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Bots, russische Trolle und ein schmieriger Populist

Homeland 7

Eines muss man den Produzenten von Homeland lassen: Die Serie ist zunehmend a jour! Befasste sich die sechste Staffel mit der Eigendynamik der Geheimen Dienste und der damit verbundenen, durch demokratische Institutionen nur schwer zu kontrollierenden Macht, so setzt die siebte Staffel auf alles, was die USA seit zwei Jahren mächtig beschäftigen. Es geht um Bots und Trolle, es geht um den zunehmenden Verlust von Vertrauen der Bevölkerung in den Staat und es geht um schäbige Populisten, die rücksichtslos auf die Karte der Verunsicherung setzen.

Ob die in Homeland zur Macht gelangte Präsidentin tatsächlich der hochgerechneten Vorlage von Hilary Clinton entspricht, wird immer unwahrscheinlicher. Denn mit ihr, die in der sechsten Staffel einen Anschlag auf Leib und Leben überlebte, haben wir es mit einer aufgrund der immer ekliger werdenden Machtkämpfe mit einer zunehmend verbitterten, und damit oft überreagierenden, aber immer noch an die demokratischen Institutionen glaubenden Präsidentin zu tun. 

Was in Homeland 7 den zentralen Plot ausmacht, das ist der Versuch russischer Geheimdienste, die Präsidentin und das Land zu destabilisieren. Das geschieht zum einen durch das bewusste Lancieren von Fake News, die innere Konflikte hochpeitschen lassen. Das geschieht, welch schönes Klischee, durch den erfolgreichen Ansatz einer hübschen russischen Agentin auf den persönlichen Berater der Präsidentin, der auf den Seidenrosenduft hereinfällt, und das geschieht, auch ein Klassiker, durch die gezielte Liquidierung wichtiger Zeugen. 

Fast könnten die Zuschauer zu dem Ergebnis kommen, die Interpretation aller Probleme folgte auch hier  dem amerikanisch vereinfachenden Muster, die Russen seien an allem Schuld. Doch ganz so einfach ist es nicht. Bei einer direkten Konfrontation bekommt eine amerikanische Delegation die russische Sicht der Geschehnisse auf dem Silbertablett serviert. Sie klagen die USA und deren Geheimdienste der bewussten Zerstörung der Sowjetunion, der NATO-Osterweiterung, der vielen Regime-Changes und Kriege, der etlichen Fake News und Manipulationsmanöver an und erteilen der amerikanischen, im Vokabular der Demokratie vorgebrachten Sichtweise eine harsche Zurückweisung. Dass es russischerseits ausgerechnet der Bad Guy der Staffel ist, entspricht natürlich nicht dem Zufall. Dennoch, die Betrachtung bekommt eine Stimme, auch wenn deutlich wird, wie korrupt und despotisch auch die russischen Dienste sind.

Nicht zu unterschätzen ist jedoch auch die mehrere Folgen beanspruchende Episode mit einem in den Medien präsenten Populisten, der seine Hetzsendungen nach dem gescheiterten Anschlag auf die Präsidentin aus dem inländischen Untergrund sendet, in der Provinz bei gut gläubigen Anhängern untertaucht und bei seiner Entdeckung die gesamte Region ins Chaos stürzt. Dieser zwielichtigen Gestalt hat zweifelsohne der Propagandist Steve Bannon Pate gestanden. Beginnend bei der dreist schlichten Rhetorik bis hin zu der aus jedem Bild springenden schmierigen Skrupellosigkeit.  

Was allerdings bis zum Exzess weitergesponnen wird, ist die bipolare Erkrankung der Protagonistin. Dort werden Grenzen überschritten, die im wahren, auch im geheimdienstlichen Leben sicherlich ein No-Go wären. Insofern wirkt das Ganze auch störend, aber so ist es: einmal gesetzt, muss es weiter gesponnen werden, teilweise bis zum Absurden.

Letztendlich handelt es sich bei Homeland um eine Serie, in der die politischen Fragen der Zeit eine zunehmend große Rolle spielen und das ursprünglich auf die Spionage setzende Schwergewicht zurückdrängen. Man sollte es kaum glauben: Homeland 7 regt zum Nachdenken und Diskutieren an!