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Die Welt, wie sie mir gefällt: Der Traum ist aus!

Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die gesamte Republik, oder das, was noch von ihr übrig geblieben ist, sich in einen letzten, tiefen Traum begeben hat, um nicht die Zeichen lesen zu müssen, die bereits deutlich am drückenden Himmel stehen. Das böse Erwachen aus einem lang gehegten, gepflegten und von allen Seiten bestätigten Gefühls, alles richtig gemacht zu haben, in den besten aller Zeiten zu leben und einer wunderbaren Zukunft entgegenzusehen. Dass dem nicht so sein wird, wissen nicht nur die Kassandras und bösen Unken, sondern alle, die ihre Sinne noch einigermaßen beisammen haben. Bis auf das handelnde Personal und seine Echokammern. Da wird an allem festgehalten, was der fromme Wunsch einmal formuliert hat. Auch wenn jeder Tag genug Stoff dazu böte, den einmal eingeschlagenen Kurs zu revidieren.

Aber was machen, wenn man imprägniert war gegen jede Form der Kritik. Wenn aus einem normalen administrativen Geschäft gleich eine Schicksalsgemeinschaft gemacht wurde und jeder Hinweis auf Ungereimtheiten behandelt wurde wie hochgradiger Irrsinn oder schwerer Landesverrat. Spätestens zu diesem Zeitpunkt hätte es bei vielen Wohlmeinenden klingeln müssen. Denn wer die Kritik verleumdet, der hat etwas zu verbergen. Und wer etwas verbirgt, ist nicht souverän. Da sich das alles bis zu einem unerträglichen Punkt gesteigert hat, ist es folgerichtig, dass der mehr als berechtigte Zweifel an der Form der Regierung umgeschlagen ist in flächendeckende Angst. Angst vor der mentalen Inquisition, Angst vorm öffentlichen Scheiterhaufen. Denn die Knechte aus bestelltem und öffentlich bezahltem Kabarett, aus Talk-Shows und anderen Mediengerichtshöfen arbeiten rund um die Uhr. Da dünkt es vielen, es sei besser, den Ball zumindest für eine gewisse Zeit flach zu halten.

Seit der erratischen Politik im Falle Corona, mit vielen Irrtümern und vor allem mit einer medialen Hetze, die ihresgleichen suchte, ist sie ausgebrochen, die moderne Pest. Fortgesetzt wurde das Ganze durch eine seit dem Dritten Reich nicht da gewesenen Propaganda-Show in Sachen Ukraine. Das Ergebnis der eigenen Politik: NATO-Osterweiterung bis zum Get No, Junktim von EU und NATO, Regime Change durch Gewalt – es wurde verkürzt auf die Reaktion einer gedemütigten, ehemaligen Supermacht. Die eigenen Weichenstellungen sollten nun in einem Brain Washing beseitigt werden. Wie im Falle Irak mit über einer Millionen Toten, wie im Falle der Zerschlagung Jugoslawiens, wie im Falle Libyens, was sich bis heute auswirkt mit täglich ersaufenden verzweifelten Menschen im Mittelmeer, wie im Falle Irans, wie im Falle Vietnams, wie im Falle Indonesiens etc. etc.

Die Knechte, die sich im Schutze einer Allianz wähnen, deren Führungsmacht mit nichts anderem arbeitet wie mit der Keule des Terrors, haben sich auch in dieser bewusst herbei geführten Krise auf den Rücken gelegt, bevor auch nur einer von ihnen auf die Idee gekommen wäre, die eigenen Interessen zu formulieren. Lüge ist ein schlechtes Mittel der Kommunikation und Unterwerfung ist der Abgrund eines jeglichen Selbstwertgefühls. Da hilft nichts. Keine flotte Diskriminierung der einen oder anderen Form von Kritik. Und auch nicht das Schönreden aus einer ausweglosen Lage. 

Sollen sie flüchten, in den von Opiaten durchsetzten Traum. Er wird schnell und abrupt zu Ende gehen. Und keiner von denen, die glauben, sich hätten in dem Danach noch eine Zukunft, wird daraus erwachen. Es ist ein Abschied auf immer.  

Pandemie: Der Traum ist aus!

Zu Beginn dessen, was sich seit dem Frühjahr 2020 als die Covid-Pandemie in die Journale geschrieben hat, lag nicht nur Schock und Entsetzen. Als klar wurde, dass vieles, woran man sich gewöhnt hatte, zumindest für einen bestimmten Zeitraum nicht mehr möglich sein würde, gab es nicht nur Wehklagen, sondern auch Hoffnung. Vielleicht am deutlichsten kam dies in dem kurzen Essay des Zukunftsforschers Matthias Horx mit dem Titel „15 1/2 Regeln für die Zukunft“ zum Ausdruck. Er warb darum, nicht düster, sondern zuversichtlich in die Zukunft zu blicken und sich vor Augen zu führen, was aus der Krise alles gelernt werden könne. Diesem Trend ergaben sich viele, auch jene Menschen, die es satt hatten, den Unfug entfesselter Marktideologie, systematischer Vernichtung des Sozialstaates, geopolitischer Konfrontation, groß angelegter Umweltvernichtung und zynischer Besitzverteilung bis zum bitteren Ende zuzuschauen. Viele Initiativen entstanden, um eine Diskussion darüber zu führen, was passieren muss, damit das unheroische Treiben auf den existenziellen Abgrund vielleicht doch noch gestoppt werden kann.

Um alle zu beruhigen, die diesen Ansätzen wiederum mit Schrecken begegneten, weil Veränderung auch immer Verlust bedeutet: sie mögen sich nicht sorgen. Ganz im Gegenteil, vieles von dem, was für einen Moment als überkommen betrachtet wurde, hat sich als äußerst überlebensfähig erwiesen, und vieles, das Anlass zur Hoffnung gegeben hätte, erwies sich als Eintagsfliege. Die Reichen wurden reicher, die Armen ärmer, die Systematik des Raubbaus an der Natur wurde noch rigoroser vollzogen, die säbelrasselnde Konfrontation zwischen Ost und West, Atlantik und Pazifik ist um einiges lauter geworden und der Sozialstaat steht vor einem erneuten Kahlschlag. 

Dass sich viele aus dem Management der Krise während derselben auch noch als seelenlose Schnorrer oder ekelerregende Zyniker entpuppten, gehört wahrscheinlich mittlerweile zum Geschäft. Dass aber aus dem Lager der politischen Klasse bis auf ganz wenige Stimmen niemand über wirklich notwendige Konsequenzen nachzudenken wagt, zeigt, wie weit die Realität von den positiven Entwürfen des für einen Moment so gefeierten „Possibilisten“ Horx entfernt ist. 

Die Fragen, die auf der Hand liegen, sind allerdings den meisten bekannt. Wem nützt es, wenn Menschen für fünfzig Cent die Stunde irgendwo in Asien Billigware für die Geringverdiener hier im Wertewesten herstellen? Wem ist damit geholfen, wenn Nordseekrabben mit LKWs nach Marokko gekarrt und dort gepult werden, um sie hinterher wieder am Nordseestrand zu verkaufen? Wem nützt es, wenn Kambodschas Flüsse erodieren, weil ihr Sand in den urbanen Zentren der USA zum Bauen gebraucht wird? Wem nützt es, wenn NATO-Manöver an der russischen Grenze abgehalten werden, fern ab von jenen Ländern, die es zu verteidigen gälte, sofern sich dort eine Bedrohung zeigte? Wem nützt es, wenn man mit Herzblut chinesische und russische Dissidenten verteidigt, während einst freie Journalisten in den eigenen Strafvollzugsanstalten dem Tode entgegen dämmern? Wem nützt es, wenn die einen nach einem arbeitsreichen Leben eine Rente bekommen, von der sie nicht leben können, während andere, die das große Glück eines immensen Erbes hatten, quasi darum betteln müssen, steuerlich belangt zu werden?

Die Fragen waren schon vor der Pandemie bekannt. Letztere hat nichts in Bezug auf eine innere Lernfähigkeit bewirkt. Wenn sie etwas gezeigt hat, dann dass das geschäftsführende Personal eines Desaster-Unternehmens für ein neues Geschäftsmodell nicht zu gebrauchen ist und dass das Geschäftsmodell selbst hinsichtlich seiner eigenen Perversion keine Grenzen kennt.