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Deutsche und Muslime: Farbe bekennen!

Der Zentralrat der Muslime in Deutschland hat die Hinrichtung eines amerikanischen Journalisten und die Publikation dieser Tat über YouTube verurteilt. Gut und selbstverständlich. Bei allem, was momentan verschiedene Regionen dieser Welt bewegt, die Muslime sind mit in der Haft. Das muss ihnen klar sein. Noch vor kurzem wurde auf dieser Seite formuliert, wer davon ausgehe, dass die 1,5 Milliarden Muslime auf dieser Welt alle mit dem im Namen des Islam operierenden Terrors sympathisierten, der solle lieber Tauben züchten. Es kam eine Replik, die sich auf einen kanadischen Psychiater berief, der das Schweigen als emotionale Mittäterschaft kategorisierte. Man muss nicht darüber streiten, so entstehen manchmal sogar Gemeinsamkeiten: Die Muslime auf dieser Welt sind längst in der Pflicht, was die Distanzierung von den barbarischen Aktionen des Terrors angeht. Jetzt kommt es auch auf Gesellschaften wie die türkische an, um zu zeigen, ob die Botschaften einer eigenen kulturellen Aufklärung bereits die Schwelle überschritten haben oder nicht.

Trotz des ISIS-Terrors im Irak stösst die Ankündigung der Bundesregierung, den kurdischen Peschmerga Waffen liefern zu wollen, damit sie sich gegen das Vordringen des sunnitischen Terrors wehren können, auf Widerstand. Das letzte Relikt der vermeintlichen Lehren aus der faschistischen Vergangenheit, als Staat keine Waffen in Krisengebiete liefern zu wollen, ist gefallen. Um es gleich zu sagen: Die Lehre war deshalb vermeintlich, weil sie falsch war und genau das befördert, was den Terror begünstigt. Das Schweigen im Gefühl des Unwohlseins beflügelt Machtmissbrauch und Terror. Da keimen dann doch Analogien zu den Ausführungen jenes kanadischen Psychiaters auf, der aus der Duldsamkeit eine Mitschuld ableitet. Und dann stellt sich die Frage, ob die Deutschen, die mit Waffengewalt vom Faschismus befreit wurden, nicht andere Lehren aus der Geschichte hätten ziehen müssen als diesen halb garen Pazifismus, der ausgerechnet dann zu Fall kommt, wenn mit einer verlogenen Moral operiert wird.

Da wäre es wahrscheinlich hilfreicher, sich Gedanken darüber zu machen, was dieses Land selbst ist und will und welche Politik sich daraus ableitet. Zu lange, allzu lange hat Deutschland sich darüber definiert, was es nicht will. Wenn es etwas wollte, dann wurde das meistens im Windschatten anderer angestrebt, Eigeninitiative in einem gestalterischen Bereich war immer fehl am Platze. Angesichts der momentanen Situation im Irak eine Grundsatzdebatte darüber zu führen, ob es nicht den Grundsätzen der Republik widerspräche, so etwas zu tun, ist schlichtweg feist. Diese Haltung muss heute noch jedem Russen und Amerikaner, deren Nationen in einen dreckigen Krieg gegen die Barbarei gingen, wie Hohn von Wohlstandsverwahrlosten in den Ohren klingen.

Wir hier, im Zentrum Europas, können angesichts der Kriege und Bürgerkriege, die in der Ukraine, in Syrien, im Irak und in Israel/Gaza momentan die Welt erschüttern, eine ganze Menge lernen. Nur sollten wir es wollen. Man kann nicht, und das ist die Kritik an der Bundesregierung, wie ein Mundräuber durch die Weltgeschichte streunen und sich hier und da ein Häppchen genehmigen. Das können Steuerparadiese, aber keine Nation wie die deutsche. Diese muss formulieren, was sie will, in Bezug auf die Werte, ideell wie materiell. Diese Diskussion ist längst überfällig. Insofern existiert tatsächlich eine psycho-analytisch zu betrachtenden Analogie zwischen den Muslimen auf dieser Welt und den Deutschen. Beide müssen Farbe bekennen.

Symptome des Todestriebs

Eine tiefe Abneigung durchzieht vor allem die deutsche Gesellschaft, wenn es darum geht, das Agieren von Regierungen vor allem in und am Saum der arabischen Staaten zu beobachten, die sowohl von ihren Werten wie der Staatsform der deutschen am nächsten stehen. Sowohl die USA als auch Israel sitzen zumeist blitzartig auf der Anklagebank, wenn sie sich militärisch engagieren, ob das immer vernünftig ist oder nicht, steht dabei kaum zur Debatte. Interessant dabei ist eine Begleiterscheinung, die zu denken geben sollte. Sobald Briten oder Franzosen ihre Jets starten lassen, wie im Falle Libyens oder Malis, stößt das zwar auf keine Begeisterungsstürme, aber die Reaktion ist doch sehr moderat. Es scheint also weniger um der Akt der Intervention an sich zu gehen, als um die Frage, von wem sie ausgeht. Heikel wird es dann, wenn, wie im Falle Afghanistans, plötzlich deutsche Verbände in dem Spiel auftauchen, zumeist im Schlepptau der USA. Dann wird aus einer schäbigen aggressiven Aktion plötzlich sogar die Verteidigung der Demokratie am Hindukusch. Wohl dem, der seine Sinne bei einer derartigen Kabbalistik noch beisammen hat.

Eine andere Erscheinung, die es wert ist, näher betrachtet zu werden, ist die der Kräfte, gegen die insgesamt bisherige westliche militärische Interventionen der letzten Jahre unternommen wurden. Von Hamas bis Hizbollah, von Taliban bis ISIS waren und sind sie gerichtet gegen Terrororganisationen, deren Vorgehen, Methoden und Werte weder mit den Menschenrechten noch mit demokratischen Verfassungen korrespondieren. Kaum attackieren die USA die militärischen Einheiten der ISIS, die Tausende und Abertausende wie Schlachtvieh vor sich hertreiben, die systematisch Kinder töten und Frauen vergewaltigen, da flammt in der deutschen Öffentlichkeit eine Empörung gegen das Unmenschliche von Drohnenangriffen auf. Ausgeblendet wird, wie so oft, die Barbarei, gegen die es geht.

Kaum liegen sie wieder hinter uns, die Feiern zur Befreiung vom Faschismus, die Ehrung der Generäle vom 20. Juli, die Trauer um die Opfer des Holocausts, die Appelle und Mahnungen, dass so etwas nie wieder geschehen dürfe, die Zitate aus den Geschichtsbüchern und die Warnung vor dem schleichenden Gift des Appeasements, da feiert das Appeasement, der Wunsch der friedlichen Domestizierung der Barbarei für andere Teile der Welt fröhliche Urstände. Was ist das für ein Spott, gegenüber dem jüdischen Volk, gegenüber den Afghanen, gegenüber den Persern, wenn sie diese Zitate aus dem keimfreien Mitteleuropa hören, das sich müht, die eigene Zivilisation durch Political correctness zu retten und dem Rest der Welt die gleichen Methoden verordnet, damit sie daran krepieren möge.

Jenen Freigeistern, Philanthropen und Humanisten, die an die Anständigkeit und Menschlichkeit appellieren, aber den blanken Terror, die Folter, die Demütigung, die Entwürdigung, den Zynismus und das Monströse ausblenden, und die, darauf angesprochen, das Ganze auch noch relativieren, ihnen sei gesagt, dass das Appeasement eines Chamberlain eine unschuldige Geste der Überforderung war gegen das, was von ihnen im Meinungsbildungsprozess inszeniert wird. Ob es ihnen nun bewusst ist oder nicht, das von ihnen propagierte Appeasement gegen den Terror der Taliban, der Hamas oder ISIS ist nicht das ungelenke Zeichen einer politischen Überforderung, sondern das Symptom des Todestriebs der Demokratie an sich. Wer aus politischen Motiven Taten relativiert, die aufgrund ihrer Ungeheuerlichkeit nicht einmal in den Strafgesetzbüchern eines Verfassungsstaates auftauchen, der sollte sich fragen, wie es um die eigene Psyche gestellt ist. Aber wie so oft, ab einem gewissen Grad des Progresses ist die Selbstreflexion nicht mehr möglich.

Unstetige logische Entrees

Wer von falschen Annahmen ausgeht, der kommt nicht zu den richtigen Ergebnissen. Dieser Satz aus der Logik trifft meistens zu, nicht immer. In der Geschichte der Entdeckungen war das so eine Sache. Da wurde oft von Hypothesen ausgegangen, die absurd waren, aber dennoch zu großartigen Ergebnissen führten. Der Entdecker Magellan steht da für viele. Aber was in den wilden Zeiten der Welteroberung galt, sollte in der Analyse von Politik eher vermieden werden, soll das nicht alles in ein Abenteuer führen, dass vielleicht auch besser als Katastrophe beschrieben werden müsste.

Die Hypothesen, von denen die hiesige Berichterstattung ausgeht, haben den Charakter eines unstetigen logischen Entrees. Egal, womit sich vor allem der Staatssender ZDF in seinen Nachrichtenmagazinen wie dem Heute Journal beschäftigt, es sind wagemutige, realitätsferne Annahmen, die den Weg der journalistischen Arbeit eröffnen. Aktuell sind vor allem der Konflikt zwischen Hamas und Israel sowie der um die Ukraine und die Verurteilung Russlands als Ursache für diesen die prominentesten Themen.

Im Falle der Berichte über Gaza/Israel wird seitens dieser Sendungen darüber berichtet, als handele es sich um einen Konflikt zwischen dem Staat Israel und dem in Gaza lebenden palästinensischen Volk. Diese Grundannahme hätte die Legitimation zu der moralischen, allerdings oft sektenhaften Haltung, mit der die Berichte präsentiert werden. Aber sie ist falsch. Es handelt sich um eine Auseinandersetzung zwischen der Terrororganisation Hamas, die in Gaza das palästinensische Volk unterdrückt, schikaniert und als Geisel nimmt und vom Territorium Gaza den Staat Israel alle zehn Minuten mit einem Raketenbeschuss angreift. Letzteres bereits seit Wochen, ohne dass darüber berichtet würde. Die Gleichsetzung einer Terrororganisation mit einem Volk ist propagandistisch wohl der kolossalste Bock, den je ein aus Steuergeldern finanziertes Medium in der Republik geschossen hat.

Im Falle der Ukraine wird von der Annahme ausgegangen, Russland hätte den Demokratisierungsprozess in dem Land von außen torpediert und versuche nun das Land aus machtpolitischem Kalkül zu spalten. Auch diese Annahme ist falsch. Sicher ist, dass der momentane Konflikt in der Ukraine und um die Ukraine hervorgegangen ist aus einem Machtkampf. An diesem waren alle möglichen Kräfte beteiligt, von demokratischen Kräften dabei zu sprechen, scheint angesichts der jetzigen politischen Äußerungen gerade in der West-Ukraine ein Euphemismus gewesen zu sein. Internationalisiert wurde der Konflikt durch das Angebot des Westens an eine neue Regierung, nicht nur Mitglied der EU, sondern auch der NATO werden zu sollen. Das war ein aggressiver Akt, der selbst innerhalb der Ukraine keine Mehrheit hatte. Im Falle der Reklamierung der Krim als völkerrechtlich zur Ukraine zugehörig gesellte man sich zu der Auffassung, dass ein Land, das in einer Wodkalaune von einem Herrscher innerhalb seines Imperiums verschenkt wurde, diesen Status als historisch legitim zu akzeptieren habe.

Seit dem inneren Konflikt, der durch das Angebot des Westens ein internationaler wurde, wird der russische Präsident Putin als der Kriegstreiber par excellence dargestellt. Was sich im Vorgehen der Propagandaabteilung aus Mainz zeigt, ist nicht nur die fatale Konsequenz falscher Hypothesen, sondern auch die wissentliche Ausblendung jeglicher Ursachenforschung, um Konflikte besser begreifen und daraus vernünftige, das Problem lösende Konsequenzen ziehen zu können. Das beginnt in den Köpfen der Menschen und darum geht es, wenn von kritischem Journalismus gesprochen wird. Stattdessen wird Stimmung gemacht, unterfüttert von einem Moralismus, der aggressiv und verlogen ist und zu nichts führt als zu Antisemitismus, Kriegsgeschrei und Ressentiment.