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Im Zynismus Weltklasse

Für verantwortlich Handelnde scheint die Schnelllebigkeit unserer Tage von großem Vorteil zu sein. Wer erinnert sich noch an die Worte des damaligen Gesundheitsministers Jens Spahn, nach dem Ende der Corona-Krise müssten wir uns wahrscheinlich viele Fehler vergeben. Oder wer hat noch die Worte der Verteidigungsministerin Lambrecht im Ohr, die bei ihrem Amtsantritt davon sprach, der erste Schritt ihrer Aktivitäten müsse eine Evaluierung des desaströsen Abzugs der Streitkräfte aus Afghanistan sein? Wenige, und die, die das tun, sind bereits a priori, wie schon vorher auch, als unzurechnungsfähige Wirrköpfe stigmatisiert. Ja, immer wieder passieren neue Dinge, die den alten Schrecken schnell vergessen machen und die Nachbetrachtung in der Prioritätenliste nach unten verschieben.

Aufgrund der politischen Gravität der einzelnen Ereignisse, die nicht umsonst immer mit dem Wörtchen Krise überschrieben werden, sollten Nachbetrachtungen jedoch zur politischen Hygiene gehören. Das jüngste Vor-Beben in der Bankenwelt hat dieses Votum wieder eindrücklich bestätigt. Da waren Auswüchse zu beklagen, die in Erinnerung an das Debakel aus den Jahren 2008 fort folgende nur zu gut in Erinnerung. Die schmutzige, bankrottöse und hirnlose Devise des „Weiter so!“ ist nicht dazu geeignet, irgend etwas zum Besseren zu bewegen. Das Festhalten an der alten Vorgehensweise heilt weder die Wunden, die das Handeln geschlagen haben noch bietet es eine Alternative für die Zukunft. Nichts wird besser. Ob Bankenkrise, ob das Gesundheitssystem, ob Kriegspolitik – halt, letzteres kann nie besser werden, es handelt sich um einen Akt der Zerstörung, der nie etwas Vernünftigeres hat entstehen lassen. Und das ganze Ensemble von Marionetten und politischen Analphabeten marschiert in diesem Geiste mit. Dieses letzte Kapitel der Krisenpolitik hat bisher eines sehr deutlich gezeigt: Die jetzigen Verantwortlichen haben aus der Geschichte nichts gelernt. Und hier, im Land der Erleuchteten, wagt das kaum mehr jemand zu formulieren. Da kann man froh sein, wenn es ein chilenischer Politiker über die Lippen bringt. 

Ob Bankenkrise, ob Kriege um Ressourcen, ob Gesundheitspolitik, es ist klar geworden, dass eine Analyse jedes einzelnen Debakels zu der Erkenntnis führen wird, dass die absolutistische Maxime nach Gewinn, die dem imperialen Vorbild jenseits des Atlantiks zur Sicherung der globalen Hegemonie als Ansporn völlig ausreicht, alles auslöscht, was unter der Chiffre der modernen Zivilisation zustande gebracht worden ist. Indem man mit Feindbildern das eigene Handeln legitimiert, selbst aber mit dem Teufel paktiert, wenn es sein muss, und nichts hinterlässt, was sich vorzeigen ließe, manövriert man die eigenen Kohorten in den Ruin. 

Um diese Geschäfte zu führen, hat man sich früh genug gefügige Vasallen heran gezüchtet, die alles machen, was aus der strategiezentrale des Imperiums angeordnet wird. Das geht bis zum Hochverrat an den Interessen des eigenen Landes. Bejubelt wird das von den medialen Claqueuren, die mit den gleichen Methoden sozialisiert wurden, wie die, über die sie berichten,  als Feldzug für die Freiheit. 

Sieht man genau hin, dann sind die Ideale von Freiheit und Menschenrechten noch nie so missbraucht und pervertiert worden. Bis zu den alten Netzwerken des europäischen Faschismus, ob im Jugoslawienkrieg und jetzt in der Ukraine, kooperiert ein ach so demokratisches Deutschland mit den Mordbuben aus der eigenen schmutzigen Vergangenheit, um nach eigenen Worten die Freiheit zu verteidigen. Diesen Zynismus und diese Unverfrorenheit wird niemand vergessen. Schließen wir versöhnlich: im Zynismus ist dieses Land Weltklasse.