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Indizien, Vermutungen und platte Lügen

Ja, hören Sie genau zu: einem Gerücht zufolge, vermeintlich, mutmasslich, vermutlich, wie aus unidentifizierten Quellen berichtet wird, einer Augenzeugenaussage zur Folge, das angenommene…! Das, was sich als Nachrichtensendung zur Zeit hierzulande ausgibt, hat sich zu einer Spekulationsbörse gemausert. Das Dumme bei der ganzen Angelegenheit ist nur, dass es bei dem ganzen Nebel um eine gezielte Kriegsvorbereitung geht. Zunächst aber, um eine der furchtbaren Formulierungen aus dem Politiktalk zu gebrauchen, geht es nur um den Nebel. Sieht man sich aber an, wie wirklich auf den Nebel politisch tatsächlich reagiert wird, so hilft nur noch eines: Die Gewissheit, dass ein Krieg vorbereitet wird. Oder genauer, der Krieg ist bereits seit langem im Gange, er soll nur ausgedehnt werden nach Europa. Mit von der Partie ist die Kanzlerin und mit ihr die komplette Regierung.

Alles fing an mit der Ente des Giftgasanschlages auf einen russischen Ex-Spion und dessen Tochter im britischen Salisbury. Bis heute blieb alles beim „vermeintlich, mit hoher Wahrscheinlichkeit, und einer erdrückenden Indizienlage.“ Bis heute liegen keine Beweise vor, ganz im Gegenteil, der Befund eines renommierten Labors entlastet Russland von dem Vorwurf der Provenienz. Dennoch weist die westliche „Wertegemeinschaft“ insgesamt 130 russische Diplomaten aus, mitten drin die Bundesregierung.

Der nun „wahrscheinliche, vermeintliche, unbestätigten Berichten“ zufolge erfolgte Giftgasangriff in Duma, Syrien, ist Anlass für die Äußerung der USA, sich Militärschläge vorzubehalten. Mitten drin: die Bundesregierung. Bestätigt ist nichts, und unwahrscheinlich ist nur eines: wieso sollte die syrische Regierung ausgerechnet in dem Moment Angriffe welcher Art auch immer lancieren in einem Gebiet, in dem die islamistischen Rebellen vollständige besiegt und vertrieben wurden?

Seit Donald Trump regt sich vor allem die deutsche Presse über den Terminus „alternativer Fakten“ auf. Für sie ist das unisono eine Aufkündigung des gesamten demokratischen Pressewesens. Neben alternativen Fakten haben sich in den letzten Jahren viele Fake News, also gefälschte Neuigkeiten, gemischt. Dass genau diejenigen Kreise, die gegen diese Entwicklung zurecht wetterten, sich nun für den Superlativ der Misere entscheiden und ihnen gar keine Fakten ausreichen, um sogar zu kriegerischen Handlungen aufzurufen, macht sie zu einem Phänomen. Die jahrelange Gehirnwäsche in den transatlantischen Think Tanks hat anscheinend gefruchtet. Wem dieses Geblubber reicht, um Kriege vom Zaun zu brechen, der hat einen Status zerebraler Verkommenheit erreicht, dem eigentlich ärztliche Behandlung gebührt.

Viel verstörender ist der immer noch zur Schau getragene Gleichmut in der Bevölkerung. Dass da an der Schraube gedreht wird, um einen Krieg anzuzetteln, ist den meisten klar, dass etwas dagegen getan werden muss, eher weniger. Ob Fatalismus, ob Ruhe vor dem Sturm, auch das bleibt eine Spekulation, auf die keine Zeit verschwendet werden sollte. Nur sollte deutlich sein, wer zu den Bündnispartnern gegen den Krieg gehört und wer nicht. Da sich, wie bereits in der Vorgängerregierung, niemand findet, der dem noch verbalen Terror die Stirn bietet, kann davon ausgegangen werden, dass sie alle ihr Plätzchen einnehmen werden, wenn es an die Waffen geht. Zumindest beim Beschluss dazu. Diejenigen, die in Zinksärgen nach Hause kommen werden, werden die ersten Zeugen für etwas sein, was vorher nur als Fake News von denen diskreditiert werden wird, die das Ganze verbockt haben. Aber die Indizien in den Särgen werden erdrückend sein und es sind Fakten, die niemand mehr leugnen kann.