Als die deutsche Nationalmannschaft vor vier Jahren die Weltmeisterschaft gewann, hatte sich eine jahrelang zu beobachtende positive Entwicklung endlich ausgezahlt. Vorausgegangen war eine mit Ausdauer und Präzision durchgeführte Nachwuchsarbeit, die ihren Erfolg bereits bei der WM 2006 und 2010 abzeichnete. Bei der WM 2010 hätte es bereits mehr sein können, ähnlich wie bei der folgenden EM. Dort waren die entscheidenden Spiele verloren worden, weil Kleinmut und Vorsicht zu einer zu zaghaften Taktik geführt hatten. Dasselbe wiederholte sich bei der EM 2016 in Frankreich. Diese Erfahrungen sind nicht verarbeitet worden. Ganz im Gegenteil, es wurde das konkrete Abschneiden gefeiert, anstatt sich auf das Verpasste, Größere zu konzentrieren.
Es ist immer eine immense Herausforderung, eine Top-Leistung zu wiederholen. Gerade im Augenblick des Zenits stellt sich allerdings die Frage, was zu tun ist, um sich in diesen Regionen weiter zu bewegen. Die Antwort ist kein Mirakel: Weiterentwicklung. Besonders der Confed-Cup im letzten Jahr in Russland war in dieser Hinsicht ein Fingerzeig des Schicksals. Aufgrund einer besonderen Konstellation fuhr das DFB-Team dorthin mit einer komplett anderen, jüngeren Mannschaft und überraschte mit frischem, ideenreichem Fußball und dem Sieg des Turniers.
Die Konsequenz war genau die falsche. Anstatt darin einen Neuanfang zu sehen, griff der Trainer bei der WM 2028 auf die Kräfte, die nicht von sich aus zurückgetreten waren, zurück. Was folgte, war das Schicksal, das alle Weltmeister der jüngeren Geschichte teilten. Italien, Weltmeister 2006, scheiterte 2010 in der Vorrunde, Spanien, Weltmeister von 2010, scheiterte ebenfalls 2014 in der Vorrunde. Ohne nennenswerte Veränderung wiederholte Deutschland dieses traurige Spiel 2018.
Vor kurzem schrieb eine Bloggerin hier auf der Seite, das Schöne am Fußball sei die Tatsache, dass man gesellschaftliche Entwicklungen dort miterleben könne, ohne dass Menschen ihre Existenz verlören und Blut fließe. Recht hatte sie! Denn das, was mit dem heutigen Ausscheiden in der Vorrunde endete, ist ein Lehrstück für das Versäumnis, Fortschritt nicht als fortgeschritten sein, sondern als Fortschreiten zu begreifen. Wer oben ist, kann tief fallen, wenn er sich nicht der Erfordernis der Veränderung bewusst ist. Aus nichts anderem speist sich die Volksweisheit, dass Hochmut dem Fall vorausgeht.
Die Art und Weise, wie das deutsche Team aus diesem Turnier ausgeschieden ist, dokumentiert genau dieses Versäumnis. Das Festhalten an dem Alten, Bewährten, das die Konkurrenz bis zum Erbrechen studiert hat, lädt dazu ein, die Schwachstellen zu benennen und zu nutzen. Der Spirit, wenn der Begriff in diesem Kontext gar verwendet werden darf, war der einer verängstigten und dennoch bräsigen und selbstverliebten Truppe, die den Kampfgeist und die Bereitschaft, alles zu geben, verloren hatte.
Das Ende ist folgerichtig. Nicht nur, weil die notwendigen Veränderungen nicht vorgenommen wurden, sondern auch, weil ein Verband, gegen dessen ehemalige Vorstandsriege die Staatsanwaltschaft wegen Korruption ermittelt, derartig weltfremd geworden ist, dass sie dem Cheftrainer noch vor dem Turnier einen neuen Vierjahresvertrag gegeben hatte. Man stelle sich so etwas in einer anderen Organisation vor: Noch vor der Erreichung des Erfolges bereits die Belohnung zuzusprechen! Deutlicher kann der tiefe Fall nicht illustriert werden.
Aber, wie alle, die noch nicht Opfer der Verblendung geworden sind, wissen: Niederlagen haben auch etwas Gutes. Sie legen nahe, dass es höchste Zeit für einen Umbruch ist.

Ich habe keinerlei Ahnung von Fußball, aber was hier abgelaufen ist, kann als Fehlentwicklung praktisch in Unternehmen der Wirtschaft oder jeder Organisation ebenso mit erlebt werden. Das sich auf alten Erfolgen ausruhen, die bräsige Selbstzufriedenheit, sind stets der erste Schritt zur Niederlage.
Auffallend fand ich die fehlende Nervenstärke, die Dünnhäutigkeit der Akteure. Der Umstand, dass eine Mannschaft unfähig ist, sich auf die relativ einfache Taktik der Igel-Verteidigung, der Total-Blockade des gegnerischen Kastens einzustellen, ist ein klarer Fall des Trainers!
Der Kuschel-Löwe und der ölige Bierkopf sind offenkundig nicht die geeigneten Leute für den Job, für den sie üppigst kassieren. Den DFB abzocken ist halt nur EIN Teil des Jobs…
Der Mannschaft ist kein Vorwurf zu machen, denn sie wurde von diesen Typen ausgesucht. Sie haben dieser Selektion exakt entsprochen, fürchte ich mal?
Wir haben sie großgemacht, dann haben wir die Pflicht und das Recht, sie auch wieder kleinzumachen. Bitter für die Menschen hinter den Spielern, denn das sind sie, teils junge Kerls Anfang 20, die der Erwartungshaltung an das Siegen und Scheitern, also an den Lebensalltag, nicht gerecht werden können. Vielleicht sollten wir uns da ein wenig in Zurückhaltung üben, Kritik hin oder her. Es gibt wahrlich wichtigeres im Leben und wer schon mal selbst Sport gemacht hat, weiß, dass der Grat schmal ist. Die Störfeuer auf dem Weg waren da, und inwieweit die Politik hier ihre Finger im Spiel hatte, weiß auch keiner.
Just my 5ct.
Hier war es auch zu sehen „je größer und beeindruckender die Blüte , um so größer die Misthaufen“.
Aber auch hier gilt , „der Mist der Gegenwart ist der Dünger der Zukunft“ …
Pingback: DFB: Mit Zitronen gehandelt! — form7 | per5pektivenwechsel
Na und, die Banalität und der entsprechende Menschentypus hat eben jetzt auch den Fußball gespielt. Das große Schauspiel, das ein Kaspertheater geworden ist, dieses »Für Deutschland« usw. aus der verlogen pathetischen Gier, das große Geld zu machen, das zu machen ist, gekommen, wozu kann das anderes führen? Und eifern nicht Millionen diesen von ihnen doch selbst gemachten Idolen nach? Innerlich wie äußerlich? Es ist das offenbar unvermeidliche Drama um Glauben, Massenpsychose, Blindheit, Fanatismus. Man kennt es auch an der Sprache. Wenn das nicht gleichgemacht wird, dann macht sich das selber gleich. Und nach der »Niederlage« erschallt dann pünktlich der Ruf nach einer neuen Führung. Kotzundwürg.