Schlagwort-Archive: Flavius Josephus

Fundstück: Hierosolyma est perdita!

Dezember 2017

Wenn eine Stadt historisch das Zeug dazu hätte, ein Symbol für den Gedanken der Konkordanz zu sein, dann wäre es das gebeutelte Jerusalem. Und wenn eine Stadt die Geschichte lehrt, was Tragik ist, dann heißt sie auf jeden Fall Jerusalem. Der von Lion Feuchtwanger in einem grandiosen historischen Roman ins Leben zurückgeholte Jude und römische Geschichtsschreiber Flavius Josephus wird zitiert, wie er die Situation im ägyptischen Alexandria beschreibt, als die Nachricht von der Zerstörung Jerusalems bekannt wurde. Sobald auf den Straßen Juden gesichtet wurden, begannen die Menschen rhythmisch zu klatschen und skandierten Hierosolyma est perdita – H.E.P. , Jerusalem ist dahin. Feuchtwanger bemühte die Szene, um die Pogromstimmung gegen Juden, wie sie das Europa des Faschismus erlebte, als historisch tradiert darzustellen. 

Die Stimmung in der Region war immer gegen einen eigenständigen jüdischen Staat, die Geschichte der Region führte zu der Existenz von Judentum und Islam. Und die Geschichte des zeitgenössischen Faschismus führte zu dem Absurdum, dass gerade der Holocaust erst einen jüdischen Staat ermöglichte. Die der Ausrottung entkommenen Juden erreichten das in den Schriften gepriesene Land und verdrängten die dort lebenden Palästinenser. Keine Stadt dokumentiert das so wie Jerusalem. 

Nach nahezu siebzig Jahren des Kampfes, der Verwerfung und der sich wiederholenden, aber immer wieder gescheiterten Friedensinitiativen ist ein Schluss unabweisbar. Und das ist der, dass es keine haltbare Lösung für den Konflikt geben wird, die die Dominanz einer Seite zur Grundlage hat. Es ist tragisch, weil die Wunden auf beiden Seiten tief sind. Aber es ist logisch, weil sie so tief sind.

Und nun kommt ein amerikanischer Präsident, dem diese Betrachtung fern ist, den es nicht schert, ob es zu einer friedlichen Lösung wird kommen können und der mit einem fait accompli einseitig Jerusalem als die Hauptstadt Israels deklariert. Die weltweiten Reaktionen zeigen, wohin die Reise gehen wird. Die Spirale der Gewalt hat Zukunft, die Strategie der militärischen Lösung gewinnt an Dominanz. Der Waffenhandel gewinnt, die Völker verlieren. Nach Maßgabe aus Washington ist das Zwei-Staaten-Konzept vom Tisch. Nach dem Kalkül wird Palästina von der Bildfläche verschwinden, realiter wird es darauf hinauslaufen, dass nicht nur Palästina, sondern auch Israel das Zeitliche segnen wird. Es ist ein Fiasko.

In einer Kulturregion, in der die Symbolik eine solche Dominanz genießt wie im Nahen Osten, ist der martialische Atavismus, mit dem die US-Administrationen seit langem ihre Strategien formulieren, der Krieg als Dauerzustand festzuschreiben. Das war so im Irak, in Afghanistan, in Syrien, in Libyen, das ist überall so, wo sie mit der Formel des Regime Change auf der Matte stehen. Das ist übrigens auch so in der Ukraine. Der Krieg, seit Clausewitz die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln, ist am Potomac längst zum Normalzustand, der mit allen mit allen Mitteln aufrecht erhalten wird, mutiert. Auch wenn die Seichtigkeit der gegenwärtigen Geschichtsschreibung oft etwas anderes suggeriert, die USA sind die kriegstreibendste Nation auf unserem Planeten. 

Und Lion Feuchtwanger hatte Recht. Das Pogrom gegen die Juden ist nicht nur historisch tradiert, sondern es wird, solange es mächtige, amöbenhafte Politik gibt, Bestand haben. Hierosolyma est perdita! Es ist zum Schaudern.

Hierosolyma est perdita

Wenn eine Stadt historisch das Zeug dazu hätte, ein Symbol für den Gedanken der Konkordanz zu sein, dann wäre es das gebeutelte Jerusalem. Und wenn eine Stadt die Geschichte lehrt, was Tragik ist, dann heißt sie auf jeden Fall Jerusalem. Der von Lion Feuchtwanger in einem grandiosen historischen Roman ins Leben zurückgeholte Jude und römische Geschichtsschreiber Flavius Josephus wird zitiert, wie er die Situation im ägyptischen Alexandria beschreibt, als die Nachricht von der Zerstörung Jerusalems bekannt wurde. Sobald auf den Straßen Juden gesichtet wurden, begannen die Menschen rhythmisch zu klatschen und skandierten Hierosolyma est perdita – H.E.P. , Jerusalem ist dahin. Feuchtwanger bemühte die Szene, um die Pogromstimmung gegen Juden, wie sie das Europa des Faschismus erlebte, als historisch tradiert darzustellen.

Die Stimmung in der Region war immer gegen einen eigenständigen jüdischen Staat, die Geschichte der Region führte zu der Existenz von Judentum und Islam. Und die Geschichte des zeitgenössischen Faschismus führte zu dem Absurdum, dass gerade der Holocaust erst einen jüdischen Staat ermöglichte. Die der Ausrottung entkommenen Juden erreichten das in den Schriften gepriesene Land und verdrängten die dort lebenden Palästinenser. Keine Stadt dokumentiert das so wie Jerusalem.

Nach nahezu siebzig Jahren des Kampfes, der Verwerfung und der sich wiederholenden, aber immer wieder gescheiterten Friedensinitiativen ist ein Schluss unabweisbar. Und das ist der, dass es keine haltbare Lösung für den Konflikt geben wird, die die Dominanz einer Seite zur Grundlage hat. Es ist tragisch, weil die Wunden auf beiden Seiten tief sind. Aber es ist logisch, weil sie so tief sind.

Und nun kommt ein amerikanischer Präsident, dem diese Betrachtung fern ist, den es nicht schert, ob es zu einer friedlichen Lösung wird kommen können und der mit einem fait accompli einseitig Jerusalem als die Hauptstadt Israels deklariert. Die weltweiten Reaktionen zeigen, wohin die Reise gehen wird. Die Spirale der Gewalt hat Zukunft, die Strategie der militärischen Lösung gewinnt an Dominanz. Der Waffenhandel gewinnt, die Völker verlieren. Nach Maßgabe aus Washington ist das Zwei-Staaten-Konzept vom Tisch. Nach dem Kalkül wird Palästina von der Bildfläche verschwinden, realiter wird es darauf hinauslaufen, dass nicht nur Palästina, sondern auch Israel das Zeitliche segnen wird. Es ist ein Fiasko.

In einer Kulturregion, in der die Symbolik eine solche Dominanz genießt wie im Nahen Osten, ist der martialische Atavismus, mit dem die US-Administrationen seit langem ihre Strategien formulieren, der Krieg als Dauerzustand festzuschreiben. Das war so im Irak, in Afghanistan, in Syrien, in Libyen, das ist überall so, wo sie mit der Formel des Regime Change auf der Matte stehen. Das ist übrigens auch so in der Ukraine. Der Krieg, seit Clausewitz die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln, ist am Potomac längst zum Normalzustand, der mit allen mit allen Mitteln aufrecht erhalten wird, mutiert. Auch wenn die Seichtigkeit der gegenwärtigen Geschichtsschreibung oft etwas anderes suggeriert, die USA sind die kriegstreibendste Nation auf unserem Planeten.

Und Lion Feuchtwanger hatte Recht. Das Pogrom gegen die Juden ist nicht nur historisch tradiert, sondern es wird, solange es mächtige, amöbenhafte Politik gibt, Bestand haben. Hierosolyma est perdita! Es ist zum Schaudern.