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Hetze aus London

Die hybride Kriegsführung, wie die geheimdienstlichen Aktivitäten mit Enthüllungen und bewussten Falschinformationen genannt wird, ist, glaubt man der westlichen Presse, ausschließlich ein Mittel der jeweiligen Gegner. Die eigenen Dienste finden in der Wahrnehmung nicht statt. Die amerikanischen, die britischen und vor allem die deutschen Geheimen Dienste beschränken sich darauf, so könnte man meinen, die bösen Aktivitäten vor allem der Russen abzuwehren. Dass es auch umgekehrt funktionieren könnte, vor allem bei einem längst nicht mehr geheimen offenen, heißen, militärischen Konflikt zwischen NATO und Russland, darf gar nicht erst in den Sinn kommen. Diese Vorstellung belustigt regelrecht, wenn man sich die unzähligen Filmprodukte westlicher Provenienz anschaut, in denen die eigenen Dienste, selbstverständlich immer im Kampf mit Russen oder sonstigen Autokraten, nicht gerade zimperlich sind, wenn es darum geht, das Gute vor dem Bösen zu schützen.

Auch jetzt, bei dem in jeder Meldung wiederholten völkerrechtswidrigen Angriff Russlands auf die Ukraine und der immer wieder verschwiegenen völkerrechtswidrigen Verbrechen in Jugoslawien, im Irak, in Afghanistan und in Libyen, um nur die jüngsten und gravierendsten zu nennen, wird die gleiche Nummer wiederholt. Die Methode ist schlicht, sehr schlicht, und sie kann nur funktionieren, wenn das gesamte Chor der Meinungsschmiede stramm steht und die Lügen in Zeiten des Krieges in corporate identity verbreitet. Bei so viel Verlogenheit sei der ironisch Verweis erlaubt: Im Westen nichts Neues. 

Man kann die vermeintliche Krise um eine bekannt gewordene Unterhaltung von Luftwaffenoffizieren auch anders herum betrachten: Die Kriegstreiber, d.h. diejenigen, die aus geostrategischen Gründen diesen Krieg von langer Hand vorbereitet haben, vornehmlich die USA und GB, haben im Kontext der eigenen Sicherheit nichts verloren. Und diejenigen, die auf den Zug aufgesprungen sind, um sich die Taschen mit Geld und Beachtung voll zu stopfen, sind aus den Ämtern und den Mandaten, die sie haben, bei jeder Wahl nicht mehr zu beachten. Eine Außenministerin, die stumpfsinnig Feindbilder bedient und das diplomatische Chor in den Keller verbannt, muss schleunigst entsorgt werden. Nur wer auf Diplomatie setzt, ist in der Lage, Konflikte ohne hohen Blutzoll zu bereinigen. Wer sich in die desaströse Rhetorik von Feindbildern treiben lässt oder diese bedient, handelt nicht im Interesse der Bevölkerung. Zudem sehe man sich die tatsächlichen Zustimmungsraten durch Wahlen an und es wird deutlich, dass der Traum von legitimierenden tatsächlichen Mehrheiten seit langem ausgeträumt ist. 

Sowohl das British Empire als Weltmacht als auch dessen Nachfolge durch die USA haben mehr völkerrechtswidrige Kriege geführt, mehr Staatsstreiche initiiert, mehr Massenabschlachtungen zu verbuchen als die heute der Bevölkerung vorgegaukelten Feinde, die „uns“ permanent bedrohen. Sehen Sie sich die Fakten an. Mehr ist nicht erforderlich. Und bei der Betrachtung der Fakten wird deutlich, was die korrumpierten und monopolisierten Chargen der Informationsbranche aus ihren Fingern saugen oder unter den Teppich kehren. 

Der Skandal ist nicht die Veröffentlichung, sondern der Inhalt. Und der besagt, dass die NATO, allen voran die USA und GB, sich bereits in einem heißen Krieg mit Russland befinden. Wollen wir dabei sein? Oder ist Besinnung gefragt? Die Hetze, die gerade aus London an unsere Ohren dringt und den Bundeskanzler betrifft, weil er eine deutsche rote Linie definiert hat, sagt alles aus  über die Güte der „Partner“. Wer will, hat immer die Freiheit. Und kein Preis ist für sie zu hoch. Wie hieß es noch im Resolutionslied? Haben wir beschlossen, nunmehr schlechtes Leben mehr zu fürchten als den Tod!

Der Herr Strychnin und seine Kopfbedeckung

Heute las ich eine Nachricht von einem prominenten grünen Politiker, den ein leider schon verstorbener Freund, seinerseits Werkzeugmacher von Beruf und sozialdemokratisches Urgestein, immer etwas verächtlich den Herrn Strychnin nannte. Bleiben wir dabei. Dieser Herr Strychnin schrieb heute, ganz zeitgemäß, dass the world on fire sei. Damit meinte er die zahlreichen Waldbrände, die derzeit an verschiedenen Stellen auf dem Globus ihr Unwesen treiben. Für Herrn Strichnin war klar, dass es sich eindeutig um ein Phänomen des Klimawandels handele und daher die Positionen seiner Partei gestärkt worden seien. 

Einmal abgesehen von Aspekten, die nichts mit dem Klima, sondern mit dem Luxusbedürfnis der Reichen zu tun haben, wie zum Beispiel das Absenken des Grundwassers durch die Betreibung unzähliger privater Swimming Pools in Kalifornien, der Region Kapstadt etc., und einmal abgesehen von traditionellen Brandrodungen, enthält der Hinweis sicherlich einen Kern, mit dem man sich ernsthaft auseinandersetzen muss.

Dass meinten auch viele Kommentatoren, die den versierten Politiker sogleich fragten, wie er es denn halte mit dem Zusammenhang von Öko-Katastrophen und dem Kriegshandwerk. Letzteres wird ja momentan in Sachen Russland-Ukraine gerade von seiner Partei sehr befeuert. Das sei, so meinten einige der Protestler auf seinem Portal, noch sehr höflich ausgedrückt. Denn die Grünen seien der Kriegstreiber Nr. 1 in der Republik, Arm in Arm mit einer bellizistischen Rasierklinge aus der FDP und der Atlantiker-Mischpoke aus der CDU. So ging das weiter und es ist klar, dass aus einem solchen Setting nichts Fruchtbares mehr resultieren kann.

Interessant fand ich dann aber doch einen Konnex, der mir bis dato gar nicht so präsent war. Da versuchte eine sehr gut unterrichtete Frau, die Geschichte, oder wie die zeitgenössischen Demagogen es gerne nennen, das Narrativ von der Verteidigung der liberalen Demokratie durch die Ukraine gegen den Despoten Putin in einem anderen Licht erschienen zu lassen. Sie wies noch darauf hin, dass nach dem Regime Change in der Ukraine, massiv unterstützt durch die Geheimen Dienste der USA, im Jahr 2014 sogleich mächtige, in den USA ansässige Unternehmen und Finanzgruppen begonnen hätten, große Teile des seit ewigen Zeiten begehrten ukrainischen Ackerlandes zu kaufen. Die prominentesten Namen der Käufer seien Monsanto und Black Rock und das Stückchen Land mit der schwarzen Erde, dass sie bereits 2015 erworben hatten, zu einem relativ geringen Preis versteht sich, hätte die Dimension wie die gesamte Fläche der landwirtschaftlichen Nutzung Italiens, was verdeutlicht, von welcher Dimension wir hier reden.

Dass die kluge Frau daraus die Frage ableitete, ob die Partei des Herrn Strychnin, ihrerseits immer mit den Labels von Ökologie und Frieden unterwegs, da nicht auf einen Weg gekommen sei, der abstruser nicht sein könnte, schien mir folgerichtig. Dass die Grünen nun gegen Kriegsmüdigkeit trommeln, pausenlos für die Lieferung schwerer Waffen werben und damit argumentieren, dem Despoten Putin Einhalt Gebieten zu wollen und die liberale Demokratie zu verteidigen, sich dabei aber innig umschlungen mit Oligarchen der übelsten Sorte zeigen und kein Problem damit haben, dass ein Land in Schutt und Asche gelegt wird, damit Eigner wie Monsanto das behalten, was sie unter dubiosen Bedingungen erworben haben, ist schon ein Stück, dass heute leider niemand in der Lage ist zu inszenieren. Dazu bedürfte es schon eines William Shakespeares. Und der Herr Strychnin wäre der erste, der in der Requisite die Narrenkappe erhielte. Das wäre die einzige Kopfbedeckung, die dem Anlass entspräche.

Über die Eigendynamik der Geheimen Dienste

Homeland 6

Seit den Tagen des legendären Franzosen Joseph Fouché, der nicht nur Robespierre und die Revolution, sondern auch Napoleon und die folgende Restauration als Chef der geheimen Dienste überlebte, ist deutlich geworden, wie stark die von der großen Öffentlichkeit erlebte Politik mit der Arbeit der Geheimen Dienste und den Organen der Diplomatie verwoben ist. Was die Öffentlichkeit nicht sieht, und wenn sie es sieht, nicht so recht glauben will, ist die Tatsache, dass die beschriebenen Geheimen Dienste nicht immer unbedingt der Regierung dienen, sondern dass sie durchaus eigene Interessen verfolgen und zuweilen eine „Eigendynamik“ erzeugen, die ganz und gar nicht im Interesse des politisch gebildeten Willens eines Landes ist. Die USA haben diese Geschichte mit aller Breite durchgemacht. In Robert De Niros Film „Der gute Hirte“ wird die ganze Problematik schon bei der Gründung der CIA durchleuchtet, zu einer Zeit, als die USA sich als Supermacht zu definieren begannen. Die Serie Homeland betrachtet eine andere Phase, deren Ursprung mit dem 11. September festzumachen ist.

Befassten sich die vergangenen Folgen von Homeland zunächst mit dem Problem eines „umgedrehten“ US-Soldaten, der aus Middle East nach Hause kommt, einem Gebiet, in dem die USA chronisch militärisch intervenieren. Dann ging die Reise in verschiedene arabische Staaten und nach Afghanistan, wo immer neue Abenteuer auf die Akteure warteten. Homeland 5 schließlich handelte von einem geplanten Terror-Anschlag in Berlin, dem Problem also, dass durch die ständige Intervention in der arabischen Welt in die westlichen Metropolen zurückschnappt. Das soeben veröffentlichte Homeland 6 ist an Aktualität die bisher brisanteste Serie. In ihr wird das Missverhältnis zwischen Regierung und Geheimdiensten überdeutlich. Es wird gezeigt, dass sich die verschiedenen Organisationen gegenseitig behindern und dass ihre Eigendynamik so weit gehen kann, dass sie gewählte Präsidenten in der Öffentlichkeit zu beschädigen versuchen, weil diese nicht den Kurs der weiteren, ständigen Militärinterventionen weiter verfolgen wollen.

Unter dem Stichwort „Home Security“ sind seit dem 11. September 2001 verschiedene Organisationen entstanden, die nicht den Eindruck machen, auf die demokratische Verfassung verpflichtet zu sein, sondern den Interessen der unterschiedlichen Branchen geheimdienstlicher Tätigkeit. Dass im Namen des Heimatschutzes gar eigene Terroranschläge unternommen werden, um die öffentliche Meinung in eine bestimmte Richtung zu lenken, ist zumindest für Homeland 6 ausgemacht. Und dass Präsidenten von den Big Guys der Geheimwelt bewusst mit falschen Informationen gefüttert werden, die sie in die Falle locken sollen, scheint ebenso ausgemacht.

Die politische Brisanz der Serie Homeland 6 liegt in diesen Thesen. Angesichts der Tatsache, dass die Finalisierung der Serie während des turbulenten US-Wahlkampfes zwischen Hillary Clinton und Donald Trump stattgefunden hat, muss den Produzenten attestiert werden, dass sie einen guten und einen schlechten Riecher hatten. Die Dame, die als President elect in der Folge eine Rolle spielt, ist angesichts der Verwobenheit des Clinton-Clans mit der Washingtoner Nomenklatura zu positiv. Die Deutlichkeit jedoch, mit der das Treiben vor allem der CIA, aber auch des FBI inszeniert wird, erklärt genau die Verwerfungen, die sich sehr schnell zwischen Trump und besagten Organisation auftat. Sehr früh wies er, und das übrigens im Einklang mit der Auffassung der amerikanischen Öffentlichkeit, auf die nicht tolerierbare Eigendynamik dieser Organisationen hin. So wie es aussieht, musste er klein beigeben. Aber das steht auf einem anderen Blatt. Homeland 6: Sehenswert und brandaktuell.