Dem einen oder anderen aus der politischen Geschäftsführung wäre angeraten, sich mental über den großen Teich zu begeben und aus Sicht einer der mächtigen Schaltzentralen die Geschehnisse der letzten 15 Jahre genauer anzuschauen. Da wurde nämlich im Jahr 2008 ein gewisser Joe Biden damit beauftragt, sich um die Ukraine zu kümmern. Jene Zone auf dem weltpolitischen Tableau, in der die Reizbarkeit des ehemaligen Rivalen Russland am besten ausgetestet werden kann. Durch Infiltration, durch Finanzzuweisungen, durch direkte Einflussnahme und mit Schützenhilfe der EU, die einen Beitritt der Ukraine mit dem Junktim der NATO verband, glückte die endgültige Provokation. Der heutige Krieg ist die Folge einer erfolgreichen Ukraine-Politik des gegenwärtigen amerikanischen Präsidenten Joe Biden.
Nun, nachdem klar geworden ist, dass der Ruin Russlands nicht zu realisieren und der militärische Sieg der Ukraine eine Illusion ist, ist die Perspektive eine lange, verlustreiche und ihrerseits ruinöse Entwicklung in der Ukraine wie auf Seiten ihrer vermeintlichen Unterstützer. Dass die Kreise, die in den USA die Strategie vorgeben, mit dem gegenwärtigen Stand zufrieden sein werden und die Nacharbeit den europäischen Staaten überlassen wollen, ist klug und liegt auf der Hand.
In diesem Kontext sollte man darauf achten, dass Joe Biden seine Schuldigkeit getan hat. Er hat die Speise angerührt und jetzt, wo es gärt, ist er überflüssig geworden. Wenn sich die USA nun aus Europa zumindest aktiv militärisch wie mit finanziellen Zuwendungen zurückziehen, ist dennoch weiter gewährleistet, dass Russland immense Kosten an Mensch und Material zu verbuchen hat, die EU-Staaten, allen voran Deutschland, auf Kriegswirtschaft umschalten müssen und damit als florierender Industriestandort aufhören werden zu existieren und, quasi als standardisiertes Nebenprodukt, die Ukraine als nationales Gebilde und Staatswesen zerstört ist.
Es ist durchaus realistisch, dass die Tage von Joe Biden gezählt sind. Entweder durch einen getriggerten Rückzug und der Präsentation einer anderen Kandidatin aus dem Lager der Demokraten, oder durch den Rivalen Donald Trump, der die strategische Maxime unkaschiert zum besten gib: Lasst die Querelen in Europa weitergehen, den USA ist es mit ihrer Fixierung auf den Hauptkonkurrenten China nur Recht. Dass Trumps Ankündigungen im Lager derer, die gedacht haben, unter der Ägide der um die Weltherrschaft fürchtenden USA ließe sich gut und unbeschwert leben, zu einer unbändigen Panik führt, ist nicht verwunderlich. Nahezu pikant ist die Beobachtung, dass sich die Propagandisten des Bellizismus, die bis heute nicht einen Gedanken an eine europäische Friedensordnung verschwendet haben, nichts aus dem Desaster der eigenen Fehlspekulation gelernt zu haben scheinen. Statt sich neu zu orientieren, dienen sie sich bereits in Wort und Tat den möglichen neuen Charakteren unterwürfig an. Dass sie auch damit falsch liegen, zeigen die Reaktionen aus den USA.
Dass die USA so handeln, wie sie es tun, ist ein Faktum, das genauso sachlich zur Kenntnis zu nehmen ist wie die Sicherheitsvorstellungen Russlands. Wer bereits in der Perzeption den Moralismus zur Hilfe nimmt, hat sich von vornherein aus dem Spiel katapultiert. Amerikanische Bomben auf Zivilisten sind keine Boten der liberalen Demokratie. Und russische Bomben sind nicht die üblen Überbringer von Grüßen eines Autokraten. Kriege sind das Werk von Menschen, die mit Macht und ohne Rücksicht versuchen, ihre Interessen durchzusetzen. Wer das nicht begreift, hat in der Politik nichts zu suchen. Schöne Grüße nach Berlin!
