und Analyse hilft sie nicht. Was bei dem, was als Medien bezeichnet wird und sich selbst den Titel der 4. Gewalt zugelegt hat seit langen Jahren zunehmend schief läuft, ist in unzähligen Beiträgen aufgearbeitet worden. Und dabei herausgekommen ist ein wirklich düsteres Bild: Die klassische Presse ist monopolisiert, einige angeheuerte Chefideologen bekommen unanständige Tantiemen in den Rachen geschoben und das Gros der Journalisten muss sich in unsicheren Vertragsverhältnissen zu Preisen verdingen, die ein anständiges Leben nicht gewährleisten. Die ökonomische Abhängigkeit führt zu hoher Erpressbarkeit, was als Resultat den billigen Journalismus des permanenten Kopierens und Abschreibens wie die Verbreitung des gemäß nach den Vorstellungen der Besitzer dürftigen und politisch heiklen Horizont zur Folge hat.

Bei den immer noch von vielen als Errungenschaft gepriesenen öffentlich-rechtlichen Anstalten verhält es sich eigenartigerweise nicht anders. Hier an Korruption grenzende Vergütungen, dort abhängige Zuarbeiterinnen und Zuarbeiter, die bei kritischen Nachfragen schnell mal als Hilfskräfte in der Gastronomie landen. Und, das ist für die zahlenden Konsumenten das Schlimmste, sie haben sich von einer berichtenden und hinterfragenden Instanz zu Propagandisten der regierenden Politik gewandelt und betrachten ihren Auftrag in erster Linie in der Erziehung des gebührenpflichtigen Publikums. Diese Aufgabe, und nun sind wir bei der politischen Tragödie nationaler Dimension, wird von Galionsfiguren übernommen, die ihrerseits in der Regel von aus den USA finanzierten Think Tanks protegiert und umworben werden. Letztere, bitte achten Sie darauf, erscheinen in unterschiedlichen Formen in nahezu jeder Nachrichtensendung als seriöse Quellen. 

Es ist bekannt, dass sowohl die monopolisierte Presse wie die öffentlich-rechtlichen Medienanstalten in diesem Land sich anmaßen, die politischen Akteure vor sich herzutreiben. Wer Politikerinnen und Politiker kennt und Gelegenheit hat, sich fernab der medialen Erfassung mit ihnen zu unterhalten, wird doch bei dem einen oder der anderen die durchaus ehrliche Einschätzung erhalten, dass die gegenwärtige Form der Öffentlichkeit mit einer ideologisch voreingenommenen Treibermeute die qualitativ notwendige Politik, die nötig wäre, nahezu unmöglich macht. Keine Sitzung ist mehr geheim, jede Äußerung, zu welchem Thema auch immer, wird sofort an die Schnellgerichte der medialen Inquisition „durchgestochen“. Und nicht selten kommen Politiker aus Sitzungen, auf denen sie sich geäußert haben, und ihnen weht bereits eine Kampagne entgegen, die keinen anderen Namen verdient als den Rufmord.

Ja, auch Politiker sind auf den Kokslinien der ideologischen Bestechung zu finden und es wundert nicht, dass diese immer wieder als Experten in den vielen Talk-Runden auftauchen, ohne dass sie auch nur eine qualitative Referenz für ein Thema hätten. Aber bleiben wir einmal bei den öffentlich-rechtlichen Medienanstalten: Warum hört man nichts von den Kontrollinstanzen, die eigentlich darüber zu wachen hätten, dass gut informiert wird, dass ein positiver gesellschaftlicher Diskurs über die wichtigen Themen der Zeit geführt wird und dass das Handeln der Regierenden kritisch geprüft wird? Warum lassen sie zu, dass Meinungen präsentiert werden, dass kritische Fragen diskreditiert und dass ständig an Feindbildern gebastelt wird? Warum verdienen die Propagandisten unserer Tage das drei- bis vierfache eines Bundeskanzlers, warum bekommen Talk-Show-Moderatoren Gagen wie internationale Spitzenfussballer und warum werden die anscheinend als völlig unterbelichtet gehaltenen Konsumenten so falsch eingeschätzt?

Man muss zu dem Schluss kommen, dass Qualität wie Ausrichtung der öffentlich-rechtlichen Anstalten das Konstrukt des gebührenpflichtigen Monopols nicht rechtfertigen. Und man muss zu dem Schluss kommen, dass die Kontrollgremien ihrer Überwachungspflicht nicht nachgekommen sind. Die Konsequenz heißt Abschaffung! Ohne Wenn und Aber! 

Und die monopolisierten Privaten? Nicht mehr kaufen, nicht mehr lesen!