Einmal konnte eine wirtschaftlich unvernünftige Handlung und eine einzigartige politische Intervention der Bevölkerung so kommuniziert werden, dass sie sich nicht auflehnte und das Parlament in Brand setzte. Es war der Zeitpunkt, als ein von der Implosion der DDR völlig überraschter Helmut Kohl dennoch blitzschnell begriff, dass die Stunde, wie er zu sagen pflegte, so nicht wiederkommen würde und rasches Handeln angebracht war. Gegen den Rat von Ökonomen sprach sich Kohl für einen Währungskurs zwischen D-Mark und DDR-Mark von 1:1 aus, vor allem, um die massenhafte Einwanderung von Ost- nach Westdeutschland zu stoppen. Das gelang durch diese Maßnahme nicht.
Was dann geschah, wird vielleicht viel später einmal von nachfolgenden Generationen aufgearbeitet werden können, weil die emotionale Verletzlichkeit bis heute sehr groß ist. Einerseits wurde durch den – auf Westseite maßgeblich von Wolfgang Schäuble – entworfenen Grundlagenvertrag die DDR abgewickelt wie eine einzige, marode Fabrik und mit ihr alles, was es auch an Sozialeinrichtungen gab, die vielleicht gar nicht so schlecht waren. Und der Wiederaufbau, wie es genannt wurde, der bis heute Billionen von Euro Transferleistungen erforderte, wurde finanziert aus den Rentenkassen des Westens. Der Griff des bundesrepublikanischen Staates in die Rentenkassen der Versicherten, ohne diese gefragt zu haben, war und ist eine kriminelle Intervention sondergleichen gewesen. Die Versicherten haben das geduldet, weil sie der Auffassung waren, dass sie in der privilegierten Position, in der sie in der Nachkriegsperiode gegenüber den Ostdeutschen waren, es ihnen erlaubt hatte, diese Kassen so zu füllen wie sie dann zum Zeitpunkt der Einheit dastanden.
Alle Argumente, die Rentenleistungen schließlich und dann für alle deutschen Arbeitnehmer sukzessive zu kürzen, ob mit dem Argument der Demographie und dem vermeintlichen Wunsch vieler, länger zu arbeiten, stellen sich angesichts der staatlich entwendeten Gelder aus den Kassen als unbegründet dar. Wären die Rentenkassen im Rahmen der Vereinigung und dem Aufbau Ost nicht geplündert worden, dann wären sie bis heute voll. Die Solidarität gegenüber Ostdeutschland, und nur sie, hat diese politische Handlung getragen und akzeptiert.
Nun, ein Vierteljahrhundert später, stehen aufgrund einer jahrzehntelangen Außenpolitik und der Entscheidung, Menschen, die in ihren Ländern keine Zukunft mehr sehen oder die direkt ihre nackte Haut retteten, in Deutschland eine Zuflucht zu geben, in sehr naher Zukunft Überlegungen an, wie die Aufnehme und Integration dieser Menschen, die notwendig und vernünftig, und die als Investition betrachtet werden muss, zu finanzieren sein werden. In diesem Kontext ist zu beachten, dass mit dem jetzigen Finanzminister sogar noch Akteure am Werk sind, die bei dem Prozess der Einheit maßgeblich beteiligt waren, dass nicht der Fehler gemacht wird, den ein erster Erfolg nach sich zieht, nämlich den der Wiederholung.
Die Immigration nach Deutschland erneut aus den Rentenkassen und einer Restriktion bestehender Sozialsysteme finanzieren zu wollen, bedeutet einen Flächenbrand zu erzeugen, der dieses Land nachhaltig verändern wird. Die Ausgrenzung vieler Menschen, die hier leben und arbeiten, die aufgrund von Qualifikation und Profil als die Globalisierungsverlierer zu bezeichnen sind und das Zur-Kasse-Bitten der Rentenversicherten wird dazu führen, dass die herunter geschluckte Wut gegen die Chuzpe der Politik und die seit Jahren stattfindende Propaganda gegen alle möglichen Sündenböcke, die sich auf „unsere Kosten“ ein schönes Leben machen wie zum Beispiel „die Griechen“, diese von der Regierung und den öffentlich-rechtlichen Anstalten angerührte braune Suppe wird als Folge einen Hass erzeugen, der sich gegen die Immigranten richtet und in Chauvinismus mündet. Wer als erster auf die Rentenkassen zeigen wird, der ist der Pate des Terrors!
