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Südliche Systeme, westliche Euphorie und zentraler Wille

Was ist mit einem Gebilde los, in dem sich die einzelnen regionalen Qualitäten geographisch verschieben? Das ist nicht nur eine interessante, sondern vielleicht auch die alles überragende Frage einer systemischen Analyse Europas. Wie immer mit einem zwinkernden Auge, denn natürlich ist das alte Jägerspiel, der Fußball, nur etwas für Jungen, die gerne träumen und mit der Realität, so wie sie viele Frauen sehen, nichts zu tun hat. Selbstverständlich vermeintlich. Denn, so trotzen die verschmähten maskulinen Perspektiven, warum sollte eine Welt wie die Politik, in der zumeist die Männer noch das Sagen haben, warum sollte diese Welt nicht so funktionieren wie das Männer- und Jägerspiel Fußball? Lassen wir es wirken!

Zurück zur Ausgangsfrage. Der Verlauf des Turnieres, das, auch das muss gesagt werden, eigentlich noch gar nicht begonnen hat, zumindest was die Echt-Auftritte anbelangt, der Verlauf des Turnieres hat dennoch bereits gezeigt, dass in Europa momentan so etwas wie das Upside-Down-Syndrom zu verzeichnen ist. Der Süden, der sonst für Spontaneität und Lebensfreude steht, entpuppt sich vor allem mit Spanien und Italien als eiskalt kalkulierendes Theoriegebäude kantischer Dimension. Wie auf dem Schachbrett der Welterklärung werden dort nach einem eisernen System die Figuren verschoben und das, was den Süden ansonsten so sympathisch macht, das Feuer und das Gefühl, das ist verbannt und liegt im Eisfach.

Der Westen, der immer getragen war von Abenteuerlust und Eroberungsphantasien, der spielt mit den Teams England und Frankreich feurig auf, erscheint aber etwas konzeptionslos und macht trotz aller Wucht einen fragilen Eindruck. Da wird es reichen, das eine kalte Schnauze auftaucht, die einen kühlen Plan umzusetzen weiß, und die alten Antipoden des hundertjährigen Krieges werden einstürzen wie die Holzscheite am heidnischen Osterfeuer.

Das Zentrum schließlich, das sich so fühlte wie am Dirigentenpodest, wähnt sich noch in einer Probe und fuchtelt mit dem Stab recht wirr in der Luft herum. Ob der deutsche Dirigent in der Lage ist, mit seiner Partitur die einzelnen Sätze zu einem harmonischen Auftritt zu bewegen, wird von vielem abhängen, letztendlich von der Überzeugung, dass es alle wollen. Saturiertheit war schon oft der größte Feind erfolgreicher Armeen. Einmal siegreich und vollgefressen und selbst armselige Räuberbanden hatten ihre historische Chance.

Über die Gewalt, in die sich ganz Europa zunehmend manövriert, wurde bereits berichtet, über die Privatisierungsnummer á la UEFA noch nicht genug. Das Vermarktungsmonopol bringt es mit sich, dass sich diese Organisation tatsächlich aufführt wie ein Monopol aus alter Zeit. Es herrscht Zensur, Informationen werden gezielt gestreut und gesetzt, Bilder werden nur gezeigt, wenn die Absicht der Manipulation gestützt wird und sanktioniert wird jeder, der sich dem Monopol und seinen Vorgaben widersetzt. Wie abgeschlunzt ist doch ein System, in dem nach Gewalttätern genauso gefahndet wird wie nach einem Spieler, der einem Fan einen Gefallen tun will!

Und auch da ist die Analogie einmal wieder angebracht. Wie steht es um die europäischen Organisationen, wenn sie wie die Dampfwalzen über den Sinn der ganzen Veranstaltung hinwegrollen? So wie die europäische Politik nicht bestimmt werden kann von Bürokraten, wenn sie erfolgreich sein soll, so kann der Fußball nicht gedeihen, wenn Bürokraten ihre Machtphantasien ausspielen und den möglichen Reichtum an Ideen im Keim ersticken. Das Publikum mag sich drehen und wenden, wie es will: Wer hinschaut, kann richtig etwas lernen!

Konzertierte Aktion von UEFA und NATO

Es heißt, internationale Fußballturniere sind hervorragend dazu geeignet, um bestimmte Dinge politisch über die Bühne zu bringen. Immer wieder einmal wurde eine unangenehme Rentenreform, die Aufhebung von Individualrechten, die Verschärfung von Polizeigesetzen oder ein umstrittenes Bankengesetz genau dann im Bundestag verabschiedet, wenn die Deutschen während eines Turniers um Titel kämpften. Denn wenn der Ball rollt, dann ist hierzulande Ausnahmezustand. Dann geht es primär um das Thema Fußball und sekundär um die Frage, wie alles um den Fußball herum organisiert werden kann, von der Arbeit bis zur Familie. Was sich da im Parlament tut, ist für das Gros außerhalb des Aufmerksamkeitsfokus.

Was es bisher nicht gab war der Versuch, Politik direkt über die Kommunikation des Fußballereignisses selbst machen zu wollen. Das Sujet ist zu heikel, als dass es hinter dem Rücken der Bevölkerung vollzogen werden könnte. Um letztendlich kriegerische Handlungen vorbereiten zu können, muss vorher emotional richtig aufgeladen werden. Die Krawalle, verursacht durch Hooligans, sollen den Vorwand liefern, um Aktionen zu rechtfertigen, die von psychologischer Kriegsführung bis hin zur harten Kriegsvorbereitung reichen.

Drei Tage lang hielten englische Fans die Stadt Marseille in Atem. Zumeist betrunken randalierten sie im öffentlichen Raum und legten sich sowohl mit französischen Sicherheitskräften als auch mit französischen Fans an. Am dritten Tag, dem des Spiels gegen Russland, trafen die russischen Fans ein, die an Gewaltbereitschaft den englischen Hooligans nicht nachstanden. Die Folge waren bürgerkriegsähnliche Zustände in der Stadt. Als beim Abspielen der Hymne die russische von englischen Fans gnadenlos niedergepfiffen wurde und sich viele englische Journalisten noch für das inakzeptable Verhalten entschuldigten, hätte klar werden sollen, dass da etwas inszeniert wurde, was nachher mit Bildern leider nicht belegt werden konnte. Fazit: Die Russen waren die Krawallmacher.

Die UEFA hat prompt reagiert und den russischen Verband relegiert, sollten sich derartige Ereignisse wiederholen. Von den englischen Hooligans und ihren Taten ist seitdem nicht mehr die Rede. Ziel ist es, Russland die für 2018 geplante Fußballweltmeisterschaft wieder wegnehmen zu können. Zeitgleich mit der Verkündung der UEFA-Entscheidung ließ die NATO die Verlegung von 4.500 Soldaten direkt an die russische Grenze verlauten. Rund tausend Soldaten werden deutsche sein.

Die Grundlage der Wiedervereinigung Deutschlands war die Zusage sowohl der USA als auch der damaligen Bundesrepublik, dass sich die NATO nicht nach Osten Richtung russischer Grenze erweitern werde. Heute, 25 Jahre später, steht die NATO vom Baltikum bis zum Schwarzen Meer mit Ausnahme der Ukraine überall direkt an der russischen Grenze. Dem Wortbruch folgte die kollektive Geschichtsvergessenheit, eskortiert von einer immer massiver werdenden Kriegspropaganda. Gegen die Verfolgung gewalttätiger Fußballhooligans ist nichts einzuwenden. Nur wenn, dann sollte das Recht für alle gelten. In diese Krawalle die Zementierung von Feindbildern zu inszenieren, wie dieses derzeit auch wieder von den deutschen Medien geschieht, ist kriminell. Statt aufzuklären, säen sie Hass.

Die konzertierte Aktion von UEFA und NATO dokumentiert eine neue Qualität in der Massenmanipulation und Volksverhetzung, gepaart mit einer zunehmend aggressiven, kriegstreibenden Politik. Es sind diese Aktionen, die so impertinent und dreist sind, die dazu führen sollten, den korrupten Fußballverbänden und überlebten Militärbündnissen die Existenzfrage zu stellen. Fußball wird auch ohne UEFA gespielt werden können und die größte Bedrohung für den Frieden in Europa ist gegenwärtig die NATO. So viel Nachdenken muss in der Halbzeit erlaubt sein!