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Nachtfahrten

Mal wars ein Kampf 
Mit dem großen Rom,
Mal wars ein Kaiser
Und immer wieder
Krieg.

Dann kam die Republik
Gefolgt von einer
Diktatur
Hernach zwei
Fetzen.

Und irgendwann das
Fest
Gelenkt von anderen
Immer die Zunge dick
Versank die neue
Alte Republik.

Ein eigenes Licht
Niemals im Blick
Feinde ringsum
Dunkel die Zukunft
Im Rausch ganz grell.

Kaum ein Fragen
Nach eigenem
Versagen.
Immer nur die Schuld
im Blick.

So kann es
Nicht weitergehen
Meint der Querulant
Und wird sogleich verbannt.

Die Toten
Bleiben jung
Die Hoffnung
Stirbt zuletzt.

Nachtfahrten

Foreign Affairs: Nachtfahrten

Und wieder kontaktieren mich Freunde aus aller Welt und fragen mich, was mit Deutschland und den in der EU verbündeten Staaten eigentlich los ist. Bitte erkläre mir, so ihre Worte, was schlecht daran sein soll, wenn sich die Vertreter der Parteien, die bei euch in Europa für den Krieg verantwortlich sind, treffen und über die Beendigung dieses Konfliktes reden wollen. Was wir vor allem aus Deutschland hören, hat den alten Klang der Weltmachtsphantasie, mit der das Land bereits zweimal in ein furchtbares Desaster geritten ist. Habt ihr alle den Verstand verloren?

Da, auch wenn es über die modernen Kommunikationsmittel über tausende Kilometer heute so leicht ist wie nie, fällt es dennoch schwer, die Stränge zusammenzuführen, die die gegenwärtige Befindlichkeit erklären. Und nicht nur ich, sondern viele, die sich täglich so fühlen, als hätten sie schlecht geträumt, bemühen sich immer wieder, das Dilemma verständlich zu machen. Und für alle, die an einem Sonntagmorgen ein starkes Getränk eingeschenkt bekommen wollen, hier noch einmal in aller Kürze das, was ich den Freunden in Asien wie in Amerika versuche darzulegen:

Die Bundesrepublik Deutschland ist dem von den us-amerikanischen Demokraten unter der Obama-Administration beschrittenen Weg gefolgt, Russland als besiegte Regionalmacht abzuqualifizieren und seine berechtigten Sicherheitsinteressen zu ignorieren. In der Ukraine wurde mit Hilfe der USA eine gewählte Regierung gestürzt, die sich dem Junktim von EU und NATO verweigerte. Dabei unterstützte und bewaffnete man offen faschistische Horden, die die zumeist russische Bevölkerung im Donbas und auf der Krim terrorisierten. Als Russland sich die Krim zurückholte, wurden alle Versuche, auf diplomatischem Wege nach Lösungen zu suchen, bewusst verhindert. Mit von der Partie waren eine Kanzlerin Merkel und ein Außenminister Steinmeier. Das amerikanische Recht auf imperiale Ausdehnungsversuche wurde von deutscher Seite zum Programm, das weder mit einer gedachten eigenen Souveränität noch mit realen eigenen Möglichkeiten korrespondierte.

Der Schlag Russlands gegen die Ukraine wurde als ein völkerrechtswidriger Angriff eingestuft und wird seitdem täglich, stündlich moralisierend als eine Überlebensfrage der wie auch immer gearteten westlichen Werte zelebriert. Sieht man sich heute TV-Magazine wie Report oder Monitor aus dem Jahr 2014 an, dann sind die hiesigen Aussagen bestätigt. In welchen Kellern die Redakteure bearbeitet wurden, die damals wie heute noch in diesen Formaten tätig sind, wird irgendwann auch noch an den Tag kommen.  Dass seit 2008 ein Kriegstreiber Biden mit einem schillernden Personalportfolio die Eskalation vorbereitete, ist kein Verdachtsfall, sondern gesichert.

Und dass die Vertreter der Bundesrepublik wie ihr Parteianhang nahezu schrittweise entmündigt und gedemütigt wurden, gehört zu der psychologischen Aufschlüsselung der von außen nicht mehr nachvollziehbaren Halstarrigkeit, mit der man heute noch an dem Irrglauben festhält, mit dem systemischen Sieg über die Sowjetunion hätte man auch Russland besiegt. Jeder Tag zeigt, und vor allem das Treffen des amerikanischen Präsidenten Trump mit dem russischen Präsidenten Putin, dass ohne Russland keine Entscheidung über Krieg und Frieden auf europäischem Boden möglich ist. Allein diese Erkenntnis gereichte zu einem neuen diplomatischen Ansatz, hätte man hier nicht alle Optionen bereits verspielt. Intrigantentum ist keine Diplomatie.

Die Beurteilung der geopolitischen Gegebenheiten beruht seit eineinhalb Jahrzehnten auf einem Irrtum und die fehlgeleitete Politik hat sich das zu diesem Höllenkurs geeignete Personal gesucht. Die einstige Büro-Liesel des Kanzlers Schröder hat es über das Außenministerium ins Präsidialamt gebracht, die Außenministerien wurden seitdem mit subalternen Dilettanten beglückt, die teilweise nicht einmal der deutschen Sprache mächtig waren und der jetzige Kanzler wurde aus den Requisiten der achtziger Jahre geholt. Was will man da noch erwarten? Nachtfahrten ohne Scheinwerfer. Mehr nicht. Seien wir ehrlich. Mit uns selbst und mit der Welt.  

Foreign Affairs: Nachtfahrten

Nachtfahrten

Wenn es ein jüngeres Musikalbum gibt, das aufgrund von Stimmung wie Thematik zu jedem dieser Tage passt, dann sind es Michael Wollnys Nachtfahrten. Da werden Sphären eingefangen, die im fahlen Licht ewiger Nacht aufscheinen und die Trauer, die das Dasein prägt, in verschiedenen Varianten aufbieten. Meine Bitte: Hören Sie sich diese großartige Musik an, und Sie wissen, was ich meine. Mir ihr im Ohr wird vieles von dem, was viele von uns nur noch als Wahnsinn deklarieren können, zumindest deutlicher, wenn auch nicht verständlich.

Um das Thema, um das es geht, anzusprechen. Es ist aktuell wieder einmal deutlich geworden, dass die viel gepriesene und von allen Agenturen beschworene Pax Americana global gesehen als eine durch keinerlei Unterbrechung verunstaltete Kriegsarchitektur daherkommt. Nicht, dass eine andere, von einem einzelnen Staat gestaltete Architektur besser daherkäme! Imperien gestalten die Welt nach ihren Interessen und nach nichts sonst. Das war historisch bei allen Reichen so und das ist beim amerikanischen Jahrhundert nicht anders. Die Frage, wieviel Liberalität sich ein Imperium gegenüber den eingegliederten Staaten erlauben kann, hängt von seiner strategischen Stärke ab. Und das, was sich derzeit zeigt, deutet auf eine zunehmende Schwächung hin. 

Da ist es dann schnell aus mit der Liberalität, da wird die bedingungslose Gefolgschaft  eingefordert. Und das auch gegen die vermeintlich eigenen Interessen. Auch das war immer so und ist keine typisch amerikanische Erscheinung. Imperien funktionieren, wie Imperien eben funktionieren. Nur sollte man das, wenn man schon einmal zu den assoziierten Staaten gehört, niemals aus den Augen verlieren. Sonst endet es böse. Und vieles spricht momentan dafür, dass es böse enden wird. Weil das alte Europa, vor allem sein westlicher Teil, lange Zeit dachte, man käme auch ohne ein eigenes Bündnis aus. Unter den Fittichen des Imperiums ließ sich gut wirtschaften. Und viele dachten, die Blüte des Imperiums währte ewig.

Letzteres war, neben dem eigenen strategischen Müßiggang, die große Illusion, aus der nun viele erwachen. Das Imperium ist schwer angeschlagen und es bereitet alles vor, um in der mythisch belegten letzten Schlacht die eigene alte, glorreiche Welt wieder herzustellen. Das wird nicht gelingen, dazu sind zu viele Dinge auf diesem Globus passiert und längst haben sich neue Kräfte formiert. Ihnen ist eigen, dass sie weder strategisch überdehnt sind noch auf die guten Ratschläge ihrer ehemaligen Beherrscher angewiesen sind. Wer immer wieder darauf pocht, es handele sich bei dem Desaster in der Ukraine um einen lokalen Konflikt, soll sich bitte nicht nur die Weltkarte ansehen, sondern auch die politischen Bekundungen der Staaten, die nicht dem Imperium zuzurechnen sind. Es handelt sich dabei um 90 Prozent der Weltbevölkerung und wer der Rhetorik der hiesigen Politik folgt, müsste glauben, das Imperium repräsentiere die Mehrheit in der Welt. Provinzieller kann die Sicht nicht sein.

Kann das alte Europa dem Schicksal, dass das Ende der Pax Americana mit sich bringen wird, noch entrinnen?  So, wie es zur Zeit aussieht, wohl nicht. Das Junktim von EU und NATO steht, und dieses Junktim war es auch, das den Beginn des Ukraine-Konflikt ausmachte und das Ende dieses Staates zur Folge haben wird.  Beteiligt an diesem Konstrukt waren nicht nur die direkten Vertreter des Imperiums, sondern auch Deutsche, egal welcher Partei. Über diese historische Dimension möchte ich nicht mehr nachdenken. Da sind mir die Nachtfahrten lieber.