Der Tanz um die Macht wirkt wie die müden Schritte von Greisen, die eigentlich keine Lust mehr haben, sich zu bewegen. Das alte Wort des Augustinus, „in dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst“, wirkt wie Hohn, wenn man sich die betrachtet, die bis dato darüber sprachen, ob sie nun eine Regierung bilden wollen oder nicht. Mit Ausnahme der Grünen. Deren Protagonisten, Özdemir und Göring-Eckhard, brannten allerdings für keine Vision, sondern für Amt und vor allem Würden. Sie schmissen ihre Visionen vom Balkon ihres Verhandlungsortes wie den Unrat aus einem Aschenbecher. Aber der Rest? Die Union schleicht durch die Usancen der Praxis wie eine geistlose Figur. Und in der SPD macht sich eine Stimmung breit, die nichts zu tun hat mit einer Regierungsvision, sondern der alten preußischen Kartätschenhörigkeit. Bei dem Wort Verantwortung zucken viele zusammen, damit hat man sie immer bekommen. Nur wissen jetzt viele von ihnen, dass es das Ende sein kann. Wenn sie noch einmal programmatisch uninspiriert an einer Merkel-Wallfahrt teilnehmen, dann kann das das Ende der großen alten Sozialdemokratie sein. Endgültig. No hope for return!
Neulich erzählte einer von den jungen Sozialdemokraten, seinerseits Delegierter auf den Parteitagen, auf denen die Weichen gestellt werden, mit einem langen Seufzer, die Sozialdemokratie sei so oder so dem Untergang geweiht. Auf Nachfrage, wie er das meine, erzählte er von den Diskussionen, wie sie derzeit geführt würden und von der fehlenden analytischen Schärfe, die dabei zu beobachten sei. Wenn seine Eischätzung zuträfe, dann werden sich viele nicht mehr wehren gegen eine erneute Regierungsbeteiligung. Und es wird keine programmatische Erneuerung stattfinden. Und es wird das Ende sein.
Auch wenn die SPD, als die große alte Partei der Arbeit, die komplexeste und komplizierteste Aufgabe vor sich hat, weil Charakter wie Organisation der Arbeit revolutioniert worden sind und es um neue Konzepte geht, die niemand aus dem Ärmel schüttelt. Und weil es die Partei sein wird, die die Wahrnehmung der Interessen der Wertschöpfenden in einem globalen Prozess auf ihre Fahnen schreibt, die in der Lage sein wird, die Macht in der Zukunft wieder zu übernehmen, ist diese Aufgabe eigentlich diejenige, die das Feuer entzünden muss. Und kein Ministerposten. Wenn sie sich dieser Aufgabe stellen würde, störte auch kein Ministerposten. Aber sie muss es tun.
Und, etwas, das diese Gesellschaft existenziell ebenso betrifft, die Allianz mit den außer Rand und Band geratenen USA in ihrer Politik gegenüber Russland, entspricht ebensowenig den Interessen der hiesigen Bevölkerung. Wer glaubt, die Meinungen, die in den Medien kommuniziert werden, entsprächen in dieser Frage der Realität, der hat sich von dem, was so gerne als Basis bezeichnet wird, mächtig entfernt. Bevor über soziale Gesetzgebungsprojekte gesprochen wird, sollte deutlich gemacht werden, wie und wo ein stabiler Frieden gesehen wird. Mit einer schnarrenden Verteidigungsministerin, die vor Ehrgeiz zum Himmel stinkt, kann das ebensowenig geschehen wie mit einer Garde von in der DDR sozialisierten anti-russischen Kriegstreibern. Da liegt ein Thema auf dem Tisch, das der derzeitige Bundespräsident mit verbockt hat und das die Möglichkeit bietet, Vertrauen in der Bevölkerung wieder herzustellen.
Es heißt, Hunde, die bellen, beißen nicht. Hört auf zu bellen, zeigt, dass ihr beißen könnt. Denn wer nicht beißen kann, der wird in diesem Geschäft nicht gebraucht.

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ausgezeichnet! Nur glaube ich nicht,dass die anti-russische Kriegstreiberei von DDR-Sozialisierten herrührt. Sie stammt aus den Arsenalen der deutschen braun-schwarzen Tradition, die natürlich auch in der DDR überlebte, aber die sehr viel tiefer in Westdeutschland verwurzelt ist. Nur im Westen wurde sie ununterbrochen systematisch geschürt.
Hat dies auf ragbag rebloggt und kommentierte:
» […] Es heißt, Hunde, die bellen, beißen nicht. Hört auf zu bellen, zeigt, dass ihr beißen könnt. Denn wer nicht beißen kann, der wird in diesem Geschäft nicht gebraucht. […] «
Jo. Das mit den DDR sozialisierten Krriegstreibern ist voll daneben: es sind genau 2 auf die das passt: Gauck und Merkel. Das sind weniger als 0,00005 % der Ex-DDRer; Ob andererseits dieses letzte SPD-Aufgebot da noch genügend Kukident zusammenfindet um die Beißerchen zu befestigen… wer weiß… diesbezüglich geht wirklich gerade ein Hauch von Weimar um… keiner will mehr ran…alle wollen nur noch nach Hause… (und uns Schreiberklingen geht es eigentlich nicht anders)