In Madrid, am Plaza Mayor, im Herzen der Stadt, läuft zur Zeit eine Ausstellung unter dem Titel: NO PASARÁN! Madrid 1936. Anhand von Fotografien, Tondokumenten und Plakaten werden jene 16 Tage zurück ins Leben gerufen, in denen General Franco die Hauptstadt, aus der die republikanische Regierung bereits geflohen war, einnehmen und die Macht an sich reißen wollte. Durch eine ungeheure Anstrengung aller demokratischen Parteien, der Zivilbevölkerung und Sympathisanten aus aller Welt gelang es, in sechzehn verlustreichen Tagen, das putschende Militär aus der Hauptstadt zu halten und die Hoffnung auf den Erhalt der 2. Republik, der Nińa Bonita, zu wahren. Was folgte, waren drei Jahre Bürgerkrieg, die durchaus als Prototyp der weiteren europäischen Geschichte bezeichnet werden können.
Die Ausstellung in Madrid zieht Tausende an, Alte und Junge stehen in der Schlange und selbst strömender Regen hält sie nicht ab. Wie können sechzehn Tage, die als Vorspiel des II. Weltkrieges bezeichnet werden müssen, heute noch eine solche Attraktion besitzen? Vielleicht ist es nicht nur das kollektive Gedächtnis einer Stadt, vielleicht ist es aber auch ein Gefühl, das die Aktualität dieser dichten Ereignisse so interessant macht.
General Franco erhielt nicht umsonst Unterstützung von den Herren Mussolini und Hitler. sie unterstützten ihn, auch mit Militärkraft, wobei die deutsche Legion Condor bis zum heutigen Tag eine traurige Berühmtheit in Spanien hinterließ, als sie im baskischen Guernica 1937 einen Wochenmarkt bombardierte und den Ort nahezu auslöschte. Da ging es nicht um eine militär-strategische Notwendigkeit, sondern um den Faktor der Demoralisierung. Der Faschismus testete im spanischen Bürgerkrieg seine Militärstrategie, so wie auf republikanischer Gegenseite versucht wurde, die Allianzen zu schmieden, die den drohenden Weltkrieg verhindern und den Faschismus bezwingen sollten. Da waren jene Internationalen Brigaden, zu denen sich Menschen aus der ganzen Welt gemeldet hatten und, wenn sie nicht fielen, einen Vorgeschmack bekamen auf die brachiale Seite des Krieges. Orwell, Hemingway, Reger und Kolzow waren nicht nur Zeitzeugen, sondern sie hinterließen auch Berichte, die bis heute unter die Haut gehen.
Und da war die glorreiche Sowjetunion, bereits unter der Ägide Stalins, die mit allerlei Teufeln paktierte und für das moralische Zerbröseln der republikanischen Front in hohem Maße mitverantwortlich war und ihre eigene Glaubwürdigkeit in diesem spanischen Bürgerkrieg dramatisch ramponiert hatte. Und dort, wo gerade eine elitär-katalanische Revolte im Gange ist, da mobilisierten Anarchisten Menschenmassen wie seitdem nie mehr in der Geschichte. Bonaventura Durruti, einer jener Volkstribune, die Hunderttausende in ihren Bann zogen, sorgte dafür, dass Barcelona als anarchistische Hochburg galt. Tatsächlich waren diese Anarchisten nicht weniger martialisch als der Rest. Bei jedem Ort, den sie einnahmen, begannen sie mit einem eindeutigen Ritual: Sie erschossen den Priester wie den Bürgermeister und verbrannten das Stadtarchiv, um die Buchführung über den Grundbesitz zu vernichten.
Madrid fiel zuletzt, und dort herrschte er dann, jener General Franco, bis er 1975 als alter Mann im Bett starb. Sein designierter Nachfolger, General Carrero Blanco, der für die Kontinuität der Diktatur stand, wurde kurz vor seinem Amtsantritt seitens der baskischen Untergrundorganisation ETA in Barcelona samt seiner Limousine über ein siebenstöckiges Haus gesprengt. Das war das Ende der Diktatur, was allerdings selten erwähnt wird. Betrachtet man die Massen, die in die Ausstellung drängen und sieht in ihre Gesichter, so kommt man zu dem hoffnungsvollen Schluss, dass manchmal doch mehr Wissen vorhanden ist, als in den Büchern steht.

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Vielleicht gehen ja die Spanier auch vernünftiger – heißt dosierter – mit ihrer historischen Vergangenheit um? In Deutschland 2018 werden gerade die antifaschistischen Fehler der DDR wiederholt: Inflationäres Massenlangweilen mit den immergleichen Fakten; und die Stimmung auf dem rechten Flügel nimmt zu! Komisch? – Auch die DDR hatte trotz flächendeckender Dauerindoktrination 87/88 eigene Skinheads. Wie kam das bloß?
Müssen selbstgerechte westdeutsche Alt-68 an gesellschaftswissenschaftlichen Fakultäten nicht erforschen. Liegt an der Dummheit der Ossis. Weil die kein eigenes 68 hatten. Einfache Antwort. Schnelle Antwort. (Wenn die andere Seite sowas macht, heiß es immer: Falsch! Man kann sich das doch nicht so einfach machen!)