Archiv für den Monat Oktober 2009

Endlich kommt die Novemberdepression!

„Im traurigen Monat November war´s…“, mit diesen Zeilen eröffnete Heinrich Heine sein berühmtes Wintermärchen, dass er nach verbrachten Jahren des Pariser Exils und einem heimlichen Besuch Deutschland und den Deutschen widmete. Heinrich Heine, der vor allem die Psyche der Deutschen so gut wie kein Zeitgenosse kannte und immer wieder liebevoll aufs Korn nahm, attestierte in seinem Gesamtwerk den Deutschen ein Psychogramm, dass wissenschaftlich noch nicht rekonstruiert ist, aber bestimmt auch heute noch gewinnbringende Erkenntnisse mit sich bringen würde. Ob im Wintermärchen, in der Religion und Philosophie in Deutschland oder im Romanzero, Heine hatte ein Auge auf die seelische Befindlichkeit. Seine Deutschen liebten die blutrünstigen Sagen aus der Vergangenheit, sie vergaßen nie, liebten sich zu grämen, liebten tragisch ihre Frauen und die Vergeltung, pochten auf ihr Recht und gaben alles unter Tränen preis, wenn sie gelobt und geliebt wurden. Die Depression jedoch blieb ihr Dauermetier.

Nun, zu Ende des fürchterlich goldenen Oktobers, können wir uns endlich auf unsere psychische Kernkompetenz konzentrieren. Alles, was uns im kommenden Monat November ins Haus steht, verspricht ein Beitrag zu einer ganz großartigen Depression zu werden. Simultan zum großen Schweinegrippenimpfbetrug, an dem nur die Pharmaindustrie verdient und eine Zwei-Klassen-Strategie etabliert werden soll, kommt der Koalitionsvertrag und die Einschwörung einer Regierung, die uns nur hypnotisieren will, um uns dann richtig abzukochen. Die Weltlage wird indes immer gespannter und die Gefahr von Terroranschlägen wird im November dramatisch gesteigert werden. Die Deutschen werden in der Championsleague regelrecht hingerichtet und alle Vorträume auf einen großen Erfolg bei der Weltmeisterschaft im Süden Afrikas erstmal für den Winter begraben sein. Plötzlich werden die Brennstoffe wieder teurer und der Winter wird richtig bitter, kalt und überhaupt. Unser neuer Außenminister wird in der Welt nicht so behandelt werden, wie es der deutschen Nation gebührt, und auch wenn wir wissen, warum, so wird es uns doch kränken, denn so behandelt werden wollen wir doch nicht. Irgendein Gammelfleischskandal wird sich sicherlich wieder einstellen, es wird Tote geben in Sachen Schweinegrippe und auf irgendeinem Weihnachtsmarkt werden wir die Anbieter von Glühwein dabei erwischen, wie sie böse panschen, um die besten Teile unseres Volkes zu vergiften.

Und es wird so weiter gehen und wir werden das alles als sehr selbstverständlich hinnehmen, werden mit steinernen Mienen morgens aus unseren Häusern schleichen und uns zum Arbeitsplatz schleppen, um uns mit all unserer Intelligenz und Schönheit von bösen Ausbeutern schänden zu lassen. Wieder in der Dunkelheit werden wir in unsere Häuser zurück schleichen, ohne nicht vorher von übel gelaunten Händlern schlechte Ware angedreht bekommen zu haben. Es wird kein Spaß machen, dieses Leben, aber dazu sind wir ja auch nicht da. Im Besitz der Welterkenntnis zu sein erfordert seinen Preis. Und den zahlen wir gerne, denn es gibt nichts schöneres als die große Depression im November, da könnten wir fast lachen, wenn es uns nicht verboten wäre, über das laue Depressiönchen in der Ökonomie.

Anforderungsprofile für das gehobene Management

Die Disziplin, die sich mit den Anforderungen an Menschen in bestimmten Funktionen, ihren vorhandenen Fähigkeiten und Fertigkeiten sowie ihrer charakterlichen Disposition und den Maßnahmen und Qualifikationen beschäftigt, die notwendig sind, den richtigen Menschen in einer Leistungsorganisation am richtigen Ort zu wissen, ist die Personalentwicklung. Sie entwickelt, gemäß der in einem akzelerierenden und ständig komplexer werdenden Leistungsprozess, bestimmte Systeme, die dazu dienen, Menschen voran zu bringen.

Das Grundschema ist relativ einfach. Man beschreibt eine Funktion und die aus ihr resultierenden Aufgaben und Ansprüche. Danach werden Fähigkeiten, Fertigkeiten und Eigenschaften formuliert, die erforderlich sind, um eine derartige Funktion gut ausfüllen zu können. Ein zweites Feld ist dann die Analyse derer, die eine derartige Funktion wahrnehmen oder wahrnehmen wollen. Sie werden begutachtet, inwieweit die Befähigungen der betreffenden Personen mit den Anforderungen übereinstimmen. Die Inkongruenzen, die sozusagen zwischen Anspruch und Wirklichkeit festgestellt werden, führen entweder zur Ablehnung der Person oder zu deren Unterstützung in Form von Fortbildung, Qualifikation und Organisation.

Ein weltweit verbreitetes, mit verschiedenen Nuancen angereichertes und verfeinertes, aber in der Grundüberlegung identisches System zur normativen Beschreibung von gehobenem Management ist das der so genannten Big Five. Dabei handelt es sich als Kontrapunkt zu einem etablierten Persönlichkeitsprofil um fünf Kategorien, die von Fall zu Fall genauer beschrieben sein, aber von der Grundüberlegung von einer Person ausgefüllt werden müssen, wenn sie denn einen verantwortlichen Managerposten ausfüllen will. Das gilt vor allem in Wirtschaft, Handel und Verwaltung, anscheinend weniger in der Finanzwelt und gar nicht in der Politik.

Die Kategorien des Big Five sind die fachliche, methodische, soziale, strategische und ethische, d.h. Topmanager sollten von der Materie her wissen, worüber sie reden, sie sollten von der Selbstorganisation bis hin zur erfolgreichen Inszenierung ihres Arbeitsfeldes über die Techniken verfügen, die dazu notwendig sind, sie sollten das, was sie machen, mit den Menschen, die es betrifft, in einer Weise kommunizieren und durchsetzen, die Respekt und Vertrauen ermöglichen, sie sollten wissen, wohin ihr Handeln längerfristig führt und eine Vorstellung davon haben, wie sich die Welt in naher Zukunft gestalten wird und sie sollten durch ihr Auftreten und Verhalten Werte zum Ausdruck bringen, die der ihnen übertragenen Verantwortung entsprechen.

Wendeten professionelle Personalentwickler zum Beispiel das System der Big Five auf die heute zu vereidigenden Vertreterinnen und Vertreter der neuen Bundesregierung an, so kämen sie zu folgender Erkenntnis: Die meisten genügten der Anforderung in den Bereichen der Methodenkompetenz in überaus hohem Maße, sie erfüllten den Aspekt der Sozialkompetenz durchaus akzeptabel und hinsichtlich der Fachlichkeit werden sie sich einarbeiten können. Was die strategische und ethische Kompetenz anbetrifft, so käme allerdings eine Low Two heraus, mit wenig Aussicht auf Besserung.

Merkel installiert Strafbataillon in Brüssel!

Dass der Funktionärsapparat der Europäischen Union zuweilen als Refugium genutzt wird, um beschädigte Politikerinnen und Politiker zu entsorgen, ist nichts Neues. Und dass diese Möglichkeit auch als Waschsalon beansprucht wurde, um Vergehen vergessen zu machen, ist ebenfalls wohl bekannt. Die psychologischen Vorbehalte der Bevölkerung gegen den europäischen Prozess resultieren zum Teil aus dieser Art Machenschaften, die folgerichtig oft eine Politik hervorbringen, die dilettantisch und weltfremd erscheint, um nicht die Vokabel zynisch benutzen zu wollen. Dass die europäischen Organe allerdings systematisch dazu genutzt werden, um landesinterne Machtkämpfe zu bereinigen, ist eine neue Qualität. Bundeskanzlerin Merkel spielt diese Karte seit einiger Zeit. Mit der Entsendung von Edmund Stoiber als Sonderkommissar für den Bürokratieabbau nach Brüssel war bereits ein Stück aufgeführt worden, dass nicht nur Kopfschütteln auslöste. Der Coup war gelungen, den sperrigen CSU-Politiker aus dem eigenen Wirkungsraum zu verbannen, von ihm gehört in seiner neuen Funktion hat bis dato niemand. Es klingt hingegen wie ein unanständiger Scherz, die Bürokratie mit einer Polit-Mumie aufzublasen und dieser die Aufgabe zuzuweisen, selbige abzubauen.

Betrachtet man die Personalpolitik, die der Bildung des neuen Kabinetts zugrunde liegt, dann wird sehr deutlich, dass die fachliche Expertise oder die politische Qualität keine Rolle gespielt haben. Diejenigen Kabinettsmitglieder, die noch in irgendeiner Weise aufgrund ihrer Qualität hätten reüssieren können, bekamen kurzerhand Himmelfahrtskommandos zugeteilt, weil die Prognose schlichtweg deren Beschädigung verspricht. Die Handschrift der Kanzlerin ist nicht zu verkennen, und sie ist ausschließlich getrieben von einem absoluten Machtinstinkt. So armselig die programmatischen Aussagen des Koalitionsvertrages sind, so wenig eine Idee davon herrscht, wie das Land in Zukunft politisch gestaltet werden soll, so sehr deutlich wird, dass die Maxime exklusiv auf Zeitspiel steht, so sehr wird deutlich, dass das einzige Motiv, das noch bleibt, der Machterhalt ist.

Gekrönt wurde die Benennung des politischen Personals für die kommende Bundesregierung noch mit der Verbannung des baden-württembergischen Ministerpräsidenten Günther Oettinger ins belgische Brüssel als EU-Kommissar. Ohne seine Politik bewerten zu wollen, war er es, der immer wieder den machtgetriebenen Ränkekurs der Kanzlerin aus Stuttgart kritisiert hatte. Die Konsequenz folgt nun auf dem Fuß. Und der Machttrieb der Kanzlerin ist derartig ausgeprägt, dass sie die Beschädigung der Südwest-CDU billigend in Kauf nimmt.

Und als wunderbare Beigabe erleben wir ein Schauspiel, wie sich die Entwicklung der vor allem von Frau Merkel betriebenen politischen Parallelgesellschaft in neue Höhen schwingt. Denn das, was jedem Menschen, der sich im Wirtschaftsleben beweisen muss, nämlich die fachliche Eignung, um einen qualifizierten und gut dotierten Job beanspruchen zu können, wird mit einer Stringenz ausgeblendet, die abstößt. Der neue Außenminister kann nicht mal Englisch und Oettinger phonetisch kaum Deutsch. Von fachlicher, methodischer oder gar strategischer Kompetenz ganz zu schweigen. Jedem Filialleiter einer Supermarktkette wird mehr abverlangt. So schlägt das Herz der Finsternis!