Politik: Kojoten, die kreischend auf die Tische pinkeln

Gestern war wieder so ein Tag. Da tauchen abends, zur besten Sendezeit, die Bewohner der Geisterbahn auf und brüllen, verborgen hinter schrecklichen Masken, ihr Kriegsgeschrei in die Mikrophone. Einhalt bekommen sie nicht geboten. Nein, sie werden präsentiert wie gesellschaftsfähige Exemplare einer heilen Welt. Das ist skurril, das ist pervers. Diese Geisterbahnbewohner präsentieren nun nach zwei Jahren eine Waffengattung nach der anderen, die angeblich den Krieg in der Ukraine durch einen Sieg über Russland bewerkstelligen sollen. Und das, was sie bewirken, ist nicht nur die Eliminierung der Zukunft beider Länder, was nebenbei auch zum Plan gehört, sondern sie verschrotten ihren alten Tötungsmüll im Echtbetrieb. 

Die Kriege der Zukunft, wenn es wirklich um die Dominanz geht, werden anders aussehen. Da rollen dann keine putzigen Panzer durch die Landschaft, sondern da gibt es keinen Strom mehr, die Logistik bricht zusammen, das Trinkwasser geht aus und die Nahrungsketten werden unterbrochen. Und dann, das wissen auch die finsteren Auftraggeber des militärisch-industriellen Komplexes, werden die post-heroischen Gesellschaften das Nachsehen haben. Die Russen sagen heute schon, Kartoffeln und Äpfel hätten sie immer, und die Chinesen machen es mit einer Schüssel Reis. Wie es hier, im elaborierten Westen, mit massenhaft verbreiteten Unverträglichkeiten und Intoleranzen aussieht, kann man sich leicht vorstellen. Dieser Krieg ist bereits verloren, bevor er richtig begonnen hat. 

Wenn die Schranzen, die uns täglich als politisches Fachpersonal präsentiert werden, tatsächlich diejenigen wären, die über Krieg und Frieden entscheiden, dann wäre auch dieses Spiel längst aus. Sie selbst schaffen es nicht bis zum nächsten Graben, und ohne ihre mächtigen Souffleure ginge ihnen schnell der Text aus. Die Antworten, die sie verdienen, sind bereits formuliert und werden bald kommen. Denn wenn das Gros der Bevölkerung davon ausginge, dass diese Schreckgespenster tatsächlich die Herren und Kriegsgöttinnen über ihr Schicksal sind, dann wäre bereits das zu verspüren, was Gesellschaften immer kurz vor ihrem Untergang an den Tag gelegt haben. 

Dann herrschte die allgemeine Zügellosigkeit und Libertinage. Dann würde auf den Straßen längst kopuliert und aus den Fenstern gekotzt. Dann wäre der Rausch der standardisierte Zustand, dann wären die Geschäftsprozesse längst beendet und die Verwahrlosung griffe um sich. Dann sähen alle bereits so aus, wie die uns in unerträglicher Intensität präsentierten Horrorgestalten. Frei von Zivilisation und Humanität, geprägt durch Blutrünstigkeit, Gier und Rücksichtslosigkeit.  

Wer das nicht glaubt, der gehe auf den Rummel, die Mess, die Kirmes oder den Send und setze sich in eine Geisterbahn. Das, was da an den Ecken steht und eigenartige Geräusche abgibt, wirkt nämlich bereits wie das Ensemble dieser Polit-Talkshows, wo die Kojoten  des Krieges unter freundlicher Begleitung der Moderatoren kreischend auf die Tische pinkeln. Und doch: es scheint noch nicht so weit zu sein. Zu viele Menschen, die einem begegnen, gehen noch einer vernünftigen Tätigkeit nach, haben noch soviel Selbstachtung, dass sie auf sich achten und wissen, wie man sich in der Öffentlichkeit zu benehmen hat. Die Zeit der vulgären Libertinage herrscht bislang noch nur in Teilen der politischen Klasse. Das ist der Funke, mit dem die Hoffnung in Verbindung gebracht werden kann. 

2 Gedanken zu „Politik: Kojoten, die kreischend auf die Tische pinkeln

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