So voll die Zorndepots auch sind, so sehr die Wut in den Herzen lodert, über die Verhältnisse, wie wir sie täglich ertragen müssen. Über die Täuschung, über die Unverfrorenheit, über den Missbrauch lange erprobter Begriffe aus den Buchseiten der Befreiung. Eines sollten wir nicht tun: das Maß verlieren und uns in eine Schlammschlacht mit den Dekonstrukteuren gesellschaftlichen Zusammenlebens auf Augenhöhe begeben. Denn, dann müssten wir beträchtlich schrumpfen oder sinken, je nach Betrachtungswinkel. Wer sich auf das gleiche Niveau begibt, wie die Demagogen, wie die Geschichtsfälscher und vor allem wie die Artisten in übler Nachrede, der tut es ihnen nicht nur gleich, sondern der hat, wie sie, auch keine Zukunft.
Ein Maß, das man im Gegensatz zu dem momentan zu erlebenden Bodensatz immer im Kopf haben sollte, ist das der Zukunft. Jeder, der Zustände kritisiert und eine Perspektive haben will, sollte sich darüber im klaren sein, dass die Qualität dessen, was man erreichen will, auch bei der Kritik des aktuell Widerwärtigen durchscheinen muss. Das Neue, das entstehen soll, darf nicht kontaminiert sein durch die unzähligen Stoffe der Unwahrheit, der Diskriminierung, des Hasses und der Inquisition.
So schwer es auch fällt. Es ist wichtig, sich zu vergegenwärtigen, dass die Protagonisten dieser durchtriebenen Entwicklung nur deshalb so verroht und verkommen sind, weil sie wissen, dass sie keine Zukunft haben. Nach ihnen, das haben sie komplett verinnerlicht, nach ihnen kommt nichts mehr, das ihnen genehm ist, deshalb wünschen sie sich nach ihnen die Sintflut. Denn wenn sie nicht mehr das Maß und das Wort aller Dinge sind, dann hat ihre Existenz an sich ihren Wert verloren.
Und alle guten und feinen Kräfte, die sich heute so ekeln, die aber vorhanden sind und mit Groll im Bauch gegen das unwürdige Schauspiel ankämpfen, wollen nicht die Sintflut, sondern lebenswerte Verhältnisse. Und diese müssen sich widerspiegeln in der Form der Kritik, die geübt wird. Wer sich mit der Barbarei vermählt, wird als Barbar auch sterben.
Immer wieder sind solche Unbedachtheiten zu beobachten. Da wird mit dem gleichen semantischen wie realen Dreck um sich geworfen, mit dem man täglich konfrontiert wird. Und manche laden noch nach, so ganz nach dem Motto: Wollen wir doch mal sehen, wer die üblere Gestalt ist. Wie gesagt, so sehr das alles emotional verständlich ist, denn wir leben in harten Zeiten, so falsch ist es, wenn wir das Maß der Zukunft verlieren und in den Untiefen der Dekadenz versinken.
Seid wütend, seid zornig, seid unnachgiebig und schnaubend, aber sinkt nicht in die Tiefen derer, die euch malträtieren! Denkt daran, ihr seid das Beispiel für einen anderen, besseren Weg!

Pingback: Harte Zeiten! | per5pektivenwechsel