Von Zeit zu Zeit muss ich an die Erzählung eines Freundes denken, der im Foyer eines exklusiven Zürcher Hotels stand und von einer älteren Dame angesprochen und gefragt wurde, ob er Lohn empfange oder ob er wer sei? Neben dem Lachen, das eine solche Frivolität hervorruft, sei doch angemerkt, dass eine unbeschreibliche Arroganz bei denen zu herrschen scheint, für die die Sonne der Sorglosigkeit bereits vor der Geburt geschienen hat. Aber anstatt sich darüber aufzuregen, sollte man ab und zu die Theorie auch insofern ernst nehmen, als dass man das Verhältnis von Auftraggeber und Auftragnehmer hinsichtlich derer durch dekliniert, die mit einem Mandat der Bevölkerung in das politische Geschäft geschickt werden, um deren Interessen zu vertreten. Man verzeihe, wenn der Gedankensprung groß ist!
Und plötzlich ist der Souverän ein Chef, der es durchaus verdient hat, einmal breitbeinig in einem Ledersessel zu sitzen, sich an einer guten Zigarre und einem exquisiten Brand zu erquicken und mit seinesgleichen über das Personal zu unterhalten, das da in das große Haus in Berlin geschickt wurde, um den Laden im eigenen Interesse zu führen.
Ja, da kommt dann doch so manche Unzufriedenheit zum Vorschein. Das Personal, das heutzutage zur Verfügung steht, hat zumeist vom richtigen Leben keine Ahnung. Abgeschlossene Berufsausbildungen sind selten, tatsächliche Erfahrungen als qualifizierte Kraft in einem Gewerbe sind eine Rarität. Da wird von einer Work-Life-Balance geschwafelt, wenn ein Gros der Auftraggeber sich mit zwei Jobs herumschlagen muss. Und dann glaubt das Personal, mit irgendwelchen Postings auf den Ramschmeilen der digitalen Medien, wenn es geht ohne Wort und Schrift, aber mit einem schönen Outfit und Fahrstuhlmusik unterlegt, könne man für seine Tätigkeit auf Volkes Tasche werben. Bei Symboldebatten ist es sofort dabei, wenn es darum geht, Interessen durchzusetzen und der Strömung die Stirn zu bieten, werden hinter den Mülltonnen der Meinungsindustrie abstruse Kompromisse geschlossen und dann noch als große Errungenschaften versucht zu verkaufen. Und von Strategie nicht zu reden. Ein Fremdwort für alle, die weder eine Disziplin noch das richtige Leben kennen!
Ja, kommt dem Souverän nicht mit der Frage nach dem Personal! Da wird der Tabak bitter und das Getränk verliert seinen Reiz, wenn er nur darüber nachdenkt. Denn der Markt gibt momentan nichts Besseres her als die beschriebenen Luftnummern, die nichts von Belang zu bewegen vermögen, sich aber gleichzeitig in einem Anflug von Größenwahn als das Wesen und die Essenz dieses Auftragsverhältnisses, sprich dem schönen Begriff der Demokratie, bezeichnen. Da ist etwas gewaltig schief gelaufen und, aus Sicht des Souveräns, die Probezeit ist seit langem abgelaufen. Dieses Personal wieder loszuwerden ist aufgrund der Massenerscheinung nicht so leicht und qualifizierte Kräfte zu gewinnen richtig schwer. Denn wer von Gewicht und Charakter ginge das Risiko ein, eine durch Leistung erworbene bürgerliche Existenz gegen Diadochenkämpfe in einem von Hysterie beherrschten Haus der Belanglosigkeiten einzutauschen und zudem noch von den Meinungsmonopolisten inquisitorisch gemeuchelt zu werden?
Um bei den Diadochen zu bleiben: Historisch zerfiel das Reich nach Alexander, bewerkstelligt durch die Kämpfe der vermeintlichen Erben, die allerdings nichts von der strategischen Tiefe, der Courage und der Risikobereitschaft des Reichsgründers aufweisen konnten.
Da sitzt der Souverän in seinem Sessel, ratlos, folgt dem Rauch der Zigarre und sinnt nach einem Ausweg. Man möchte ihm raten, nicht zu fest zu ziehen, denn dass macht bitter, aber das Ziehen nicht zu vergessen, sonst erlischt die Flamme!
