Archiv für den Monat Oktober 2012

Über Elfenbeintürme durch die Prairie in die Tropen

Siegfried Lenz, Amerikanisches Tagebuch 1962

1962 wurde der 36jährige Schriftsteller Siegfried Lenz in die USA eingeladen. Lenz galt damals als einer der zwar jungen, aber etablierten Schriftsteller der jungen Bundesrepublik. Mit seinen Romanen und Erzählungen Es waren Habichte in der Luft (1951), der Mann im Strom (1957) und Das Feuerschiff (1960) waren ihm Erfolge gelungen, die ihn bereits fest auf die Lehrpläne des Schulunterrichts gebracht hatten. Hinsichtlich der unablässigen Versuche der USA, in der Bundesrepublik die neuen, demokratischen Kräfte zu fördern, war es keine Überraschung, dass der damalige amerikanische Botschafter persönlich zu einer Rundreise in die USA einlud. Siegfried Lenz trat diese Reise an. Vom 15. Oktober bis zum 23. November 1962 reiste er von New York, über Washington nach Boston, besuchte die Provinz, war in San Francisco, Houston und New Orleans und flog von New York zurück.

Um die vielen Eindrücke, die ein derartig dichtes Programm hinterlassen mussten, nicht zu vergessen, schrieb Lenz jeweils abends im Hotel einige Zeilen, um das Erlebte festzuhalten. Er nannte das, für sich und seine Frau, die in Deutschland geblieben war, Amerikanisches Tagebuch 1962. Es waren private Aufzeichnungen, die nicht für eine Publikation gedacht waren. Nun, 50 Jahre später, wie aus einem Verschluss-Archiv, tauchen diese Aufzeichnungen auf dem deutschen Buchmarkt auf.

Wie gesagt, Siegfried Lenz war zu diesem Zeitpunkt ein bereits beachteter Schriftsteller, der durchaus sein Handwerk verstand. Die Art und Weise, wie er seine abendlichen Aufzeichnungen, zumeist erschöpft und müde, zu Papier brachte, ist dennoch sehr zu würdigen. Wie es der Zufall wollte, kam Lenz gerade zu Beginn der Kuba-Krise in den USA an und er erlebte direkt den Schock, die Aufregung und andererseits auch die Zuversicht und den unerschütterlichen Patriotismus der Amerikaner. Sein Programm brachte es mit sich, dass er viele Seiten des Landes szenisch erleben konnte. Da waren die intellektuellen Zirkel der Ostküste, die ihm etwas oberflächlich, aber tief gebildet vorkamen, da waren die Farmer, die durch die teils martialische Härte ihres Alltagsgeschäfts nicht die Herzlichkeit ihrer Gastfreundschaft verloren hatten. Da gab es die absurden, schrillen, wie in Denver oder San Francisco, die sich am Theater versuchten und mit Laien die großen Würfe der Dramaturgie einspielen wollten. Und natürlich bemerkte er die andere Mentalität in Houston und New Orleans, vor allem über letzteres muten seine Zeilen heute an wie ein Diversity-Studie und belegen, wie alt jenseits des Teiches manches Thema bereits ist, das wir für neu halten.

Neben dem Alltäglichen, Profanen, welches die Preise für Eier und Schinken genauso beinhaltet wie die für einen Haarschnitt oder die Gelassenheit, mit denen die Amerikaner große Strecken mit ihren Autos überwanden, entdeckt Lenz auch Wesenszüge, die seine große Beobachtungsgabe dokumentieren. Und er vergleicht die Deutschen mit den Amerikanern, was teilweise sehr amüsant und erhellend ist. Wir erfahren, dass die Amerikaner nichts mehr fürchten, als sich allein gelassen zu fühlen, was bei der Weite des Landes und seiner Siedlergeschichte kein Wunder ist. Und, nicht unkritisch, unterscheidet Lenz das Ansinnen vieler Amerikaner, als Individuum von der Gemeinschaft geliebt werden zu wollen, im Gegensatz zu den Deutschen, die lieber als Kollektiv von der Geschichte gewürdigt werden wollen. Nahezu demütig beendet Siegfried Lenz seine letzte Aufzeichnung, in dem er konstatiert, dass die USA dem Individuum letztendlich wie kein anderes Land bewiesen, welch armselige Erscheinung es sei.

Für Menschen, die sich ohne Präjudiz für die USA interessieren, zudem in einer historisch prekären Phase, ist das amerikanische Tagebuch 1962 eine wunderbare Überraschung.

Der Interkulturelle

Die Inkonsistenz unserer Tage kann in einem Faktum sehr gut beschrieben werden: Indem wir in der Lage sind, alles zu speichern und abzulegen, verlernen wir, zu unterscheiden, was wichtig und was unwichtig ist. Was jedem Einzelnen und nun auch ganzen Generationen widerfährt, nämlich die Unfähigkeit, zu selektieren und zu priorisieren, dem entgeht die Gesellschaft schon gar nicht.

So und nicht anders lässt es sich erklären, dass der Europäischen Union vom Nobelkomitee zu Oslo der jährliche Preis für den Frieden zugesprochen wird und in den Lobesreden darauf alle Namen fallen, die in Europa einmal eine Relevanz hatten, nur einer, und zwar der dessen, der in der Neuzeit als Bereiter des europäischen Selbstverständnisses überhaupt gelten muss, wie immer nicht fällt.

Heinrich Heine (1797 – 1856), gebürtiger Deutscher, Jude, Konvertit zum Protestantismus, Jurist, Dichter, Logenmitglied, Revolutionär, Exilant und Sprachartist, hat mit seinem Werk nicht nur die Romantik begraben und die Moderne mitbegründet, sondern auch der deutschen Sprache neue Horizonte gewiesen und Entwicklungslinien identifiziert, die hohen prognostischen Wert hatten. Heinrich Heine war der Interkulturelle schlechthin.

In Düsseldorf geboren und in rheinisch-jüdischem Milieu aufgewachsen, nach gescheiterten Versuchen, eine bürgerliche Laufbahn als Jurist einzuschlagen, wurde der junge Mann, der bald mit ersten lyrischen Arbeiten auf sich aufmerksam machte, von den politischen Verhältnissen mächtig touchiert. Was seine Abwendung vom Judentum und sein Bekenntnis zum Christentum sowie die Wahl eines als seriös geltenden Studiums oder die Leitung eines Hamburger Unternehmens nicht bewirkte, vermochten seine dichterischen Arbeiten, mit denen er zeitig an eine kleine, aber wirkungsvolle Öffentlichkeit drang.

Schon früh hatte Heines Lyrik eine Dimension erreicht, die alles Vorherige an Publicity sprengte: Das Buch der Lieder, sehr schnell in alle Weltsprachen übersetzt, gilt bis heute als eines der meist verkauften Bücher aller Zeiten. Der letzte Blick der Romantik auf eine Landschaft, die zunehmend von dem strahlenden, unbarmherzigen Licht der Aufklärung erhellt wurde, ist wohl das, was künstlerisch als die große Leistung des Poeten gewürdigt werden muss.

Doch den Erfolgen der Lyrik, die alles andere als unpolitisch war, folgten Angriffe auf das von ihm artikulierte Wort. Die Zensur setzte sich auf seine Fersen, das Deutschland, das ihm des Nachts den Schlaf raubte, war ein Fetzen aus sechsunddreißig Fürstentümern, in denen die Despotie hauste, das Gedankengut der französischen Revolution inquisitorisch verfolgt wurde wie die Verfechter desselben. Die Konsequenz Heines war das Exil in Paris. Mit 34 Jahren, 1831, kam er dort an, und er blieb, bis er auf dem Friedhof Montmartre beigesetzt wurde (1856). In diesem Vierteljahrhundert setzte er nicht nur sein lyrisches Werk fort, sondern schuf einen ganzen Kanon von Prosatexten, die den unterschiedlichen Weltauffassungen der Erzfeinde Deutschlands und Frankreichs den Horizont öffnen sollten. Immer wieder versuchte Heine, mal den Franzosen die Deutschen, mal den Deutschen die Franzosen zu erklären. Er berief sich dabei auf kollektive Psychogramme wie die verwendete Kollektivsymbolik, er skizzierte die Philosophie, die Religion wie die Konturen der politischen Vorstellungswelten. Das große Ziel seiner Arbeiten blieb die Verständigung und die Friedensstiftung auf Basis eines radikalen bürgerlichen und damit damalig revolutionären Weltbildes.

Ob Deutschland, ein Wintermärchen oder die Loreley, wenn heute über Heine geredet und geschrieben wird, sind die interkulturell-transformatorischen Arbeiten nicht gemeint und auch gar nicht im Fokus. Der Unbequeme, der den Spott zu einem Requisit des Widerstandes erhob, der passt bis heute nicht in die tradierte Wurstigkeit. Ohne die lyrischen Arbeiten in ihrer Qualität schmälern zu wollen, so sind die bis heute nicht nur lesenswerten, sondern tatsächlich kognitiv wie emotional bereichernden Arbeiten in den Prosaschriften aus der Exilphase zu finden.

In den Französischen Zuständen unternahm Heine in einer Artikelserie für die Augsburger Allgemeine Zeitung den wohl öffentlichkeitswirksamsten Versuch, den Deutschen, die weder eine Analogie zur Französischen Revolution, noch zum napoleonischen Code Civil noch eine Restauration zur konstitutionellen Monarchie erlebt hatten, zu erklären, in welch hoch komplexen Stadium der Befindlichkeit sich das Nachbarvolk gerade im Jahr 1830 befand. Mit Lutetia, dem lateinischen Namen für Paris (die Stadt des Lichtes), vermittelte er wiederum den in provinziellen Strukturen verharrenden und weit von einer nationalstaatlichen Verfasstheit entfernten Deutschen das Flair, was die Welthauptstadt des 19. Jahrhunderts ihren Bürgern an politischer Brisanz, an Lebensfreude, an Dekadenz, an Freiheit und an Zumutung zu bieten hatte. Wer diese Berichte aus Paris heute liest, kann eine Ahnung davon bekommen, welche Themenschwerpunkte dort schon für die globalen Metropolen antizipiert waren.

In der Schrift Ludwig Börne hingegen setzte sich Heine mit dem gleichnamigen deutschen Revolutionär und Nationalisten auseinander und beschrieb damit den Franzosen, dass in deutschen Landen der Begriff von Freiheit alles andere als eine Garantie der Freiheit vom Ressentiment, vom Dogmatismus und Moralismus bedeutete. Vielleicht wird in dieser Schrift am deutlichsten, wie dialektisch die Beziehung von Großzügigkeit im Denken und der politischen Verwinkelung und die räumliche Bewegung in miserablen Architekturen wirkt. Bei dem Essay Über Polen zeigt sich, wie der Kosmopolit bereits ein patriotisches Gefühl gegenüber seinem eigenen Exil entwickelt hat. In der Reise von München nach Genua, wie gesagt, der offiziellen Titulierung eines Reiseberichts, spricht der Demokratie- und Fortschrittsdiagnostiker, dem es gelingt, aus flüchtiger Perspektive Konturen zu protokollieren, von denen wir bis heute profitieren können. Und in den Englischen Fragmenten schließlich zeigt endlich auch er, dass sein scharfes Auge eine romantische wie romanische Trübung des Blickes nicht verhindern kann, denn seine Verachtung gegenüber der aufgeklärten Entzauberung der Welt durch den kalten angelsächsischen Protestantismus hielt der Rheinländer, Exilant und Franzose einfach psychisch nicht aus.

Die große Aufklärung der Franzosen jedoch findet sich in der Abhandlung Zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland, ein Werk, das bis heute eine hermeneutische Sprengkraft besitzt und dem man ein größeres demokratisches Publikum gewünscht hätte. Heine, der Junghegelianer, unterimmt das wahnwitzige Unterfangen, die Entstehung der klassischen deutschen Philosophie aus einem inner-religiösen Aufklärungsprozess heraus zu entwickeln und zu erklären. Es wird nicht nur das religiös-weltanschauliche Gen des Dogmatismus in der Politik freigelegt, sondern auch die Rigorosität der Kopflastigkeit in dem Verhältnis von Theorie und Praxis durchleuchtet. Das Wort, so Heine, gehe der Tat voraus. Deshalb sei der deutschen Theorie eine derartige Brisanz anzumerken, weil sie den Determinismus der eigenen Realisierung in sich berge, wovon die romanischen Völker weit entfernt seien. Treffendere Prognosen vor Konflikten, die sich später Weltkriege nannten, wurden in deutscher Sprache zu jener Zeit und danach nicht formuliert.
Die politische Positionierung passte folglich nicht in die hierzulande gepflegten Klischees. Ihm fehlte das Provinzielle, auf das selbst die radikalsten Revolutionäre immer zurück fielen, ihm mangelte es an Dogmatismus, im Hinblick auf das Sortiment an Heilslehren unverzeihlich, er betonte die Sinnesfreuden, in einem Land, das durch das Hackebeil des Protestantismus von den Erdenlüsten befreit worden war nur zu verwerflich und er kalkulierte den Irrtum als normale menschliche Leistung mit ein, im Weltzentrum der absoluten Wahrheiten eine Blasphemie.

Heines Weltbild lässt sich sehr präzise zusammenfassen. Er glaubte an einen ständigen Widerstreit von Sensualismus und Spiritualismus, von Kopf und Bauch, von Emotionalität und Kognition. Er teilte die Geschichte in Phasen der Dominanz des einen wie des anderen ein. Er sprach sich langfristig für die Demokratie aus, bestehend aus den Rechten für jedermann. Sein liebster Satz war der des Saint-Just: Le pain est le droit du peuple!, Das Brot ist das Recht des Volkes! Damit machte er deutlich, dass Emanzipation im Bauch beginnen muss, um im Kopf positive Resonanz zu bekommen. Die Verfassung, deren sich Heine verpflichtet gefühlt hätte, wäre die Erklärung der Menschenrechte gewesen, und zwar nicht in ihrer politisch-deklamatorischen, sondern in ihrer unverbrüchlichen und unteilbaren Form.

Trotz seiner Sympathien mit den politischen Bewegungen seiner Zeit, trotz seiner Präferenz des Sensualismus und einem durch Liberalismus und Toleranz geprägten demokratischen Idealbildes, prognostizierte Heine dem aufkommenden Kommunismus die Zukunft. Mit einem schelmischen Lächeln beschrieb er den dumpfen Riesen, der auf seinem Lager aus Stroh liegt und noch gar nicht weiß, dass seine Stunde noch kommen wird. Oder er spricht von den alten Weibern der Zukunft, die aus seinem Buch der Lieder Kaffeetüten drehen würden. Trotz einer gewissen Phobie vor der proletarischen Herrschaft entzog er sich nicht dem logischen Schluss, dass die Dämmerung der bürgerlich kultivierten Individualität längst angebrochen war.

Die große, einzigartige und an Relevanz aktuelle Leistung seiner politischen, in Prosa kristallisierten Aktivität jedoch ist der interkulturelle Dialog zwischen Frankreich und Deutschland, den er zunächst alleine geführt hat. Als man sich auf beiden Seiten noch in Bajonetten und Kanonen maß, legte der Exilant die Gedanken und Gefühle dieser beiden zentraleuropäischen Völker auf den Seziertisch, um sie der jeweils anderen Seite zu erklären und verstehen zu helfen. Das machte er mit großer Weitsicht, atemberaubender strategischer Kompetenz, Leidenschaft hinsichtlich der Freiheit und einer sanguinischen Friedensliebe. Heine, der Interkulturelle, war seiner Zeit weit voraus. Und wir, wir sind die Zwerge auf den Schultern des Riesen!

Krise und industrielle Wertschöpfung

Die Abenteuerlichkeit, mit denen die Erklärungsmuster für basis-ökonomische Phänomene ausgesucht werden, ist an sich bereits ein Symptom für den Missstand. Seit Jahren fällt auf, dass die klassischen Werkzeuge der Wirtschaftswissenschaften in der Interpretation der Wirtschaft selbst kaum noch Relevanz besitzen. Durch die Infiltrierung sowohl der Politik als auch der Großorganisationen der Wirtschaft durch eine Beraterbranche, die ihrerseits ihre Instrumente und Tools aus therapeutischen Kontexten zusammengelesen hat, ist die Dominanz idealisierter und psychologisch motivierter Metaphern in Politik wie Wirtschaft gesetzt. Das führt zu verheerenden Fehleinschätzungen, wie die jüngste Weltfinanzkrise beweist.

Eine der Beispiele für die völlig aberwitzige Idealisierung ist die metaphysische Umdeutung des Wertgesetzes. Liest man heutige Journale zu Wertschöpfungsprozessen, dann sticht sofort ins Auge, dass Wertschöpfung nur dann als anerkannt gelten kann, wenn die trend-genehme Wertschätzung zugrunde liegt. Kaum eine Debatte vergeht, als dass nicht ohne jeglichen Protest behauptet werden könnte, die Kreativwirtschaft z.B. habe in der Bundesrepublik nahezu die Wertschöpfungsdimension der industriellen Produktion erreicht bzw. sei gerade dabei, letztere sogar zu überholen. Das hört sich gut an, ist aber von einer Ignoranz kontaminiert, die ihresgleichen sucht.

Noch einmal zur Erinnerung: Von Marx bis zur Chicago School of Economics ist man sich in den Wirtschaftswissenschaften einig, dass ein Wertschöpfungsprozess dann gegeben ist, wenn die tatsächlichen Kosten für die Arbeitsfaktoren nicht dem Produkt entsprechen, das aufgrund eines bestimmten, von seinem subjektiven Gebrauchswert wie von seinem objektiven Tauschwert eine somit kristrallisierte Wertschöpfung in sich birgt. Im Klartext heißt das, dass standardisierte, messbare Prozesse, die in einem tauschbaren Wert münden, das ausmachen, was einen wertmäßigen Zuwachs des Wirtschaftsprozesses umschreibt.

Alles Subjektive, Einzelne, Anekdotische und Erratische ist davon ausgeschlossen, weil es weder massenhaft erstellt wird noch messbar ist. Somit ist die zwar meistens nach Beschäftigungsprinzipien des Manchester-Kapitalismus agierende, aber ansonsten individualisierte und in Tausch- wie Gebrauchswert extrem subjektivierte Kreativwirtschaft bei dem Wertschöpfungsprozess bereits außen vor. Und auch die Wertschöpfung in der nicht ohne Grund so genannten Dienstleistungsbranche bleibt demnach eine idealisierte Beschreibung. Dort werden allenfalls Werte verausgabt oder umverteilt, nicht aber geschaffen.

Und manchmal sind es sogar einfach nur Phänomene, die ein neues, aber falsches Theorem ad absurdum führen. In einer Untersuchung über die Auswirkungen auf die Binnenwirtschaft unterschiedlicher Länder sticht nur ein einziges Merkmal hervor, dass tatsächlich den Unterschied in einem Ranking bestechend einfach erklärt: Je nach Anteil der industriellen Wertschöpfungsprozesse in den einzelnen Ländern, ist zu bestimmen, wie sehr die Weltfinanzkrise 2008 das Land hat schädigen können. Je mehr industrielle Wertschöpfung vorhanden, desto größer die Widerstandsfähigkeit der jeweiligen Wirtschaft gegen Wertverfall und Spekulation. Deshalb stehen Länder wie die Bundesrepublik Deutschland mit derzeit – noch – 25 Prozent industrieller Wertschöpfung relativ gut da und Länder wie Portugal und Griechenland miserabel, aber auch Großbritannien, das nahezu das produktive Nachkriegsniveau im eigenen Land unterschritten hat,ist deutlich als das Sorgenkind der Zukunft par excellence identifiziertbar.

Da stellt sich dich Frage, ob die schicke Abkehr vom Industrialismus und die Hinwendung zu einer Renaissance feudalen Wirtschaftens nicht auch etwas Suizidales in sich birgt.