Archiv für den Monat Oktober 2022

Management: Impulsivität und Courage

Die jeweils kursierenden Management-Theorien sind ein beredtes Indiz für den jeweiligen Zustand der Arbeitswelt. Interessant ist nicht nur dieser Aspekt, sondern auch die Zeitversetztheit, mit der die jeweils neue Welle hier in Deutschland ankommt. Bis heute hat es keine Management-Theorien gegeben, die nicht in den USA initiiert wurden und die nach einem Zeitraum von 5 bis 10 Jahren in unsere Arbeitswelt wirkten. 

Als die Organisationen – ganz gemäß der System-Theorie – wuchsen und sich immer mehr mit einer jeweils autonomen Infrastruktur vergrößerten, um die eigene, innere Komplexität des Ganzen zu reduzieren, da kam, nahezu folgerichtig, das Theorem des Lean Management. Schlanke Strukturen, flache Hierarchien, schnelle Entscheidungen. Übrigens ein Mantra, wie viele andere auch, die nie falsch sind und immer vernünftig klingen. Bei prächtiger konjunktureller Lage, in der humane Organisationen immer dazu tendieren, sich den großen Schluck aus der Pulle zu gönnen und nicht sonderlich initiativ zu sein, kam das weiße Ross der Agilität in die Säle der Management-Trainings galoppiert und mahnte zur Initiative. Und heute, in Zeiten der systemischen Krisen, ist es da ein Wunder, dass das Mantra der Resilienz am Himmel steht? Sicher nicht, und es wundert wenig, dass die Sinnhaftigkeit, die für das Führen von Wirtschaftsorganisationen und Verbänden gilt, auch bei der Politik greifen sollte. Auch da wären, bei einem spontanen Brainstorming, schlankes Management, Agilität und Resilienz ebenso wichtig wie in den anderen Lebens- und Arbeitsbereichen. 

Obwohl die drei genannten Beispiele aus tatsächlich sehr unterschiedlichen Phasen der Managementlehre stammen, müssten sie, bei genauer Betrachtung, heute eine gleichberechtigte Rolle spielen. Organisationen, die von ihrem Apparat ausufern, werden kaum überleben. Wer eher lethargisch auf das Geschehen reagiert, d.h. keine Agilität aufbringt, wird wahrscheinlich genauso ins Hintertreffen geraten wie diejenigen, die nicht resilient sind, bei denen beim ersten aufkommenden Sturm das Chaos ausbricht und nichts mehr funktioniert.

Insofern sind die drei Beispiele nicht aus der Luft gegriffen, sondern bewusst gewählt. Sie verkörpern zwar drei unterschiedliche Phasen in den Überlegungen, wie eine Organisation zu führen ist. Sie genießen jedoch angesichts der systemischen Herausforderungen eine gleichzeitige Aktualität. Damit wird demonstriert, wie heikel die Lage ist und welche Aufgaben vor denen liegen, die mit der Führung von Organisationen betraut sind. 

Doch damit nicht genug. Was jenseits eines wirtschaftlich und von der Effizienz vertretbaren Grades der Selbstorganisation, jenseits der Fähigkeit, sich selbst zu erneuern und außer der Fähigkeit, Schläge auszuhalten, noch vonnöten ist, ist die Fähigkeit zu Impulsivität und die dazu erforderliche Courage. Bei einer Bestandsaufnahme, die sich mit dem gegenwärtigen Auftreten der Führungen von wirtschaftlichen wie politischen Organisationen befasst, sticht ins Auge, dass die erwähnten Fähigkeiten durchaus in dem einen oder anderen Fall zu verbuchen sind, es allerdings an Impulsfähigkeit und Courage mangelt. 

Es ist müßig, sich immer wieder mit der Frage zu beschäftigen, warum in den Führungsetagen vor allem jene Platz gefunden haben, die nach dem Motto „nichts anbrennen lassen“ und „nicht zu weit aus dem Fenster lehnen“ vorgehen und darauf zu verweisen, dass der Hang zur Skandalisierung und der pathologischen Furcht davor, Fehler zu machen, in einer moralisierenden Politik zu suchen sind. Entscheidend ist immer, was kommen muss, um die Situation zu verbessern. Und jetzt, um bei den Management-Theorien zu bleiben, geht es in erster Linie um Impulsivität und Courage. Nicht mehr und nicht weniger.

Die kritische Infrastruktur — Neue Debatte

Die Risse innerhalb der Bundesregierung sind offensichtlich. Das Vorgehen der Vertreter der Grünen spricht dafür, dass sie aktiv dabei sind, die kritische Infrastruktur des eigenen Landes für die geopolitischen Interessen der USA zu opfern. Der Beitrag Die kritische Infrastruktur erschien zuerst auf Neue Debatte.

Die kritische Infrastruktur — Neue Debatte