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Die Bankiers des Todes – Bilanzen lesen lernen!

Es wird gerne von vielen Seiten diskutiert, was zu einem Grundwissen gehört, das selbstbewusste und kritische Bürgerinnen und Bürger in einer lebendigen Demokratie haben müssen. Nichts ist notwendiger als das. Ein Aspekt, der mir in der letzten Zeit immer wieder gehörig zu denken gibt, ist der der Bilanzen. Nicht dass ich missverstanden werde! Lesen, Schreiben, Rechnen sind das Grundbesteck einer jeden Zivilisation und wenn man sich anschaut, in welchem Zustand die Abgänger aller Schularten hinsichtlich dieser Voraussetzung sind, dann muss dort als allererstes der Hebel angesetzt werden. Was den auf bestimmten erforderlichen Grundkenntnissen aufbauenden gesellschaftlichen Diskurs anbetrifft, so kann die formale Logik ein weiterer Baustein sein, um zu lernen, wie man Bilanzen schreibt und wie man sie liest.

Warum ich auf dieses Thema komme? Weil ich jüngst ein Interview mit Donald Trump gesehen habe, in dem er mit erstaunlicher Logik eine Bilanz gezogen hat, die im öffentlichen Bewusstsein hierzulande nicht existiert, die aber gewaltige Auswirkungen hat in Bezug auf die Wahrnehmung politischer Zusammenhänge in anderen Teilen der Welt. Der Interviewer fragte Trump, ob er auch, wie sein Konkurrent Biden, der Meinung sei, dass der russische Präsident Putin ein Killer sei. Ja, antwortete Trump, sicherlich, nur solle man nicht nur auf Putin zeigen, sondern sich auch an die eigene Nase fassen. Und auf die Nachfrage, was er damit meine, antwortete er, der amerikanische Krieg gegen den Irak sei auch ein Verbrechen gewesen, bei dem Hunderttausende getötet worden seien. Es gebe, so Trump weiter, eine Menge Killer auf diesem Planeten.

Mich hat die Frage umgetrieben. Nach meinen Recherchen schwanken die Zahlen der Toten im durch eine Lüge seitens der Bush-Administration forcierten Irak-Krieges 2003 zwischen einer halben und einer Millionen Toten. In der Ukraine werden derzeit ca. 20.000 Tote und auf beiden Zivilisten beklagt, und die Summe der auf beiden Seiten getöteten Soldaten schwankt zwischen 180.000 und 300.000. Allein bei der Niederschrift dieser Zahlen überkommt mich dass ganze Elend dieser Welt, aber es hilft nichts. Bleiben wir bei der kalten Logik, in der sich die Bankiers des Todes mental bewegen! Bei einem Vergleich der Bilanz ist die Aussage berechtigt, dass es sich bei einem George W. Bush um ein ganz anderes Kaliber handelt als bei Wladimir Putin. Wie heißt es so treffend in der Sprache der Finanzwelt? Zahlen lügen nicht. Und, bevor ich mich einer anderen Frage zuwende: es existieren noch genügend andere Felder des Todes, auf der diese Bilanz erweitert werden könnte: Afghanistan, Syrien, Libyen, Israel-Gaza etc.. Die Größenordnung im weiteren Vergleich spricht sogar für Putin. 

Ich weiß, der Sturm der Entrüstung wird einsetzen und man wird mich, wenn alles glimpflich verläuft, zum Kretin abstempeln. Wenn das absolviert wurde, was ja getan werden muss, um im Lager der Guten verweilen zu dürfen, dann bleibt, wenn es mir erlaubt ist, noch ein kleiner Hinweis: wie kann es sein, dass man sich trotz der kalten, enthüllenden Bilanz des Todes noch dazu aufschwingt, vernichtende Urteile zu fällen und auf andere zu zeigen? Ich weiß, Scham ist längst nicht mehr vorhanden, und, vielleicht ist in der schnellen Abfolge von Krisen auch der Verstand abhanden gekommen. Deshalb noch einmal mein bescheidener Verweis auf die Bildungsdebatte: Unbedingt Lesen, Schreiben und Rechnen lernen und lehren. Vielleicht dämmert es ja dem einen oder anderen, wenn er seinen Kindern dabei hilft. Bilanzen lesen ist eigentlich nicht so schwer. Da kommt man dann sogar relativ schnell den Fälschern auf die Spur.