Blood, Sweat & Tears, What Goes Up! Best Of
Die ausklingenden sechziger und beginnenden siebziger Jahre des letzten Jahrhunderts können aus heutiger Sicht als die Sternstunden der musikalischen Innovation bezeichnet werden. In jeweils wenigen Jahren entstand eine Popkultur, deren Name eng mit den Beatles oder Stones verbunden ist. In derselben Zeit revolutionierte Jimi Hendrix den Electric Blues, schuf ein Bob Dylan ein eine neue Dimension des Rock und überall, wo Stöpsel in die elektrischen Gitarren gesteckt wurden, entstanden Formen der Musik, von denen die Epigonen nachher Jahrzehnte zehrten.
Die 1967 in New York gegründete Band Blood, Sweat & Tears war ebenfalls etwas Neuartiges, weil es ihr gelang, die Bläserinstrumentierung mit ihrem eigenen Genre des Jazz in die neuen Formen des Rock und Blues aufzunehmen. Zu jener Zeit, als in der Szene jedes Saxophon und jede Trompete als ein Irrläufer aus irgendeiner Militärkapelle abgetan wurde, setzten sich der Keyboarder Al Kooper und der Ausnahmetrompeter Randy Brecker zusammen und formierten eine gar bläserlastige Band, die einschlug wie ein Meteor.
Bis zum heutigen Tag sind Hits wie And When I Die, Hi-Di-Ho, Smiling Phases oder Spinning Wheel Fanale dieser Innovation. Und es spricht bis heute für diese Band, dass in allen Fällen die Originale besser sind als die vielen Versuche, sie zu covern.
Umso mehr freut man sich, eine Doppel-CD von Blood, Sweat & Tears erwerben zu können, auf der diese Marksteine des Brass-Rocks zu hören sind.
What Goes Up. Best Of ist jedoch ein Album, das mehr zu bieten hat als die bloße Reminiszenz einiger Hits. Der erste Titel, Refugee From Yuhupitz, deutet die Virtuosität eines Randy Breckers in seinen Jazzlinien bereits an. House In The Country ist eher ein Zeitdokument über die sozial-romantischen Träume einer Aussteigergeneration, wohingegen You´ve Made Me So Very Happy eine beachtliche epische Qualität erreicht. Auf der zweiten CD brillieren Stücke wie Mama Gets High, einem lakonischen Blues, der der Pietät regelrecht das Fell über die Ohren zieht, dem Hancock –Klassiker Maiden Voyage, interpretiert in einem erstaunlichen Nuancenreichtum sowie Mean Ole World als Live-Version, die als schnoddriger Rock daher kommt und auch von der Wahl der Reihenfolge der Stücke einen sehr guten Geschmack beweist.
Blood, Sweat & Tears! Ein Churchill-Zitat, das die turbulente, aber bereits in Ansätzen saturierte Rockwelt jener Tage mächtig verstörte und mit einem grandiosen Bläsersatz der Musik der Rebellen die Wärme dieser Instrumentierung wieder zurück gab, und hat mit diesem überarbeiteten und klanglich akzeptablen Album eine Stimme bekommen, die man sich immer mal wieder anhören sollte.
