The Chancellor is female, the Minister of Foreign Affairs is gay and the Health Minister an Asian – and you think, America is the country of opportunities? Mit diesem Slogan wirbt die Bundesregierung auf großen Plakatwänden überall in Washington DC und möchte auf die Offenheit und Durchlässigkeit der bundesrepublikanischen hinweisen. Diversity als Qualitätsmerkmal für eine Gesellschaft, die in Bezug auf ihren internationalen Ruf immer noch glaubt, mit den Maßen der Vergangenheit, die sich auf die nationalsozialistischen Gräueltaten beziehen, gemessen zu werden. Das Anliegen ist löblich, missachtet jedoch zweierlei.
Zum Einen wird die Bundesrepublik längst nicht mehr nur in der Welt für die Geschehnisse zwischen 1933 und 1945 gemessen. Das ist gut so, denn nach mehr als sechs Jahrzehnten hat sich die Welt gedreht und vieles, was es zu bekämpfen gäbe, hat heute einen höheren Stellenwert. Das, was in Deutschland geschehen ist, sollten wir nicht vergessen, aber wir sollten uns davor hüten, uns von den Zeremonienmeistern einer neuen dogmatischen Welterklärung immer wieder in eine Ecke des Verdachts stellen zu lassen, die ihre eigenen politischen Ziele, die undemokratisch und zweifelhaft sind, begünstigen.
Zum Anderen ist Diversity nicht ein Wert an sich. Diversity ist wohl eher die Beschreibung des Zustandes, in dem sich zumindest Gesellschaften wie die unsere, die sich als demokratisch und permissiv definieren, befinden. Die ethnisch reine, durch die Herrschaft einer besonderen Zugehörigkeit zu einer Bevölkerungsgruppe gekennzeichnete Gesellschaft, ist eine Schimäre, die es schon lange nicht mehr gibt. Globalisierung heißt Durchmischung und es gehört zu den großen Aufgaben der Zeit, sich damit gedanklich wie politisch konstruktiv auseinanderzusetzen. Das demokratische System und die in ihm lebenden Menschen stehen vor Fragen, die sich mit der gegenseitigen Toleranz, der kulturellen Andersartigkeit in einem gemeinsamen, als konkordant zu definierenden Gemeinwesen zu beschäftigen haben. Das sind große Herausforderungen, die nicht mit dem dogmatischen Hammer gelöst werden können, sondern nur durch einen Diskurs, der sich nicht hinter Tabus versteckt und mit der Keule der politischen Korrektheit vor unbequemen Fragestellungen zu stützen sucht.
Wird dieser Diskurs nicht geführt, dann steht die Konstatierung der Diversity als Qualität an sich vor einem Fiasko. Womit, bitte schön, ist der Frauen- und Schwulenbewegung oder den Immigranten denn geholfen, wenn als ihre Signets Politikerinnen und Politiker verkauft werden, die das politische Elend eher beschreiben als lösen. Die Kanzlerin gilt auch international als die Jongleurin der Macht schlechthin, unabhängig von der Qualität eines politischen Programms. Der Außenminister ist ein propagandistisch ehemals gewitzter, an seiner jetzigen Funktion allerdings völlig überforderter Parvenü und sein jetziger Parteivorsitzender ein Nischenprodukt, das außer der Parteikarriere noch nicht allzu viel vorzuweisen hat. Das ist eher erbärmlich als dazu angeraten, für eine Sache zu werben, die man gerne hätte, von der man aber meilenweit entfernt ist.
Die Frauen in der Bundesrepublik haben es noch nicht in dem Ausmaß in die Chefetagen geschafft, wie ihnen das zusteht und die Migrantinnen und Migranten ebensowenig, lediglich Homosexuelle haben in Politik und Medien bestimmte Positionen erobert. Als Qualität an sich kann man das alles nicht verkaufen und die momentanen Diskussionen um das Thema Diversity verkehren sich in das Gegenteil, wenn es dabei bleibt.
