Welche Vertreter der leichten und seichten Unterhaltungsmusik auf welchem Wettbewerb welche Preise einheimsen, ist für viele Menschen unerheblich. Wenn sie unter sich bleiben und das enthusiasmierte Publikum darüber abstimmt, so gehört das zu der Freiheit, die jedem zustehen mag. Etwas brisanter wird es, wenn derartige Wettbewerbe von einem Monopolmedium, das aus Steuergeldern finanziert wird, zentral vermarktet und aufbereitet werden. Auch das kann im Sinne eines Interessenproporzes noch angehen, aber wenn es, wie nun im Falle des European Song Contest ESC, zu einem weiteren Akt der Mobilmachung im Sinne von Kriegspropaganda dient, dann ist Schluss mit Lustig.
Um es auf den Punkt zu bringen: Ein Schlagerwettbewerb, in dessen Statuten steht, unpolitisch zu sein – was, zugegeben, in übertragenem Sinne sowieso nicht geht -, lässt ein Lied zu, das angesichts der wachsenden Militarisierung des Ukraine-Konfliktes nicht politischer sein könnte. Zudem ergreift das Lied Partei für die Krim Tataren, die sich während des Russlandfeldzuges mehrheitlich als Freiwillige der deutschen Wehrmacht gegen die Sowjetunion anschlossen. Dass ihnen diese Kollaboration mit dem deutschen Faschismus nicht gut bekam, wird in diesem Lied beklagt.
Es kann weder gedreht noch gewendet werden: Das dann auch noch durch Interventionen der Jury prämierte Lied ist eine politische Konfrontation mit Russland. Zudem birgt es noch weiteren Zündstoff, wenn bedacht wird, dass es sich bei den Krim Tataren um ein Turkvolk handelt, es bereits jetzt Verwerfungen zwischen Russland und der Türkei entlang des Syrienkrieges gibt und der gegenwärtigen türkischen Regierung alles zuzutrauen ist, was im Bereich des aggressiven Interventionismus denkbar ist.
Reden wir nicht mehr über die Scharlatane, die uns gegenwärtig in den staatlich alimentierten Medien präsentiert werden! Es hat keinen Sinn, sich über diese hirn- und niveaulosen Komparsen zu echauffieren. Egal, ob bei Schlager- oder Modewettbewerben, auch auf dem Sektor, der sich mit der Moderation und Reflexion des politischen Zeitgeschehens befasst, stammeln die Püppchen des Mainstreams mittlerweile nichts anderes als Fetzen des Ressentiments, des Unverstandes und der Kriegshetze in die Kleinmikrophone am eigenen Revers. Aus dem einen oder anderen Ausrutscher ist mittlerweile ein Orkan billigster Propaganda geworden. Und Propaganda heißt, zu vereinfachen und zu emotionalisieren. Wer sich in diesem scham-und niveaulosen Ensemble noch wundert, dass allerorts mit Begriffen wie Lügenpresse und Systemmedien operiert wird, sollte, bevor er oder sie sich in Behandlung begibt, die eigenen Machwerke noch einmal genau anschauen. Tiefer kann eine Branche nicht sinken.
Die Bundesregierung hat die Politik, die zur Spaltung und Militarisierung der Ukraine geführt hat, nicht nur mitgetragen, sondern sie ist gegenwärtig dabei, die Konfrontation mit Russland zunehmend zu einer direkten militärischen Operation vorzubereiten. Auf Anfrage des US-Präsidenten Obamas werden nun 1000 deutsche Soldaten direkt an die russische Grenze im Baltikum beordert, weil sich die Verbündeten dort bedroht fühlen. Militarisierung nach Gefühl sozusagen, und in diesem Kontext könnte sich die Frage stellen, ob das Niveau der Bundesregierung sich mit den Untiefen des öffentlich–rechtlichen Journalismus deckt. Aber dem ist nicht so, verlassen Sie sich darauf.
Das, was in der Stunde wachsender Kriegsgefahr besorgt und besorgen muss ist die Haltung der organisierten Politik. Wie kann es sein, werden sich viele fragen, und dass das so ist, sieht man an den ins Bodenlose fallenden Zustimmungsraten, wie kann es sein, dass dort sozialdemokratische Ministerinnen und Minister mit am Kabinettstisch sitzen, die im sprichwörtlichen Sinne den Tisch nicht umwerfen und unter lautem Protest den Saal verlassen? Bevor die Durchsetzung von Mindestlöhnen eine Rolle spielt, muss man den Krieg verhindern. Ist das so schwer zu begreifen?
