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Vom Ich zum Wir

Immer öfter ist der Satz zu hören, dass es nun erforderlich ist, vom Ich zum Wir zurückzukehren oder zu kommen, je nach Geschichtsverständnis. Angesichts dessen, dass wir uns in einem Prozess bewusst geplanter aktiver Kriegsführung befinden, ist dieser Appell mehr als folgerichtig. Es geht nicht nur der eigenen Person so, sondern viele Menschen, auf die ich treffe, sagen frei heraus, dass sie nahezu mit nichts mehr einverstanden sind, was in diesem Staat und von seiner angeblich gewählten Führung gemacht und gesagt wird, und dass sie eine Ahnung davon haben, in welches Desaster das führen wird, und sie sich voller Ekel abwenden. Dem isolierten Individuum bleibt wohl keine andere Wahl. Dem Wir hingegen schon.

Die klassischen Formen der Organisation der Individuen zu einem durchsetzungsfähigen Wir sind allerdings in einem Zustand, der nicht vermuten lässt, dass mit ihnen eine harte Auseinandersetzung erfolgreich zu führen ist. Hart deswegen, weil es eine furchtbare Illusion ist zu glauben, dass die momentan regierungsführenden Kriegsritter bereit wären, durch eine schlichte Abwahl oder einen kleinen Streik  von ihrem Kurs abzuweichen. Sie sind Agenten der Plutokratie, einer Herrschaft des Geldes, die mit einem funktionierenden Gemeinwesen nichts mehr im Sinn hat. Parteien wie Gewerkschaften liegen, wenn es um den Willen derer geht, die dort vereint sind, leblos am Boden. Was in Ländern wie Italien, Spanien oder Frankreich noch zu funktionieren scheint, hat sich in Deutschland seit der Jahrtausendwende in Luft aufgelöst. Das Land liegt nicht nur organisatorisch, sondern auch mental am Boden.

Zu sehen ist dies bei der das kollektive Selbstgefühl zerschießenden Bundesbahn genauso wie bei den Gewerkschaften, die sich daran gewöhnt haben, bei jeder imperialistischen Volte mitzumachen, anstatt Kämpfe zu führen, in denen die tatsächlichen Interessen der dort Organisierten die Hauptrolle spielen. Dem gegenüber steht eine Regierung, die nur mit Finten zu ihrer jetzigen Position kam und, gehätschelt von den Meinungsmonopolen, das Spiel fremder Mächte spielt.  Auch sie hat vergessen, wem sie verpflichtet ist. Insofern ist zumindest das eine kollektiv zu teilende Erfahrung: in diesem Land ist die Illoyalität gegenüber den eigenen Auftraggebern die dominant anzutreffende Handlungsmaxime.

Die Furcht vor einem kollektiven Wir ist jedoch geblieben. Man weiß ja nie. Diejenigen, die es am heftigsten treiben Richtung Krieg für die wankende transatlantische Weltmacht, blicken mit Schrecken nach Italien, Spanien oder Frankreich. Und, für alle, die zu Recht besorgt sind, die Empfehlung, alles, was dort geschieht, genau zu verfolgen, gerade weil es in der hiesigen Berichterstattung aus logischen Gründen keine Rolle spielt. Vielleicht springt der Funke ja über und das zynische Gerede von den zu verteidigenden demokratischen Werten, die bis dato von niemandem mehr massakriert wurden als von der jetzigen Regierung und ihrem Personal hält die tatsächlichen tragenden Säulen eines möglichen Gemeinwesens nicht mehr davon ab, aus dem Ich in das Wir überzugehen.

Geht in der Bevölkerung die Angst vor einem Krieg um, so ist es bei denen, die in ihn treiben wollen, die Furcht vor einer Revolte. Der Flunkerkönig hat, so die Information aus gut unterrichteten Kreisen, sage und schreibe allein 18 Bodygards, die sogar mit ihm zum Pissoir gehen. Bei solchen Verhältnissen ist noch lange nicht Nacht. Doch die Zeit zur Wende drängt gewaltig. 

Vom Ich zum Wir