Nachrichten aus Germanistan, 18.09.2024
Liebe Freunde da draußen! Nun fragt Ihr wieder an. Was das heißt, wenn ein Friedrich Merz als Spitzenkandidat der CDU/CSU auserkoren ist. Dass sich an den Koordinaten der gegenwärtigen Politik deshalb etwas ändern würde, ist ausgeschlossen. Die jetzige Regierungskoalition hat, auch wenn sie immer wieder durch Unstimmigkeiten Schlagzeilen macht, die Grundpfeiler ihrer Politik in einer Vereinbarung niedergeschrieben und sie wird, wenn sie nicht durch drastische Erlebnisse daran gehindert wird, daran festhalten. Außenpolitisch wird sie weiterhin den Vorgaben aus den USA folgen, innenpolitisch wird sie, getrieben durch Ereignisse wie denen in Mannheim und Solingen, einen restriktiveren Kurs in Sachen Asyl fortsetzen, genauso wie an der Energiewende weiter arbeiten, auch wenn die Konkurrenzfähigkeit der hiesigen Industrie massiv darunter leidet. Was das politische Klima anbetrifft, so wird man bei der Polarisierung bleiben, alle, die den eigenen politischen Kurs für falsch halten, sehr schnell ein Schild anzuhängen, dass sie disqualifizieren soll.
Friedrich Merz hat bereits angekündigt, dass er Veränderungen möchte. Und die beziehen sich auf die Energie- wie die Sozialpolitik. Unter dem Strich soll ein Schub für die deutsche Wirtschaft stehen. Energetisch kann man das nachvollziehen, in Bezug auf die Sozialpolitik, ohne auf die Lohnentwicklung Rücksicht zu nehmen, ist das ein alter neokonservativer Hut. Wenn die Löhne nicht steigen, wird es keine zusätzliche Kaufkraft geben und der Druck hinsichtlich innovativer Produktionsmethoden bleibt niedrig. Wenn das noch mit Steuererleichterungen für die gut Betuchten einhergehen wird, ist daran weder etwas Neues noch handelt es sich um ein Medikament zur Genesung von der Innovationslähmung.
Außenpolitisch wird er Figuren präsentieren, die dem grünen Kriegsgebell, das die Sprechzettel aus dem Pentagon ungelesen vor sich her stammelt, in nichts nachstehen. Die Nachfolger für das bellizistische Lager der jetzigen Regierung stehen seit Jahren bereit und werden mit Merz an der Spitze, der zwanzig Jahre bei einem amerikanischen Investmentfonds, der sich bereits einen Großteil der Ukraine vertraglich gesichert hat, verbrachte und dort hinsichtlich seines weltpolitischen Kompasses sozialisiert wurde, qualitativ nichts an dem selbstzerstörerischen Kurs Germanistans ändern.
Bei einer solchen Analyse erübrigt sich nahezu die Frage, ob ein sauerländischen Kanzler etwas an dem allgemeinen politischen Klima, das durch die Corona-Episode wie das mittlerweile in die Regierung vorgedrungene Sektierertum erzeugt wurde, etwas ändern will oder kann. Wenn das Schiff auf dem falschen Kurs ist, und zwar schnurstracks auf den Eisberg zu, ist es unerheblich, was auf der Speisekarte steht und wie es kredenzt wird.
Nein, liebe Freunde in der Welt, der einstmals starke und heute kranke Mann Zentraleuropas verfügt momentan nicht über die nötigen politischen Alternativen, um sich einem vielversprechenden Heilungsprozess unterziehen zu können. Ich habe bewusst nicht die Namen derer genannt, die in einem Kabinett eines Friedrich Merz sitzen könnten, weil mich der Gedanke graust. Wie das Vorlesen so mancher Namen derer, die momentan die Geschicke des Landes bestimmen.
Angesichts dieser Aussichten können keine guten Nachrichten an Euch gesendet werden. Nein, Euch, die Ihr das Land bereits vor langer oder kurzer Zeit verlassen habt, können derzeit keine guten Nachrichten mitgeteilt werden. Politische Rezepte, die auch nur den Anflug einer gelungenen Komposition vermitteln würden, sind nicht vorhanden. Die aus der Küche schon. Sie verweisen auf Zeiten, in denen guter Geschmack und verlässliche Traditionen unstrittig waren. Also rate ich Euch, wenn Ihr Euch an Germanistan erinnern wollt, kocht Euch was Schönes, was in Eurem Gedächtnis aufgezeichnet ist. Und denkt nicht über die aktuellen Zustände Eurer alten Heimat nach! Das verdirbt den Appetit!
