Kürzlich wohnte ich einer überaus interessanten Diskussion bei. Es ging um das Thema Künstliche Intelligenz. Ein Mann vom Fach, seinerseits für ein Unternehmen der Digitalbranche weltweit unterwegs, skizzierte in einem Vortrag die Dimensionen dessen, was uns technologisch in naher Zukunft erwarten wird. Einerseits die wachsende Geschwindigkeit und Komplexität der Künstlichen Intelligenz einzelner Maschinen, andererseits die nochmalige Potenzierung der Kapazitäten durch gegenseitige Verknüpfung.
Der Referent hatte seinerseits eine kritische Distanz zu dem Thema und berichtete mehr warnend als euphorisiert. Während seiner Ausführungen beobachtete ich bei der Zuhörerschaft zunehmend düstere Gesichter. Es verbreitete sich ein Geist, der zu übermitteln schien, dass das Ende der Menschheit als historische Subjekt unmittelbar bevorsteht.
Und genau in diese Richtung ging die folgende Diskussion. Relativ schnell sprach man von der Technik an sich, die ihrerseits Fakten schaffe, die weder Individuen noch Gesellschaften in diesem Tempo verarbeiten können. Und irgendwann, so der finstere Ausblick, tun sich die großen KI-Rechner zusammen und beherrschen die Menschheit. Das wurde mit einer derartigen Gewissheit verkündet, dass andere Sichtweisen nahezu als skandalös erschienen.
Ich hatte versucht, die vorliegende, tatsächlich beeindruckende und in dieser Radikalität noch nie da gewesene Entwicklung dennoch in einen Kontext zu stellen, der immer gilt: Wem gehören diese Giga-Rechner? Wer hat sie entwickelt? Mit welchem Ziel? Und worum geht es bei der ganzen Geschichte? Fragen, die sehr primitiv sind, die allerdings jenseits der Märchenwelt immer wieder sehr gut zu beurteilende Antworten hervorbringen.
In der Diskussion ging ich relativ klanglos unter, weil diese Fragen als irrelevant abgetan wurden. Allerdings verhalf mit das Gespräch zu einer zumindest gefühlten Klarheit. Zuhause angekommen, begann ich zu recherchieren. Die fünf größten Rechner auf diesem Planeten wurden alle im militärisch-industriellen Komplex entwickelt und dort finanziert. Zwei stehen in den USA, sogar mit dem Firmenschild IBM dran. Einer steht in der Schweiz und die beiden größten in China. Ziel dieser Unternehmungen ist nicht exklusiv wissenschaftliches Interesse, sondern Markt- und Weltherrschaft.
Es ist aus meiner Sicht mehr als unwahrscheinlich, dass sich die wenigen hundert Namen, die sich diesen Zugriff auf die globalisierten Märkte gesichert haben und damit tatsächlich den gesamten Globus in Bezug auf das vorhandene Wissen permanent und ohne Berechtigung enteignen, sich ihrerseits von einer Fusion autonom operierender Rechner entmachten lassen. Meine These: Wir haben es bei diesen Vorstellungen mit dem zu tun, was die Traumfabriken zu produzieren haben, um die Köpfe der Menschen zu verwirren: schlechte Science Fiction.
Die unter der Chiffre Digitalisierung stehende Welt ist vor allem eines: Sie ist die Aufteilung der Welt in zwei Lager, die nie vorher dermaßen disparat waren wie heute. Auf der einen Seite wenige hundert Individuen, ob Mitglieder einer Nomenklatura oder nicht, und auf der anderen Seite die übrigen Milliarden. Deren Wissen wurde durch die artifizielle Maschinerie komplett enteignet, sie wurden in die dort entwickelte Programmatik exklusiv gezwungen und diese Maschinerie bestimmt den Takt der Welt. Wer sich dagegen sträubt, der fällt aus dem System und geht unter.
Nur sollte niemand dem Trugschluss unterliegen, dass sei das Wesen der Maschinerie. Die Maschinerie ist das Eigentum von Menschen. Und diese Menschen haben andere Interessen als die Menschheit. Und nur diese Frage wird das Rätsel lösen können. Sind wenige Individuen zum Wohle der Menschheit unterwegs? Die Kontostände, soweit einsehbar, verraten etwas komplett anderes.
