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Entzünden wir eine Kerze!

Wollen wir mal ehrlich sein. Ist ja eher selten geworden. Obwohl wegen jeder sich bietenden Petitesse Gift und Galle wirken und keine Übertreibung zu gering erscheint, herrscht bei den wirklich großen Dingen kollektives Schweigen. Also, seien wir einmal ehrlich und heucheln kein Mitgefühl für jene, die auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt ihr Leben ließen oder verletzt wurden. Das einzig Ehrliche bei dem Entsetzen ist vielleicht die eigene Angst. Ja, es könnte überall passieren, weil wir in die ganze Welt wirken und mit der ganzen Welt verwoben sind. Da mögen sie nun hinfahren, die Vertreter des Staates, in die Provinz, und sich ein Bild machen. Wovon eigentlich? Von den mittlerweile abtransportierten Leichen oder den in den Krankenhäusern liegenden Verletzten? Oder den geschlossenen Bratwurstständen? 

Hört man auf die berichtenden Stimmen in Funk, Fernsehen, den Zeitungen oder aus den Parteien, dann gibt es wenig Konkretes, es wird viel spekuliert, nach Versagern wird gesucht und es wird versucht, die Gunst der Stunde für sich zu nutzen. Die einen, indem sie Mitgefühl heucheln. Die anderen, indem sie Einwanderer zum Problem deklarieren. Und wieder welche, die sich über die Schäbigkeit der politischen Konkurrenz erregen und wieder andere, die die Tat als das Ergebnis einer pathologischen Episode abtun. 

Befriedigend ist das alles nicht. Aber es passt ins Bild. Denn einen Zusammenhang herzustellen zwischen dem, was dieser Staat in der Welt vertritt, wo er Partei ergreift, Waffen liefert und den Mord an großen Menschenmassen in Kauf nimmt, dieser Zusammenhang darf nicht gedacht werden. Man muss das alles nicht einmal verurteilen, aber ein Konnex besteht. Wer nur ab und zu die internationale Presse liest, und zwar die aus anderen Teilen der Welt und mit einer anderen Perspektive, wird feststellen, dass dieser Zusammenhang überall gesehen wird. Manchmal aus neutraler Position, manchmal aus ablehnender Partei und allerdings oft aus purem Entsetzen. Gerade dieses Land, das sich so sehr auf die verheerende eigene Geschichte beruft, tritt zunehmend in die Fußstapfen der eigenen Geschichte, anstatt neue Wege zu gehen. 

Dieses Delirium damit zu begründen, dass man mehr Verantwortung übernehmen müsse, zeigt, dass der mittlerweile zu verbuchende Schaden weitaus größer ist als alle Solingen und Magdeburgs zusammen. Die aktive Wahrnehmung imperialer Ideen bringt immer ein gewaltiges Echo hervor. Aus Verzweiflung, aus Kalkül und mit derselben kriminellen Energie. Auch wenn es niemand hören will: zwischen der deutschen Außenpolitik und Terroranschlägen hierzulande besteht ein Konnex. Und wer verbietet, darüber zu reden, verifiziert die These. Dazu zu stehen, wäre übrigens tatsächlich einmal das wahrhaftige Übernehmen von Verantwortung. Aber davon ist die gesamte Nomenklatura weit entfernt. Denn das hier als „liberale Werte“ verkaufte Exportgut, erreicht sein fernes Ziel nicht selten in der Form von Messer und Mord. 

Entzünden wir eine Kerze! Für die Opfer. Egal wo. Und zur Erleuchtung des eigenen Verstandes!  

Sun Tzu und die Außenpolitik

Vieles, was sich im Spektrum der westlichen, und dort besonders der deutschen Außenpolitik beobachten lässt, ist mit dem, was man allgemein als gesunden Menschenverstand zu bezeichnen pflegt, nicht zu erklären. Deshalb ist die Verwirrung groß. Nicht nur im eigenen Land, dort, wo letztendlich die entscheidende Auseinandersetzung geführt werden wird, nämlich auf der Straße, reichen die Erklärungen nur noch zu zynischen Bemerkungen. International ist es nicht anders. In den Ländern, in denen die Deutschen – noch – einen guten Ruf genießen, macht man sich ernsthaft Sorgen, bei denen, die von der erratischen Irrfahrt profitieren, lacht man hinter vorgehaltener Hand und dort, wo man sich im Fadenkreuz der neuen Kreuzritter befindet, zuckt man gelassen mit den Schultern. Wer die Geschichte kennt, weiß, wie derartige Ausflüge ins Sektierertum enden.

Es kursieren unterschiedliche Theorien, die sich an einer Erklärung dieser Außenpolitik abarbeiten. Die einen besagen, man hätte es mit einer Art 5. Kolonne zu tun, vom amerikanischen Hegemonen finanzierte Agenten, die die Interessen ihres Auftraggebers umzusetzen hätten. Betrachtet man die Biographien des handelnden Personals, so könnte man zu dem Ergebnis tatsächlich kommen. Andere wiederum führen aus, man hätte es mit einem Konsortium unterqualifizierter und eitler Karrieristen zu tun, die ohne große Agenda einfach nur das produzierten, was sie könnten, und das sei eben nicht viel. Auch dieser Deutungsversuch trifft sicherlich bei einigen Protagonisten zu.

Eine Theorie, die nicht so häufig bemüht wird, um das Desaster zu erklären, geht von einem tiefliegenden Inferioritätsgefühl aus, von dem nicht nur die handelnden Amtsträger, sondern die gesamte Bevölkerung erfasst sei. Die historische Schuld und das nach der Ära der Täterschaft logische Schlittern von einer in die nächste Abhängigkeit habe dazu geführt, dass das Handeln immer von zwei Gefühlspolen bestimmt werde, die beide kaum Raum für eine vernünftige Analyse der eigenen Lage und den logischen Schlussfolgerungen aus den eigenen Interessen ließe. Stattdessen dominierten, changierend, mal der Größenwahn und mal die Versagensangst. Aus diesem Gemenge, so diese Theorie, ließe sich das Vabanquespiel auf der einen und das Kuschen auf der anderen Seite ganz gut erklären. Bei der Begutachtung der handelnden Personen spricht auch einiges dafür.

Auffallend ist, dass alle Erklärungsansätze zu bestimmten Anteilen zutreffen. Das ist alles andere als ermutigend, weil die notwendige Konsequenz nur in einer radikalen Lösung bestehen kann. Kurz, mit dem vorhandenen Ensemble ist wahrlich nichts zu gewinnen. Ganz im Gegenteil, die Zeichen stehen auf Zerstörung und Selbstzerstörung.

Bei allem Bemühen, so sachlich wie möglich zu bleiben, sei eine Spitze dennoch erlaubt. Wie durch Zufall fiel mir „Die Kunst des Krieges“ des chinesischen Autors Sun Tzu wieder einmal in die Hände. Das wohl älteste Buch über Militärstrategien, das von allen chinesischen Amtsträgern, die aktuell als die neuen Feinde von unserem Fachpersonal auserkoren worden sind, nicht nur gelesen, sondern auch verstanden worden ist, liefert genügend Stoff und Anleitungen, um sich das Wirken der westlichen Regierungen noch einmal genauer anzusehen. Und es liefert sehr viele Perspektiven, wie einem derartig verirrten Vorgehen begegnet werden kann. Für uns heißt das:  Nicht aus feindlicher Absicht, wie als Unterstellung von den Räuberpistolen gleich geschossen werden wird. Nein, wir lesen jetzt Sun Tsu, um zu retten, was zu retten ist. Ist der Gegner ausgeruht und wohl proviantiert, ziehen wir uns in die Wälder zurück. Ist er erschöpft von langem Marsch und sucht die Ruhe, greifen wir an!  

Eine kollektive Reise in den Abgrund

Eines ist gewiss: Mit dem politischen Personal, das sowohl die Republik als auch die EU repräsentiert, ist nicht nur der Konflikt mit Russland besiegelt, sondern es steht auch die direkte Konfrontation mit China ins Haus. Inwieweit sich diese Politik mit den Interessen der Bevölkerung deckt, wird seitens der Verantwortlichen nicht mehr ermittelt. Und es ist ihnen auch egal. Sicher ist, dass sie sich ohne Wenn und Aber der Administration durch die USA unterstellt haben. Hätte auch nur eine Person in diesem ganzen Ensemble so etwas wie einen strategischen Blick und eine eigene Haltung, die sich auf das ihr erteilte Mandat bezöge, würde sehr schnell der Stern der Erkenntnis aufgehen. Seit Ende des II. Weltkrieges sind die USA kontinuierlich für direkte militärische Interventionen, den lancierten Sturz von Regierungen und Millionen von Toten verantwortlich. 

Allein diese Bilanz verbietet jede Verbindung mit dem Gedanken an Werte und Menschenrechte. Die einzigen Werte, die bei dieser Bilanz eine Rolle gespielt haben, waren monetäre. Es ging immer um Märkte, Ressourcen und geostrategische Vorteile. Weder in Korea, in Indonesien, noch in Vietnam, Laos, Kambodscha, noch im Iran, nahezu allen Ländern in Süd- und Mittelamerika, im Irak, in Libyen oder im ehemaligen Jugoslawien. Wer dort als Resümee der blutigen Verheerungen Avancen an das schöne Bild der Demokratie erblickt, möge sich bitte melden! 

Einmal abgesehen von den traurigen Figuren, die auf die Beobachter im Rest der Welt wirken wie von der regulären Schule relegierte Subjekte, denen ein Minimum an Sozialverhalten abgesprochen werden muss und deren Bildungsstandard folglich in erbärmlichem Zustand ist, die ihrerseits meinen, in einer katastrophalen Sprache andere belehren zu müssen, treiben sich dort noch einige Elemente herum, die es besser wissen müssten. Sie wiederum sind zu billigen Erfüllungsgehilfen avanciert oder aufgrund ihrer vorher schäbigen Amtsführung schlicht erpressbar.

Und da, auch das sei gesagt, stehen leider in der transatlantischen Befehlskette Figuren auf der Kommandobrücke, die auch ihrem Land große Sorge bereiten und das nationale Schamgefühl nachhaltig verletzt haben. Es sei nicht vergessen, dass die Leidtragenden in den USA wichtige Verbündete sind und bleiben! Aber dass die hiesige, marode und von dort aus teilweise alimentierte Presse den deutschen Amtsträgern die Sprechzettel schreibt, macht die Sache nicht besser. 

Es kommt, wie es kommen muss. Die Gefolgschaft gegenüber den USA, die sich ihrerseits höchstwahrscheinlich durch Terroranschläge noch einmal nachträglich Gehör verschafft haben, wird zu keinem guten Ende gelangen. Der Krieg in der Ukraine wird zur endgültigen Vernichtung der Ukraine führen, die Bundesrepublik Deutschland wird nicht nur essenzielle Wirtschaftskraft verlieren, sondern, wie bereits heute, auf lange Sicht nicht in der Lage sein, sich selbst zu verteidigen. Und, wenn die Clique um den unzurechnungsfähigen Joe Biden der Ansicht ist, Russland sei genug geschwächt, dann wird das chinesische Fass geöffnet. Letzteres ist jedoch kein Fass, sondern die Büchse der Pandora. 

Einmal abgesehen von den amerikanischen Stalljungen und Stallmädels, die sich derartige Fragen nicht stellen, wann in der Geschichte sind Vasallen aus dem Konflikt tatsächlicher Mächte als Sieger hervorgegangen? Da muss man lange nachdenken. Und dummerweise stösst man auf keinen Fall, der dieses absurde Konstrukt belegen würde. 

Den Nachdenklichen, die es immer noch trotz der kollektiv eingeübten Pöbeleien geben soll, kann leider nur eine Gewissheit übermittelt werden: Mit diesem Ensemble und diesem Kurs wird es ein böses Ende geben. Es ist eine kollektive Reise in den Abgrund.