Einleitung mit programmatischer Ansage

Chicago Transit Authority.

Analog zu der Band Blood, Sweat & Tears tauchte im Jahr 1967 ein Ensemble auf, das der bisherigen Entwicklung des Beat und Pop eine neue Wendung gab. Unter dem Namen Chicago Transit Authority erschien das Debutalbum der gleichnamigen, aus Chicago stammenden Band, die kurz danach den Namen nach juristischem Vorgehen der Chicagoer Verkehrsbetriebe änderten und sich nur noch Chicago nannten. Ebenfalls wie Blood, Sweat & Tears existiert diese damals um Peter Cetera und Robert Lamm gegründete Formation bis heute und blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück.

Mit dem Versuch, den Jazz in die damaligen Revolutionierungswellen der populären Musik zu retten, hat Chicago sicherlich einen Platz in der jüngeren Musikgeschichte erworben. Das Album Chicago Transit Authority verfügt zudem über ein Alleinstellungsmerkmal. In dem ersten Stück mit dem Titel Introduction wird die Hörerschaft tatsächlich in die programmatischen Vorstellungen der Band eingeführt, sowohl textlich, als auch musikalisch. Expressis verbis werden die Traditionen aus Jazz und Rock ´n Roll genannt und der Wunsch geäußert, die rebellischen, assoziativen wie konzertanten Mittel dieser Genres in die neue Zeit hinüberzuretten. Eskortiert wird diese Ansage durch einen für die damalige Zeit nicht mehr üblichen Bläsersatz, der an die großen Zeiten der Big Bands erinnert.

Der weitere Fortgang des Albums, der programmatisch bleibt, beinhaltet im zweiten Stück bereits mit Does Anybody Really Know What Time It Is? Einen Hit, der bis Heute, über vierzig Jahre danach, häufig durch den Äther gejagt wird. Gefolgt wird da Stück von Beginnings, ebenfalls programmatisch ausgerichtet. Die Qualität und damit die Überlebenskraft dieses Stücks ist die dialogische Genialität von Bläsersatz und exponierter Posaune sowie einer Latinorhythmik, was die Öffnung und Experimentierfreude des gerade neu geschaffenen Genres andeutet. Mit Questions 67 And 68, Listen, Poem 58, Free From Guitar, South California Purples wird der Zeitgeist hinterfragt und reflektiert. Textlich grenzt es an eine historische Interpretation, die der Hörer heute zu leisten hat. Es wird deutlich, was in der damaligen Zeit mit einem Konzeptalbum gemeint war und wie hoch intellektuell die Musiker waren, dieses sich solches vornahmen. Mit I´m A Man ist auf diesem Auftaktalbum ein weiterer Hit zu hören, der es bis ins XXI. Jahrhundert geschafft hat. Percusssionsgetrieben, mit Bass, Schlagzeug und Kongas, um dann von einer Hammondorgel aufgegriffen und von rockigen Gitarrenriffs weiter getrieben zu werden, handelt es sich dabei um ein Stück, das mehr in der Vergangenheit haften bleiben wird als Introduction, das mit seiner Jazzreferenz einfach revolutionärer war.

Chicago Transit Authority ist bis heute durchgängig hörbar, weil es experimentell und offen ist, ohne eine kompositorische Geschlossenheit und Harmonie zu verlieren. Das Album dokumentiert ein wichtiges Kapitel neuerer Musikgeschichte und ist immer noch geeignet, den Rhythmus auf die Beine zu übertragen und den Geist zu inspirieren.