Der Michel und die Unken I

Wäre ihm nicht an jenem Morgen das Hirn ins Müsli gerutscht, hätte es anders, aber besser kommen können. So aber hielt er an dem Glauben fest, in Amerika herrsche nur eine Partei. Und das für alle Tage. Sich an ihr zu orientieren, schien ihm die höchste Räson des Staates zu sein. Schön unter ihrem Röckchen kuscheln, sich von ihr immer wieder sagen zu lassen, genau das sei die Form von Verantwortung, die man von ihm erwarte, das war sein Credo. Und nun, nachdem der Mob da drüben es gewagt hatte, eine regelrechte Kanaille ins Amt des Präsidenten zu wählen, war es vorbei. Mit allem. Mit dem Platz unter dem Röckchen und der Gewissheit, sich zwar ab und zu schlecht behandelt, aber letzten Endes auch beschützt zu wissen. Das ständige Winken des immer kecken und frivolen Franzosen am Nachbarzaun, das Schicksal selbst in die Hand zu nehmen und sich gemeinsam auf schlimmere Zeiten vorzubereiten, hatte er – bitte denken Sie an das Hirn im Müsli! – erst gar nicht beantwortet. Sollte der Zappelphilipp doch rumspinnen. Darauf ging er erst gar nicht ein. Und jetzt kam der dunkle Bote mit dem Salat und schmiss ihm den Unrat vor die Tür.

Die ewigen Stänkerer im eigenen Keller fangen jetzt an zu tönen und bestehen darauf, dass auch sie gewarnt hatten, dass der Onkel Sam verschiedene Gesichter hätte. Jetzt interessierte es doch keinen mehr, was gestern war. Das sagte er doch immer wieder. Bei jeder Krise kamen die Neunmalschlauen aus ihren Löchern und schissen aufs Paradekissen. Jetzt ging es darum, sich über den neuen Präsidenten da drüben und seine egoistischen Entscheidungen aufzuregen. Über die Dreistigkeit, mit der er es tat. Wie schon einmal. Und dass doch keiner damit rechnen konnte, dass der nochmal gewählt würde. Außer denen, die mehr Glück mit dem Müsli hatten. 

Jetzt war klar, dass im Notfall das Land nicht verteidigt werden könnte. Was, auch das sei gesagt, den Unken natürlich früher schon bekannt war. Sie hatten immer mit dem Finger darauf gezeigt. Aber da war man weltweit unterwegs, um die Freiheit zu verteidigen, Truppen in Afghanistan, in Mali, Schiffe im Südchinesischen Meer. Jetzt faselten schon wieder welche, der Iwan käme mit seinen Panzern in die norddeutsche Tiefebene. Na ja, viel hatte der in der Ukraine zwar nicht zu bieten. Und der Teufel weiß, warum er sich dann doch irgendwie durchsetzen konnte. Vielleicht weiß er ja auch, warum das in Afghanistan nichts wurde. Aber das führt jetzt alles zu weit.

Überhaupt, die Lage ist jetzt schlechter als vorher, wieder so eine verflixte Zeitenwende. Und natürlich liegt das nicht an der eigenen Politik! Kann es ja gar nicht, denn die folgt doch der des Bündnisses.  Nein, es liegt, wie immer, an den Bösewichtern dieser Welt. Die sind es! Nur, dass jetzt noch so ein Drecksack da drüben, in der Kommandozentrale, wieder Präsident wurde. Damit konnte doch keiner rechnen! Aber eins hatte sich der Michel vorgenommen: sollte ihm heute noch so eine Unke über den Weg laufen, dann schmisse er sie in den See und eine Büchse Karbid hinterher! 

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