Wenn es darum geht, Indizien zu finden, die die These erhärten, dass es sich um etwas anderes handelt als die Vermittlung von Informationen, dann sind es Anwendungen aus der psychologischen Grundlagenforschung, die hinzugezogen werden, um sich von vornherein mit der Wirkung der gesendeten Signale ins Benehmen zu setzen. Einer dieser Forschungszweige nennt sich Perception Magement. Perzeption, auch in der deutschen Bedeutung, ist die Wirkung eines Signals auf den Empfänger, ohne dass eine bewusste Auseinandersetzung mit dem Signal stattfindet. Es handelt sich um die flüchtige, sensuelle Reaktion auf eine Botschaft. Perception Management befasst sich mit der unbewussten Wirkung. Diese ist beabsichtigt und hat mit dem, was ein als kritisch geltender Journalismus zu leisten hat, nichts gemein.
Es geht darum, vor allem emotionale Reaktionen hervorzurufen, die die letztendliche Wirkung des Gesagten beeinflussen soll. Beim Durchforsten der Nachrichten, die uns täglich erreichen, fällt auf, dass genau dieses Handwerk in voller Blüte steht. Es geht darum, das Publikum, seinerseits in der Staatstheorie zu weniger verdorbenen Zeiten noch als Souverän bezeichnet, so zu beeinflussen, dass es nicht rational reflektiert, wie es mit der Information umzugehen hat und welche Schlüsse es daraus zieht. Vielmehr soll ein Präjudiz, das heißt eine emotional beeinflusste Vor-Entscheidung über Parteilichkeit bereits bei der Übertragung der Information gesetzt werden.
Verbale Konstruktionen, die seitens des Perception Managements benutzt werden, sind Attribute wie Leugner, Verweigerer, Machthaber, Komplizen, unheilige Allianzen, Randalierer, Esoteriker, um nur einige zu nennen, wenn es nicht mehr um die Argumente derer geht, die dort adressiert sind, sondern um eine Vorverurteilung, die besagte Zielgruppen ausgrenzen. Dass diese zumeist noch geschmückt werden mit Adjektiven wie verwegen, abseitig, verworren, sektiererisch, radikal, unzurechnungsfähig etc. versteht sich nahezu von selbst.
Ein weiteres Mittel, um die erste Reaktion auf eine emotional verpackte Information zu präparieren, sind Bilder. Da sind weinende Kinder, gedemütigte Frauen, verheerende Umweltschäden oder pompös posierende Menschen zu sehen, die in keinerlei Relation zur Notwendigkeit stehen, um den informativen Gehalt zu untermauern, sondern um die erste, flüchtige Reaktion der Empfänger emotional zu besiegeln.
Nicht, dass es sich um etwas Neues handelte. Der Einsatz emotional beeinflussender Mittel ist so alt wie die politische Kommunikation selbst. Von der Antike, über Rom bis in die Neuzeit versuchten Politiker, das jeweilige Publikum emotional für sich zu gewinnen und benutzten Formulierungen wie Bilder, um dieses zu erreichen. Und das gilt für diejenigen, die in den Geschichtsbüchern als positive Charaktere dargestellt werden wie für Tyrannen und Demagogen. Was, um bei der historischen Betrachtung zu bleiben, auffällt, ist dass die dunkeln Gestalten eine besondere Virtuosität besaßen, um das Publikum zu emotionalisieren.
Aufklärung wie Demokratisierung formulierten besonders aus dieser Erfahrung heraus die Forderung, sich bei der politischen Kommunikation auf überprüfbare Fakten und zwingende Logik zu konzentrieren, um dem Publikum die Möglichkeit zu geben, seinerseits die empfangenden Informationen nach ihren Fakten und ihrer Logik zu beurteilen und daraus seine eigenen Schlüsse zu ziehen.
Bei der Betrachtung der Texte und Bilder, die uns täglich erreichen, wird auf den ersten Blick und sehr schnell die Handschrift des Perception Managements deutlich. Mit Aufklärung und Demokratie hat das nicht mehr viel zu tun, mit der Virtuosität von Demagogen und Tyrannen schon. Sehen Sie sich die täglichen Nachrichtenübermittlungen an! Sie werden staunen!
