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Die einfache Wahrheit des Oliver Hardy

Es könnte alles so einfach sein, wenn das, was die meisten Menschen auf diesem Erdball gelernt haben, als Maßstab für höhere Organisationen auch gälte. Ich erinnere mich gut an die These eines weit gereisten Freundes, der immer wieder zu bedenken gibt, dass, bis auf wenige Ausnahmen, in nahezu allen Kulturen dieser Welt die Grundsätze menschlichen Zusammenlebens und des eigenen Verhaltens in ähnlicher Weile vermittelt werden. Ob in den christlich geprägten, in den muslimischen, in den buddhistischen und hinduistischen und bei den den Verhaltenskodex prägenden Naturreligionen: überall gilt das Prinzip der Aufrichtigkeit, des Respekts vor Mensch und Natur, der Rücksichtnahme, der Wunsch nach Gerechtigkeit und Frieden. Sieht man sich die Lebenswelten jenseits der medial kolportierten und von die Welt umdeutenden Interpreten tatsächlich einmal genauer an, dann stimmt das. Wie gut erinnere ich mich an ein Gespräch mit einer früheren Kollegin auf der Insel Java, ihrerseits eine streng gläubige Muslima, dass sie damals ihren Sohn, der in der Pubertät steckte und mit seinem Verhalten für Furore sorgte, in ein Jesuiten-Internat geben wollte. Und als ich sie fragte, wie ich das denn in Bezug auf ihren Glauben verstehen sollte, antwortete sie mir: Es geht mir um Leistung und Disziplin, die gelehrte Ethik ist doch nicht so verschieden.

Ich für meinen Teil gebe dem Freund mit seiner These Recht. Was gut und was böse, was richtig und falsch ist, kann als eine zivilisatorische Voraussetzung in vielen Kulturen nicht nur als gegeben, sondern als nahezu deckungsgleich genommen werden. Dass sich manche Gesellschaften von dieser archaischen Ethik entfernt haben, spricht nicht für sie. Und wenn sie sich soweit davon wegbewegen, dass viele Glieder gar nicht mehr wissen, was richtig und was falsch ist, dann sind sie zwar autoritär regierbar und lassen sich für viele abstruse Gelüste begeistern, eine Referenz an die Zivilisation sind sie jedoch nicht.

Die Geschichte zeigt, dass sich die Konstellation der Kulturen, Staaten und sie führenden Individuen in einem ständigen Wechsel befinden, kulturell wie geographisch. Mal dominieren die, die sich so verhalten, wie der zivilisierte Mensch es gelernt hat und sie genießen global ein großes Ansehen, mal dominieren die Despoten, die die Regeln eines wertvollen menschlichen Zusammenlebens und andere tyrannisieren. Und weil es wechselt und niemand gegen den Verfall der guten Sitten gefeit ist, ist Wachsamkeit angebracht und Vorsicht geboten. Nur eines sollte klar sein: das Wort gilt, die Tat aber auch, oder, wie Heinrich Heine, einer der klügsten Prognostiker seiner Zeit es einmal formuliert hat: Das Wort geht der Tat voraus. Wer Krieg, Destruktion, Tyrannei und Verfolgung schamlos in den Mund nimmt, der wird auch dazu bereit sein, den Frevel in die Tat umzusetzen.

Es taucht immer wieder die Frage auf, was man denn machen kann, um derartigen Gedankengängen einen realen Bezug zu geben. Die Frage ist gut und berechtigt. Und es erweist sich, zumindest für mich, immer als gut, einen kleinen Test mit sich selbst zu machen. Einfach zu fragen, ist es richtig oder falsch, was du da treibst. Ist es richtig oder falsch, was da eine Regierung macht. Ganz gemäß dem Muster, das die meisten Menschen auf diesem Planeten als Kompass im Kopf haben. Dann klärt sich vieles. Versuchen sie es! Und, bevor jetzt im Jahr der Kant-Festivals wieder irgendwelche Abstraktionsneurotiker das Wort ergreifen, sei der amerikanische Komiker Oliver Hardy zitiert, der ganz einfach wusste, worum es geht:

„You know, there ´s a right and a wrong way to do everything.“