Krise VI: Isolation durch Überheblichkeit

Menschen in Not, bedroht von einer gemeinsamen Gefahr, schließen sich trotz aller bestehenden Unterschiede, trotz unterschiedlicher Auffassungen, zusammen, um der Bedrohung zu trotzen. Dafür existieren unzählige Beispiele in der Gattungsgeschichte und man sollte meinen, diese Erkenntnis könnte als anthropologische Konstante gelten. Umso erstaunter, bestürzter und zorniger kann man werden bei der Betrachtung dessen, was zum Teil stattfindet. Nicht, dass nicht ein Hauch von Solidarität über dem Land läge und die beschriebene Verhaltensweise wirkte. In der Nachbarschaft, zwischen einzelnen Institutionen, auf der Straße. Und nicht, dass es keine Beispiele dafür gäbe, wie es zwischenstaatlich zugehen sollte. Die Initiative aus Baden-Württemberg, die Krankenhäuser für infizierte Elsässerinnen und Elsässer zu öffnen und sie dort  zu behandeln, ist eine solche. Aber es gibt auch Giftboten, die zeigen, wie viel zur Veränderung ansteht. Und zwar sofort wie nach der Krise.

Die Macht der Nachrichtenorgane ist durch die massive Einschränkung der Bewegungsfreiheit und der teilweisen Kontaktsperre immens gewachsen. Ihnen käme jetzt die Aufgabe zu, aufzuklären, Beispiele guten Handelns zu zeigen und an den Lehren aus dem zu arbeiten, was wir momentan erleben. Diese Erwartung wird jedoch leider kaum erfüllt. 

Es sind überall, nur nicht bei den staatsmonopolistischen Nachrichtenagenturen, Informationen erhältlich über gegenseitige Hilfe. Kubanische Ärzte helfen mittlerweile in 37 Ländern, Russland liefert medizinische Hilfsgüter in Länder der EU, und China ist mit Ärzten und Instrumenten in Italien aktiv, sodass der italienische Außenminister beteuerte, ohne China sei Italien bereits kollabiert. Derartige Aktionen positiv zu konnotieren scheint nicht mehr möglich zu sein. Es ist, von der Seele gesprochen, beschämend.

Die Frage, die sich aufdrängt, ist die, was an konkreter Kooperation innerhalb der EU geschieht und was die EU an außereuropäischer Hilfe leistet. So, wie es aussieht, gibt es da nicht viel zu berichten. Was aber zu erwähnen gilt, ist die unglaubliche Haltung des Internationalen Währungsfonds (IWF)  gegenüber Venezuela. Weil, so die Verlautbarung, die Regierung Maduro nicht als die rechtmäßige anerkannt würde, könnten keine Hilfsgelder angewiesen werden. Noch ist der Putschversuch in Erinnerung,  der nun dazu dient, die Rechtmäßigkeit anzuzweifeln. Und unabhängig davon: Sollen die Menschen dort auf den Straßen verrecken, weil das eigene ideologische Konzept sich nicht durchgesetzt hat? EU wie UNO sind, bei der Betrachtung der Lage, keine große Hilfe. Ganz im Gegenteil, auch sie unterstreichen, dass es an der Zeit ist, radikale Veränderungen anzustreben.

Was an bestimmten Akteuren als Erkenntnis spurlos vorübergeht und sie daher obsolet macht! Was sich das heute journal mit dem Auslandsreporter Ulf Röller seit Jahren leistet, wird durch die gegenwärtige Krise noch dramatischer. Aus den USA hat er exklusiv gehetzt und nichts zur Erklärung der dortigen Verhältnisse beigetragen. Nun liefert er, als Kritiker der kommunistischen Propaganda, die es gibt, kein Zweifel, im gleichen Modus seine Herablassung und Häme aus China. Solche Beiträge tragen weder zur Aufklärung bei noch zeichnen sie ein sympathisches Bild des Landes, für das er berichtet. 

Allen, die jetzt vielleicht die Zeit haben, sich mit dem Weltgeschehen intensiver auseinanderzusetzen, sei geraten, dieses zu tun. Es wird schnell deutlich werden, wie vergiftet dieses Land ist von Hetzern, die überall sind. Und wie überheblich dieses kleine Deutschland agiert, wenn es sich in der Welt bewegt. Fällt nicht auf, dass zwar immer an allen Ländern, die einen anderen Weg eingeschlagen haben als wir, herablassend herumgemäkelt wird? Und, mal ganz ehrlich, mit wem ist dieser Oberlehrer eigentlich noch befreundet? Fool on the Hill! 

15 Gedanken zu „Krise VI: Isolation durch Überheblichkeit

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  2. Avatar von aquasdemarcoaquasdemarco

    Also ich habe aus den besagten Mainstream Medien von all diesen Hilfsprojekten erfahren.
    Daher kann ich deine Kritik nicht unterstreichen.
    Es ist ja gut das du die Dinge hier noch einmal erwähnst, aber ständige Kritik macht die Situation nicht besser.
    Konstruktive Einwürfe in jedem Fall.

  3. Avatar von aquasdemarcoaquasdemarco

    Ich finde wir sollten auch alle mehr auf unsere Wortwahl achten, Worte vergiften den Brunnen der Gedanken.
    Worte, wie Hetzer etc.
    Und Verallgemeinerungen sind zu überdenken.

      1. Avatar von aquasdemarcoaquasdemarco

        Grundsätzlich schätze ich die meisten Beiträge von dir und die Blickwinkel.
        Soll an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben.
        Manche Sätze sind für mich persönlich ab und an zu polemisch und destruktiv.
        Kritik finde ich immer gut, wenn sie Lösungsansätze beinhaltet, neue Ideen, Möglichkeiten aufzeigt und Mut macht Neues auszuprobieren!

    1. Avatar von Gerhard MersmannGerhard Mersmann Autor

      Das sage ich doch auch nicht. Was ich kritisiere, ist der verbreitete Standpunkt, wir seien die, die alles wissen. Und ich schreibe doch auch, dass es wichtig wäre, die vielen, sehr unterschiedlichen Initiativen zu beschreiben, die konstruktiv handeln. Stattdessen wird an Ressentiments und Feindbildern gebastelt. Wer ist da konstruktiv und wer destruktiv?

      1. Avatar von aquasdemarcoaquasdemarco

        Stattdessen wird an Ressentiments und Feindbildern gebastelt. „
        Das kann ich so nicht sehen und lesen. Ich lese die Zeit, Tagesspiegel, FAZ, Stern, TAZ, schaue ZDF, ARD, Arte und manchmal die Welt, Spiegel, Süddeutsche.
        Ich nehme es nicht so wahr, wie du.
        Ich nehme für mich wahr das du häufig die Medien kritisierst.
        Ich habe aus besagten Medien von Hilfe aus Russland, China und Cuba erfahren, in der Lokalpresse stand heute von einer chinesischen Maskenlieferung für NRW, eine Spende.
        Ich lese da keine Arroganz.
        Aber man liest ja oft, was einem gerade beschäftigt, als ich Vater wurde, hab ich überall Familien mit Kindern gesehen, jetzt achte ich da gar nicht mehr drauf.

  4. Avatar von westendstoriewestendstorie

    Es finden sich viele Schmuckstücke in all dem Moloch. Ganz bestimmt. Doch erlebe und sehe ich es doch genauso. Schon immer, jetzt auch. In Deutschland wird gern und mit zurückgelehnter Haltung auf andere gezeigt. Gehetzt und Verurteilt. In Krisen zeigt sich jetzt ganz deutlich wer sich und wem am Nächsten ist.
    Das in der EU nicht umgehend, sofort gehandelt wurde und die so stark betroffenen Länder unterstützt wurden ist einfach sehr sehr traurig. Das Wort Europäische Gemeinschaft gehört längst aufgelöst. Nicht erst seit heute. Wir hätten seit Wochen einen hohen Bestand an Beatmungsgeräten Italien zur Verfügung stellen können. Wir hätten schon lange viel mehr tun können. Ich schließe mich dem ein. Ich tue auch zu wenig.
    Eine kluge 16jährige sagte mir neulich: ich werde Geschichte studieren. Ich werde Geschichte studieren um Menschen zu verstehen. Erst wenn ich weiß wie es war, verstehe ich die Menschen heute. Ein schlaues Kind.

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